Kühles Vatikan-Memo zum sog. Synodalen Weg
Am vergangenen Donnerstag (21. Juli) hielt der Heilige Stuhl es für notwendig, via Pressemitteilung „klarzustellen: Der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“ Die Schlagzeilen vom Tage überzogen dramatisierend und sprachen von „Absage“, „Dämpfer“, „Grenzziehung“, „Verbot“, „Stoppschild“. Tatsächlich erinnert die Presseerklärung aber nur, was katholisch selbstverständlich, ja banal ist: In Fragen der Kirchenlehre und -verfassung entscheidet im Zweifelsfall der Papst und niemand sonst. Das steht auch nicht anders in der sog. Satzung des Synodalen Weges, die sich vollkommen in das hierarchische System einpasst. Aber genau das ließen die Verantwortlichen und die TheologInnen in der öffentlichen Inszenierung des Synodalen Weges regelmäßig unerwähnt und damit geflissentlich vergessen. Stattdessen verkaufte man Katholiken den Synodalen Weg als „demokratisches Konstrukt“, bejubelte eine angebliche „Augenhöhe zwischen Bischöfen und übrigen Gläubigen“, behauptete immer wieder Verbindlichkeit sowie Beschluss- und Entscheidungskompetenzen, optierte für Frauenordination, Gewaltenteilung, Laienbeteiligung bei der Bischofsbestellung und eine Änderung der kirchlichen Sexualmoral in bewusster Ansage wider den katholischen Katechismus, redete einer „Kirche der freiwilligen Entscheidung“ das Wort oder beschwor eine angebliche Freiheit des Volkes Gottes ohne Hinweis darauf, dass diese Freiheit amtskatholisch gerade im Gehorsam gegenüber der lehramtlich verkündeten Wahrheit besteht. Widerspruch dazu in einem Brief des Papstes an die deutschen Katholiken, von Bischofsgruppen und –konferenzen sowie von den prominenten Kardinälen Schönborn und Kasper wurden als Bestätigung umgedeutet. Die aktuelle römische Klarstellung rechtzeitig vor der wichtigen 4. Vollversammlung des Synodalen Weges Anfang September konnte daher nicht überraschen, sondern war erwartbar.
Frappierend ist es etwas Anderes – dass nämlich derselbe Chor aus Verantwortlichen und TheologInnen nun anders intoniert. Jetzt wird die Satzung im O-Ton wiedergegeben und behauptet, niemand habe vorgehabt, Lehre oder Struktur der Kirche zu ändern, ohne Bischöfe gehe das ja auch gar nicht, und man wolle nur Vorschläge in Rom einbringen. Und so entlarvt sich das vorherige zur Schau getragene Reformgehabe auf dem Synodalen Weg als das, was es von Anfang war: der gaukelnde Versuch der Bischöfe angesichts ihres grassierenden Glaubwürdigkeitsbankrotts, unterstützt von willigen Laienhelfern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, rechtlich ungedeckte Reformhoffnungen zu schüren und so gerade von dem abzulenken, was man zum bloßen Anlass degradierte – den nicht einmal hinreichend aufgeklärten, geschweige denn aufgearbeiteten Skandal der Missbrauchstaten und noch mehr ihrer Vertuschung.
Zweifelnde KatholikInnen sollen so lange wie möglich bei der Stange bzw. der Kirchensteuer gehalten werden und können jetzt beobachten, wie dieselben Akteure, die Reformsehnsüchte entfachten, sich bei amtlichem Gegenwind zunächst uminterpretierend wegduckten und sich jetzt angesichts des hierarchischen Klartextes sichtbar in ihre systemstimmigen Rollen der gefolgschaftstreuen Laien und eidlich papstergebenen Bischöfe zurückziehen. Laien sollten es für unter ihrer Taufwürde halten, ein solches Spiel weiter zu dulden, und sich der real-existierenden römisch-katholischen Kirche stellen. Von der Ent-Täuschung zur Emanzipation ist es schließlich nur ein kleiner Schritt.
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