Vor genau 955 Jahren gewannen die Normannen unter Wiliam the Conqueror eine Schlacht im südenglischen Hastings und veränderten somit den Lauf der Geschichte Europas.
Die als Folge der Schlacht stattfindende normannische Eroberung Angelsachsens hinterließ tiefe Spuren in der Struktur des Landes. Der Historiker Richard Huscroft bezeichnet die normannische Eroberung als „eines der wichtigsten Ereignisse in der europäischen Geschichte“. Angelsachsen, das sich vorher im Einflussgebiet der Wikinger befunden hatte, wurde nun Teil der zentraleuropäischen Bevölkerung und erhielt dadurch eine neue Sprache, neuen Gepflogenheiten und eine neuen Verwaltungsstruktur.
Alles begann damit, dass der französische König 911 Nachkommen der Wikinger, den sog. Norðmaðr erlaubte, sich in der Normandie anzusiedeln. Unter ihnen entwickelte sich die Gegend zu einem aufstrebenden Herzogtum, was der angelsächsischen Krone nicht verborgen blieb. Schlussendlich verbanden sich die beiden Herrschaftshäuser durch eine Hochzeit, die Edward the Confessor hervorbrachte. Edward, der einen Großteil seines Lebens in der Normandie verbrachte, führte mit seiner Thronbesteigung eine englische Zentralverwaltung nach französischem Vorbild ein und legte zahlreiche Posten trotz Protesten des angelsächsischen Adels in normannische Hand. Im Januar 1066 starb Edward schließlich kinderlos, weshalb nun mehrere Parteien Anspruch auf den Thron erhoben. Normannische Quellen berichten darüber, dass Edward den Normannen lange Zeit vor seinem Tod die Krone zusagte. Kurz vor seinem Ableben näherte sich Edward aber auch dem angelsächsischen Adel an, aus dessen Reihen sich Harold Godwin von Wessex auftat. Trotz, dass Harald II. vom Witan bestätigt wurde, wurde ihm der Thron schnell streitig gemacht: Sein exilierter Bruder Tostig konnte mit der Unterstützung des norwegischen Königs Harald III. Hardråde in Nordengland einfallen. Ein weiterer Konkurrent des Königs war Wiliam, der aus der Ferne agierte und Harald II. bereits bei Papst Alexander II. anschwärzte hatte. Vor dem Papst behauptete Wiliam, Harald II. würde nicht im Interesse der katholischen Kirche handeln und bat um die Erlaubnis, den König gewaltsam abzusetzen. Während Harald II. sich nun eher auf die Bedrohung im Norden konzentrierte, konnte Wiliam in Frankreich und Italien eine Flotte zusammenstellen und Soldaten rekrutieren. Als Harald II. schließlich wegen Kämpfen an der Stamford Bridge abgelenkt war, legte Wiliam an der Südküste Englands an. Nachdem die Kriegshandlungen an der Stamford Bridge abgeschlossen waren, blieb Harald II. nichts anderes übrig, als mit seinen geschwächten Truppen gen Süden zu marschieren. In Hastings wartete Wiliam bereits auf seinen Gegenspieler.
Weil die Angelsachsen im Schlachtverlauf aufgrund ihrer geschwächten Truppenstärke eine defensive Haltung einnahmen, griffen Wiliam und seine Gefährten zu einer List: Sie verbreiteten die Nachricht, Wiliam sei gefallen und ließen die Normannen fliehen. Die Angelsachsen folgten den Fliehenden. Als Wiliam sich seinen Männern wieder zeigte und sie erneut aufrief standhaft zu bleiben, hatten die Alamannen kaum eine Chance. Mit dem Tod Haralds II. lösten sich die angelsächsischen Schlachtreihen auf und die Normannen verließen Hastings als Sieger.
Die Schlacht von Hastings stellt einen Wendepunkt in der Geschichte Englands und Europas dar. Durch die darauffolgende normannische Eroberung wurde England in die Kultur Zentraleuropas integriert. Außerdem wurde ein normannische Zentralverwaltung und das Lehnswesen in England etabliert, Französisch wurde die neue Sprache der Oberschicht und zahlreiche Mitglieder:innen des englischen Adels flohen vor den Normannen nach Schottland, Irland, Skandinavien und Byzanz.
Obgleich dass die Schlacht bei Hastings schon 955 Jahre her ist, ist sie immer noch im Gedächtnis der Engländer:innen präsent. Einerseits gibt es Feste und LARP-Events zur Feier der normannischen Eroberung, andererseits steht sie mit Blick auf den Brexit für das Trauma, welches die Feinde vom Kontinent als Eroberer des Landes ausgelöst haben.