Der Anfang vom Ende – ägyptischer Widerstand unter der Herrschaft Ptolemaios V.

Die ptolemäischen Herrscher:innen regierten in der Nachfolge Alexanders des Großen ab Anfang des 3. Jhs. v. Chr. über Ägypten. Lange Zeit schien die innenpolitische Situation friedlich, doch unter der Herrschaft Ptolemaios V. (205 – 180 v. Chr.) kommt es zu mehreren Aufständen der ägyptischen Bevölkerung. 


Diese galten, da sie der griechischen Sprache meist nicht mächtig waren, als „Barbaren“ im eigenen Land. Nachdem die Könige und Königinnen durch immer brutalere Steuererhebungen immer mehr Geld aus der indigenen Bevölkerung herauspressten, erhob sich ein Gegenpharao in Theben. Dieser Gegenpharao namens Hannophris sah sich ganz in der Nachfolge der 18. Dynastie, die von Theben aus die Fremdherrschaft der Hiksos beendete und das Neue Reich einleiteten. Außerdem sah sich Hannophris von Amun berufen. Das Amunheiligtum in Theben hatte überregionale Bedeutung und in Ägypten hatten Tempel die Stellung von lokalen Verwaltungszentren. 


Erst im August 186 v. Chr. konnten die Aufstände in Oberägypten durch einen General des Ptolemaios namens Komanos niedergeschlagen werden. Sehr wahrscheinlich ausgelöst durch diesen Sieg entstand nur eine Woche nach der frohen Botschaft ein Dekret, welches wir heute Philensis – II Dekret nennen. Dekrete wurden bei sog. Synoden durch eine Versammlung von Priestern beschlossen, die sich in unserem Fall im Isis-Tempel in Alexandria zusammengetroffen haben. Dieses Dekret berichtet nun von der heldenhaften Rettung des Landes durch Ptolemaios V und stilisiert die Gegner des Pharaos als Anhänger des ägyptischen Gottes Seth. Diese haben sich laut Dekret auch an den Tempeln vergangen - ein großer Frevel zu der Zeit. Dass sich Pharaonen, die sich primär auf die ägyptischen Gottheiten und deren Priesterschaft stützten, die Tempel misshandelten, ist fragwürdig. Es zeigt jedoch, wie Feinde in der ptolemäischen Zeit dargestellt wurden und deckt sich hierbei mit dem einige Jahre zuvor beschlossenen Dekret auf dem Stein von Rosetta
Allerdings wird dort auch per Gesetz die Handhabung mit den Rebellierenden geregelt. Da die Rolle des Pharaos bei der Niederschlagung der Feinde eher von kleinerer Bedeutung war, berichtet das Philensis – II Dekret auch sehr ausführlich über die Wohltaten des Königs. Ein essentieller Teil der Herrschaftslegitimation des hellenistischen Königs waren seine Wohltaten, seine sog. Euergetismen. Der König war vor zwei Probleme gestellt, die er so zu lösen versuchte: Einerseits schien der Aufstand viele Opfer zu verzeichnen, da durch das Dokument ein Mangel an Bauern hervorgeht. Durch eine Neuverteilung des Landes sollten nun andere dazu ermutigt werden, das Land zu bestellen. Zudem wollte der Pharao verhindern, dass es erneut zu einem Aufstand kam. Deshalb musste er die rigorosen Steuereintreibungen seines Vorgängers wiedergutmachen. Ein Bestandteil dieser Euergetismen war auch die Amnestie, die der Pharao seinen Feinden gewährte. Aus dem Dekret geht nicht hervor, ob der Priesterschaft des Amun, die den Gegenpharaonen nachweislich unterstützen, danach bestraft oder in irgendeine Art und Weise in ihrer Handlungsmacht eingeschränkt wurden. 
Quellen über den ägyptischen Widerstand in Ägypten unter Ptolemaios V. gibt es kaum – dabei ist ein über Jahrzehnte existierende Gegenpharaonentum ein eindeutiger Beleg für die Instabilität der ptolemäischen Macht. Ein anderes Zeugnis des ägyptischen Widerstandes im Ptolemäerreich ist das bereits zuvor erwähnte Dekret auf dem Stein von Rosetta. Dieser erlangte gerad wegen seiner tragenden Rolle bei der Entzifferung der Hieroglyphen durch Jean-François Champollion auch fern ab der Ägyptologie große Bekanntheit. 


Auch hier wird schon an den Horusmythos angeknüpft: „Ptolemaios V. war Horus, der das Übel der sethianischen Götterfeinde an seinen Vater Osiris-Ptolemaios IV. begangen hatten, rächten.“

Stein von Rosetta

Der damals noch 17-jährige Ptolemaios wurde als Retter des Landes vor den Gottlosen stilisiert und seine Wohltaten hervorgehoben.
Über die ägyptischen Aufstände zu Zeiten des Ptolemaios V. gibt es leider kaum noch Quellen. Doch die Existenz solcher wirkmächtigen Dekrete und den sich daraus erschließenden Informationen weisen darauf hin, wie sehr die ägyptische Bevölkerung unter den Ptolemäern gelitten hat und wie sie sich versuchten gegen die Fremdherrscher:innen zu wehren. In der Forschungsliteratur gilt die Regierungszeit des Ptolemaios V. als Anfang des Endes der ptolemäischen Herrschaft.
Zwar bestand es bis 30 v. Chr. weiter, gehörte formal jedoch bald zu dem neuen Global Player im Mittelmeerraum: Rom. 

Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein.

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Informationen zum Umgang mit personenbezogenen Daten finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.