Lange war Friedrich Schiller das große Idol des deutschen Bildungsbürgertums. Seit einigen Jahrzehnten ist der Stern des Dichters allerdings merklich gesunken: Eine Zeit, der das große Pathos ebenso verdächtig geworden ist wie der idealistische Humanismus der Weimarer Klassik, scheint mit ihm nicht mehr viel anfangen zu können. Schaden muss ihm das nicht unbedingt. In der gewachsenen Distanz kann auch eine Chance liegen – auf einen unbefangenen Blick, der Schillers Werk vom Staub zweier Jahrhunderte befreit.