»Wer [...] sagt, er wolle noch nicht mit der Philosophie beginnen, oder die Zeit dazu sei vorüber, der gleicht einem Menschen, der sagt, die Zeit zum Glück sei noch nicht oder nicht mehr da.« - Epikur von Samos in: Brief an Menoikeus
Der griechische Philosoph Epikur, 341 v. Chr. auf der Insel Samos geboren, begründete in Athen eine Philosophenschule, die sich mit dem Glücklich sein beschäftigt. Mit seinen Anhänger:innen traf sich Epikur in einem Garten, dem κῆπος. In seinem Garten lehrte er all diejenigen, die ihm folgten, dass es zum individuellen Glück um die kleinen Freuden des Lebens gehe, dass sie für ihr eigenes Glück zuständig seien und schließlich, dass das Glück in der Bedürfnislosigkeit lege.
Jede und jeder hieß er bei sich im Garten zum Philosophieren und sich gut gehen lassen willkommen – von der Oberschicht hin bis zum Sklaven waren alle erwünscht, auch Frauen durften an dieser Lebensphilosophie partizipieren.
»Wir haben nur dann ein Bedürfnis nach Lust, wenn wir infolge der Abwesenheit von Lust Schmerz empfinden; wenn wir aber keinen Schmerz empfinden, brauchen wir auch die Lust nicht mehr. Deshalb bezeichnen wir die Lust als Ausgangspunkt und Ziel des glücklichen Lebens.«
Epikur
Epikur war der Meinung, dass die Erfüllung in einem glücklichen Leben läge, da die Seele zusammen mit dem Körper nach dem Tod verfalle.
»Die Götter kümmern sich nicht um uns, der Tod bedeutet nichts für uns; was wirklich gut ist, ist leicht zu erlangen; was schlecht ist, ist leicht zu ertragen.«
Epikur
Daneben verbreitete Epikur aber auch seine Ansicht, dass Politik nicht glücklich mache und man sich deshalb davon fernhalten solle. Die athenische Oberschicht war alles andere als begeistert: Menschen trafen sich in diesem Garten, anstelle sich mit der Politik zu beschäftigen – dabei galt die Demokratie im Athen des 4. Jhs. v. Chr. trotz wachsender Einflussnahme von Philipp II. als wichtiges Gut.
Als eklatant wurde auch angesehen, dass in diesem Garten nicht nur athenische Bürger und Metöken (geduldete Zugezogene ohne Bürgerrecht), sondern auch Sklaven und Frauen zusammenkamen. Schnell verbreiteten sich Gerüchte über die Epikureer:innen, die von den sittenlosen, trunkenhaften und perversen Praktiken in dieser Philosophie berichteten.
Von Epikur selbst haben sich keine Schriften erhalten, aber durch Berichte von Cicero, Lukrez, Plutarch und Diogenes Laertius lassen sich seine Lehren rekonstruieren.
In unserer Gesellschaft geht es primär um Arbeiten, Leistung, Produktivität. Viele tendieren dazu, die Arbeit vor das Privatleben zu stellen. Werden Sie schnell unruhig, wenn Sie sich mal mitten am Tag hinsetzen und einfach nichts tun?
Klar, sich von der Politik und dem Zeitgeschehen abzuwenden und in seinem Garten über die Schönheit des Lebens nachzudenken, wirkt ungemein weltfremd – so war es sicher bereits schon in der Antike. Aber möglicherweise würde uns allen ein klein bisschen Ruhe ganz guttun.