Haben Gedanken von Berufspolitikern aus den Gründerjahren der Bundesrepublik Deutschland heute noch eine politische Aktualität? Die prägenden Persönlichkeiten der freiheitlich-parlamentarischen Demokratie sind vielen heute kaum noch bekannt. Angesichts rasanter politischer und gesellschaftlicher Veränderungen scheinen ihre Standpunkte und Kritiken für die Gegenwartsprobleme bedeutungslos – zu Unrecht, wie das Beispiel Kai-Uwe von Hassel zeigt.
„Das Zustandekommen unserer heutigen Welt war etwa so wahrscheinlich, wie mit dem Würfel 999-mal hintereinander eine 6 zu werfen.“ Vom Standpunkt der Unwahrscheinlichkeit aus befasst sich unser Autor Max J. Kobbert in diesem Beitrag mit dem anthropischen Prinzip und dessen Bedeutsamkeit für die Gegenwart und Zukunft unseres Planeten.
Die „Identität des Ichs“ ist ein zentrales Problem der europäischen Philosophie und prägt die westliche Kultur bis heute. Der Germanist und Kulturwissenschaftler Ulrich Merkel geht dieser Frage interdisziplinär auf den Grund: Der Geschichte seiner seit dem 13. Jahrhundert von der christlichen Kirche behaupteten Identität und unsterblichen Seele werden Geschichten der europäischen Literatur entgegengestellt, welche zeitlich parallel im deutlichen Kontrast dazu nur unstete und multiple Ichs kennt: ohne Identität – und nur als Beziehung zu einem „Du“ und „Wir“.
Geben wir es zu: Epen sind nicht einfach zu lesen, gelegentlich erscheinen sie uns fremd. All die Figuren, all die verworrenen Handlungen und dann auch noch die nicht immer alltägliche Ausdrucksweise, mit der selbst alltägliche Dinge beschrieben werden! Leicht verliert man den Überblick und die mühsam erarbeiteten Details sind bereits nach wenigen Wochen wieder vergessen. Eine kleine Hilfestellung ist es, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass der beschriebene Effekt als Teil der Konstruktion von großen Texten anzusehen ist, ja, auch als gelungener Effekt von ihnen. Man ist dann zumindest nicht allein mit seiner Vergesslichkeit.
Menschen erleben Geschichte oft in anderer Weise, als sich Fachwissenschaft und Schulpädagogik das vorstellen. Dabei nutzen sie „Geschichte“ als Ressource für ihre Beziehung zur Welt. Anhand der Gestalt des „Historicus*“ beleuchtet Friedemann Scriba solches Erleben – in der Spannung zwischen Wissenschaft, moralischen Prinzipien und Bindung an die eigene soziale Lebenswelt. Die Persona „Historicus*“ hat sich für die WBG sogar einem Interview gestellt.
In diesem Beitrag eröffnet unser Autor Dr. Kurt-Heinz Weber eine erfrischend neue Perspektive auf Immanuel Kant. Dabei nimmt er zwei bisher wenig beachtete Aspekte seiner Philosophie in den Blick: In Bezug auf die Moral die Bedeutung der Geselligkeit und der Umgangsformen; in Bezug auf die Natur die Bedeutung des Organischen, der Gestaltwerdung und des Schönen.
In diesem Beitrag zeichnet unser Autor Dr. Herbert Friedmann die Umwandlung des Lechs als letztem Wildfluss der Nordalpen in eine Kraftwerkstreppe nach. Von der Sesshaftwerdung des Menschen über Römerzeit, Mittelalter und Neuzeit bis hin zu den aktuellen Renaturierungsbemühungen werden die Folgen der menschlichen Eingriffe in die Flusslandschaft aufgezeigt.