7. Dezember 1970 – Der Kniefall von Warschau

1970 reiste Willy Brandt als erster Bundeskanzler nach Polen, um die deutsch-polnische Beziehung durch den Warschauer Vertrag wieder herzustellen. 
Der Warschauer Vertrag schützte sowohl die Handelsvereinbarungen als auch die Landesgrenzen der Bündnispartner. 
Unterschrieben wurde der Vertrag vom polnischen Ministerpräsidenten Józef Cyrankiewicz und Willy Brandt, sowie dem polnischen und dem deutschen Außenminister. 

Im Rahmen der Unterzeichnung des Vertrages legte Willy Brandt am 7. Dezember 1970 einen Kranz an das Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos. Zum ersten Mal wurde den Toten gemeinsam gedacht. Im Zuge dessen sank der Bundeskanzler unerwartet auf die Knie, als Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Nationalsozialismus.  

Ein kurzer Rückblick: Während der Herrschaft Adolf Hitlers wurden Teile der polnischen Bevölkerung nach Deutschland verfrachtet und als Zwangsarbeiter gehalten. In Polen wurden durch die Konzentrations- und Vernichtungslager Abermillionen Menschen wurden auf grausamste Weise getötet.
1943 schafften es diejenigen, die bislang überlebt hatten, im Warschauer Ghetto sich gegen die Nationalsozialisten zu stellen, aber auch dieser Aufstand wurde niedergeschlagen und das Ghetto von Warschau ausgelöscht.

Und nun kniet das deutsche Staatsoberhaupt in Polen und bittet öffentlich um Verzeihung. 
Ich konnte dann letztlich nichts Anderes tun, als ein Zeichen zu setzen. Ich bitte (…) und bete für mein Volk um Verzeihung,“ sagt Willy Brandt 1988 in einem Interview zum Kniefall von Warschau.

Es ist ein einmaliges Symbol, ein Umbruch, für den Brandt später den Friedensnobelpreis erhalten sollte. Für viele Historiker:innen gilt der Kniefall von Warschau als der Wendepunkt, der dazu führte, dass man sich Deutschland gegenüber wieder öffnete. 

Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien – weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um eine Vergebung, derer er selber nicht bedarf. Dann kniet er da für Deutschland,“ schreibt Hermann Schreiber am 14. Dezember 1970 im Spiegel

In Deutschland blieb der Kniefall jedoch nicht ohne Kritik. Diejenigen, die die nationalsozialistischen, menschenverachtenden Ansichten nicht vollends abgelegt hatten, empfanden den Kniefall unterwürfig. Für sie war diese Tat ein Zeichen von Schwäche und der Unterordnung – und das ausgerechnet in Polen. Die Welt beschreibt den Kniefall von Warschau am 9. Januar 1971 als „Akt freiwilliger Selbsterniedrigung“ und als „eine Geste zur falschen Zeit, am falschen Ort vor den falschen Zeugen und unter einer falschen Voraussetzung“.


Andere kritisierten, dass Willy Brandt als deutsche Repräsentanten Ernst Achenbach mitreisen ließ, der aufgrund seiner NS-Vergangenheit als sehr umstritten galt. 
Die polnischen Gastgeber reagierten abgesehen von einem persönlichen Gespräch zwischen Brandt und Cyrankiewicz nicht auf den Kniefall. Der polnische Ministerpräsident war bewegt vom Kniefall, so war er selbst in Auschwitz inhaftiert gewesen.

Die polnische Presse reagierte ebenfalls zurückhaltend. Grund dafür waren neben einer Zensur der Medien durch die Regierung wohl antisemitische Propaganda. 
Durch diese Geste angeleitet entdeckten jedoch viele junge Pol:innen Deutschland wieder für sich.  

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