Susanne Billig stellt in lockerer Folge empfehlenswerte Kindersachbücher vor. Die Liebe zum Lesen beginnt bei vielen schon im Kindesalter. Mit spannenden und lehrreichen Sachbüchern können Kinder die Welt von zu Hause aus entdecken! Auch Susanne Billig, Journalistin, Sachbuchrezensentin für den Deutschlandfunk Kultur und Jurymitglied der Sachbuchbestenliste von ZEIT, ZDF und DLF Kultur, entdeckt gerne das ein oder andere Sachbuch und stellt hier ihre Favoriten im Bereich Kinder- und Jugendbücher vor. Sachbücher erklären Kindern das Reich der Tiere oder zeigen, wie unser Universum aufgebaut ist. Aber auch darüber hinaus wartet viel Wissen, das die jungen Leser:innen entdecken können. Susanne Billig findet die Schätze unter den Sachbüchern für Kinder und Jugendliche, die großen Spaß am Lesen garantieren.
Sapiens - Die Falle
Was für eine coole Idee: Den universalhistorischen Wälzer „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari in eine Graphic Novel zu übersetzen und damit auch Kinder und Jugendliche ins weltweite Fan-Boot zu holen.
Neben zwei versierten Comiczeichnern hat der Historienmeister selbst daran mitgearbeitet und lässt es sich auch nicht nehmen, als gezeichnetes Figürchen – jungshaft, schmal, mit Brille – durch sein eigenes Werk und darin quer durch die Weltgeschichte zu spazieren, an seiner Seite seine neugierige kleine Nichte Zoe und eine freundliche indische Expertin für Anthropologie. „Die Falle“ ist schon der zweite Teil der Graphic-Novel-Version. Der erste zeichnete den Aufstieg eines neugierigen kleinen Affen zum Naturbeherrscher nach. Der zweite Teil widmet sich nun dem hohen Preis, den die Menschheit zahlte: der Versklavung durch die Landwirtschaft. Waren Süßgrassamen anfangs lediglich ein willkommener Snack, nahmen sie im Leben der frühen Jäger und Sammler immer mehr Raum ein, erzählt das Buch. Ohne es zu merken, geriet der Mensch über Generationen in die Abhängigkeit des Weizens. Mehr Nahrung, mehr Kinder, mehr Hunger, mehr Zwang zur Rodung, um größere Anbauflächen zu gewinnen, mehr Weizen, noch mehr Kinder, noch mehr Hunger, Rodung und Arbeit – ein Teufelskreis des Immermehr, der bis heute nicht gestoppt ist.
Das hört sich ernst an und ist es auch, aber junge Menschen, die für Umweltthehmen massenhaft auf die Straße gehen, können das vertragen – zumal ihnen dieses Buch mit zahllosen witzigen Mini-Geschichten entgegen kommt. Harari und seine Begleiterinnen treffen Herrscher und Fußvolk quer durch die Geschichte, sie schauen Bauern früherer Jahrhunderte über die Schulter, lernen vom „Fiction-Superman“, warum kollektive Fantasien – Religionen, ökonomische und nationalistische Mythen – Kulturen wie Klebstoff zusammenhalten und immer auch in Herrscher und Beherrschte gliedern.
Ernst, Tiefgang, Witz und Ironie als Comic-Schmöker – das ist einfach nur großartig.