Der römische Kaiser und die Philosophie

23. Dezember 176 n. Chr.: Der erste Triumphzug Marc Aurels und Commodus‘ 


Marc Aurel gilt auch heute noch als der Philosophenkaiser. Seine Selbstbetrachtungen sind aus den Buchhandlungen nicht mehr wegzudenken. Marc Aurel verfasste seine Schriften während der Markomannenkriege – gänzlich dem Bild eines zurückgezogenen Philosophen in Ruhe arbeitend widersprechend. 
Die Quaden baten unter Antoninus Pius um die Eingliederung in das Römische Reich, was der Kaiser zwar ablehnte, aber einen romfreundlichen König einsetzte und ihnen den Zugang zum Handel erleichterte. Immer wieder kam es trotz oder gerade wegen des Einflusses Roms zu Unruhen in diesen Gebieten, weshalb der Nachfolger Antonius Pius‘ Marc Aurel gezwungen war, sich nach der Beendigung der Partherkriege um dieses Problem zu kümmern. Die Unruhen gipfelten im Einfall der Langobarden und Obier in der römischen Provinz Pannonien 166 oder 167 n. Chr., die zwar den Auxiliaren der Römer unterlagen und ein Friedensvertrag mit den Markomannen wurde ausgehandelt, der jedoch keine größere Wirkung zeigte. 168 n. Chr. war der Kaiser daher gezwungen, gegen die aufständischen germanischen Stämme in den Krieg zu ziehen. Anfang Januar 168 n. Chr. zogen Marc Aurel und sein Mitkaiser und Bruder Lucius Verus Richtung Aqulieia, um von dort aus weiter in den Norden zu ziehen. Ungünstige Umstände begleiteten die Römer: Dezimiert durch die kursierende Antoninische Pest, die selbst durch den berühmten Mediziner Galen von Pergamon nicht eingedämmt werden konnte, starben nicht nur viele Soldaten, sondern auch Lucius Verus. 
Nach vielen Schlachten, Friedensverhandlungen in Carnuntum, dem Einsatz der Flotte und einigen Naturphänomenen, die von den Christen als Wunder eingestuft wurden, wurden die Germanen schließlich 175 n. Chr. niedergeschlagen – vorerst, wie sich später zeigen sollte. So feierten Marc Aurel, seine Soldaten und sein Sohn Commodus am 23. Dezember 176 n. Chr. zu dem ersten Triumphzug.
Insgesamt würden sich die sogenannten Markomannenkriege 14 Jahre hinziehen und gegen die Römer und ihre Auxiliare stellten sich neben den Markomannen die Quaden, Jazygen, Vandalen, Roxolanen, Langobarden, Bastarnen, Hermunduren und Narisker. Trotz dieser langwierigen Kriegsgeschehen ist Marc Aurel primär für seine Selbstbetrachtungen im Gedächtnis geblieben. 
Durch Marc Aurels Verbindung zum Kaisertum und der Philosophie wird er gern als Philosophenkaiser bezeichnet. An vielen Stellen wird der Kaiser für seine philosophische Arbeit gewürdigt: So überliefert die Historia Augusta beispielsweise „Marcus Antonius, in allen Lebenslagen als Philosoph bewährt (…)“ (Hist. Aug. Marc. 1, 1) und auch Kaiser Julian ehrt ihn in seinem Symposion als der beste aller römischen Kaiser aufgrund seiner philosophischen Tätigkeit. 
Die Bezeichnung „Philosophenkaiser“ ist eine Abwandlung Platons „Philosophenkönigtum“. Platon (428/27 - 348/7 v. Chr.) bezeichnet in seiner Schrift Politeia den Philosophenkönig als idealen Staatsoberhaupt. 
Immanuel Kant schreibt dazu: „Daß Könige philosophieren oder Philosophen Könige würden, ist nicht zu erwarten, aber auch nicht zu wünschen, weil der Besitz der Gewalt das freie Urteil der Vernunft unvermeidlich verdirbt.“ (Kant, Zum ewigen Frieden, Ein philosophischer Entwurf 1795)
War Marc Aurel der Philosophenkaiser? Er selbst hat sich niemals so bezeichnet. Außerdem trifft Marc Aurel nur teilweise auf Platons Definition eines Philosophenkönigs zu: Zwar scheint Marc Aurel frei von Machtgier gehandelt zu haben, sofern sich dies aus den Quellen rekonstruieren lässt, und philosophiert hat er freilich auch, aber der Kaiser hat weder neue philosophische Überlegungen in seinen Schriften hervorgebracht noch lang genug philosophiert und studiert, um Platon zu entsprechen. Marc Aurel hat sich stets bemüht, sich als Philosoph darzustellen, inwieweit die Philosophie tatsächlich sein Handeln beeinflusst hat, ist aber unklar. 

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  • seine "Selbstbetrachtungen": Basis für eine persönliche Ethik-Reflexion

    1967 habe ich die "Selbstbetrachtungen" Marc Aurel erstmals während meines Abiturs gelesen. 2021 ein zweites Mal, samt Markierungen und Anmerkungen von damals. Mir ist dabei erneut aufgegangen, dass Marc Aurel eine ausgeprägte Wertschätzung all der Personen zeigt, von denen er Gutes im Leben erfahren bzw. wichtige Gedanken, Einstellungen und Grundsätze übernommen oder für sich adaptiert hat.
    Von ihm habe ich ein Gerüst von Grund-Werten, die ich im Laufe der Zeit mit meinen Erfahrungen modifiziert aufgenommen und mir anverwandelt habe.
    Dabei ist er maßvoll, stets voller fairer Anerkennung und Überzeugung, dass es darauf ankomme, das ethisch zu Verantwortende selbst zu finden und zu tun.
    Er verlangt von sich selbst sehr viel – und fordert wenig von "der Welt".
    Also: ein lesens- und bedenkenswerter Text ... über lange Zeiten.

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