Die aktuelle Neuerscheinung »Die Märchen der Welt« zeigt 60 Märchen-Klassiker, illustriert von Meistern der Buchkunst. In dieser Serie stellen wir einige der Illustratoren und ihre Werke vor – und werfen ein Licht auf die Autorinnen und Autoren, deren Geschichten sie zum Leben erweckten.
„Der Engländer“: Der Beiname von Edmond Dulac (1882–1953) datiert aus seinen jungen Jahren in Toulouse, wo er bereits als Kind durch seinen Vater, der Sonntagsmaler und Gemälderestaurator war, in die Kunst eingeweiht wurde und mit den Kunstgegenständen aus dem Fernen Osten, die sein Onkel importierte, in Berührung kam. Er hatte einen englischen Kleidungsstil angenommen und verließ Frankreich nach einem kurzen Jurastudium, das er zugunsten der Kunst aufgab, gen London.
Sein Illustrationsstil entwickelte sich unter dem Einfluss einer Kreuzfahrt im Mittelmeerraum im Jahr 1913 und aus seinem Interesse für japanische Drucke und persische Miniaturen. Doch der vielseitige und talentierte Künstler, der auch das Arabische beherrschte, beschränkte sich nicht auf das Buch. Da sich der Krieg ab 1915 mit voller Wucht auch in seinen Einkünften bemerkbar machte, verdingte er sich gleichermaßen als Porträtmaler, zudem war er ein begabter Karikaturist, Dekorateur und Schöpfer von Theaterkostümen (darunter auch für seinen Freund William Butler Yeats). Nebenher reüssierte er als Designer für Möbel, Wandteppiche und Innenausstattungen für Ausstellungen (und ein Kreuzfahrtschiff), war Komponist und Interpret (er spielte die indonesische Nasenflöte), entwarf Kartenspiele, Exlibris, Tapeten, Werbebroschüren, Gedenkbriefmarken, Medaillen, Banknoten und Titelblätter für den American Weekly. Er interessierte sich für Astrologie, Chiromantie und Spiritismus, verkleidete sich gern für Scharaden und lebende Gemälde. Gestorben ist er an einem Herzanfall infolge eines frenetischen Flamencotanzes.
Perrault: »Blaubart«
Andersen: »Die kleine Seejungfrau«
Märchen von nah und fern: »Das goldene Vlies«
Das Märchen »Das goldene Vlies« geht auf die griechische Mythologie zurück: Iason und die Argonauten führen uns auf die andere Seite des Schwarzen Meers, nach Kolchis, wo man Stiere mit ehernen Füßen herausfordert, aus deren Nüstern Feuer sprüht, wo man Drachenzähne ausstreut und wo die Zauberin Medea als Liebende handelt.
Charles Guyot (ein leider unbekannter, aber auf jeden Fall gebildeter Autor) erzählt eine Geschichte, in der es nur so wimmelt vor Ungeheuern, übernatürlichen Dingen, Verwünschungen, fürchterlichen und pikanten Leidenschaften. Er akzentuiert Iasons kriegerische Ausbildung. Und so sieht man in der Darstellung von Edmund Dulac mit einiger Überraschung den Kentauren Chiron den jungen Mann die Kunst des Lyra-Spiels lehren.
Über das Buch »Die Märchen der Welt«
Die Märchen der Welt - ein Buchjuwel in opulenter Ausstattung. Die Brüder Grimm, Hans Christian Andersen und Charles Perrault wurden mit ihren Märchenbüchern weit über ihre Heimatländer hinaus bekannt. Doch erst das Zusammenspiel mit den Illustrationen der bedeutendsten Buchkünstler der Jahrhundertwende lassen uns ihren ganzen Zauber erleben. Die stimmungsvollen Bilder von Edmund Dulac, Kay Nielsen, Arthur Rackham, Harry Clarke und Warwick Goble nehmen uns mit in eine Welt voller Wunder.
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