Eine herzliche Veranstaltungsempfehlung von Thorsten Jacob
Mit dem ersten fallenden Herbstlaub wurde ich nochmals daran erinnert, dass nicht mehr allzu viel Zeit war um die in höchsten Tönen gelobte Ausstellung »Der Untergang des Römischen Reiches« im Rheinischen Landesmuseum in Trier zu besuchen und so verbanden wir dies Anfang Oktober 2022 - bei allen Vorschusslorbeeren der Ausstellung gegenüber - mit einem historischen Wochenende an der Mosel selbst.
Die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum selbst läuft noch bis zum 27.11.2022 und ist im Verbund mit dem Museum am Dom sowie dem Stadtmuseum Simeonstift mit einer Kombi-Tageskarte für 22 € zu besuchen, wir entschlossen uns für die »kleine« Variante für 14 €, denn selbst mit dem Überspringen von einigen Exponaten waren wir letztlich auch über vier Stunden gut beschäftigt und unterhalten.
Mit dem kostenlosen Audioguide um den Hals ging es los und so wie viele Museen in historischen Gemäuern einen eindrucksvollen Ersteindruck bieten, spürten wir mit dem Erklimmen der Stufen eine deutliche Vorfreude auf das nun Kommende mit den unzähligen weiteren Besucher:innen um uns herum.
Die Ausstellungsräume, die konsequent der historischen Chronologie aufbauend zu durchlaufen waren, begannen jeweils mit einer thematischen Einführungstafel und bis zu zwei Dutzend Exponaten, welche häufig durch zusätzliche und sehr einfach abrufbare Audioguides ergänzt wurden. Diese einzelnen Themenräume behandelten die gesamte Epoche vor, während und nach dem Niedergang des Römischen Reiches, von den letzten Blütezeiten über die »Barbaren« bis hin zum Erbe Roms und dies in einer beeindruckenden Klarheit bzw. Eindrücklichkeit. Wenn nun beispielsweise der Brief eines römischen Händlers gezeigt wird, in dem er seinen Buchhalter darauf drängt, all seine finanziellen Mittel wegen der starken Inflation in Sachwaren einzutauschen, so kann man sich (nicht nur wegen der aktuellen Situation in Deutschland) lebendig hineinversetzen in die Person des Händlers oder die Gesellschaft und generelle Lage Roms in jener krisenhaften Zeit. Zudem, ohne Sensationslust zu spüren, ahnt man im nächsten Raume die Folgen und ist gleichzeitig gespannt auf das, was nun den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung als nächste Entwicklung Roms erwartet.
"Lebendigkeit" wird übrigens groß geschrieben in der Trierer Ausstellung, denn die Farbgebung der Räume und deren inhaltliche Auseinandersetzungen korrespondieren miteinander: die Darbietung der germanischen Lebensart und Kultur ist eingehüllt in ein natürliches Grün, die verheerenden Plünderungen Roms werden in loderndes Rot getaucht und die abschließende Phase der Entspannung findet man im ebensolchen Blau wieder.
Die Ausstellung ist daher als ein inhaltlich wie mediales Happening zu begreifen und nicht nur Interessierte an der Geschichte Roms finden hiermit ein kulturelles Großereignis, welches sie sich nicht entgehen lassen sollten.
Drei Empfehlungen zum Abschluss:
1. Mit dem Verlassen der Sonderausstellung ist man beileibe noch nicht am Ende der Wissensflut, denn für Rom-Interessierte geht es in der Dauerausstellung munter weiter (auch der Trierer Goldschatz ist hier zu besichtigen, das Buch dazu finden Sie hier bei der wbg)
2. Zusätzlich möchte ich noch den Ausstellungskatalog zum Untergang des Römischen Reiches selbst wärmstens empfehlen, denn hier erwarten Sie auf vielen hundert Seiten zahlreiche Beiträge von Autorinnen und Autoren (ausnahmslos Koryphäen auf ihren Gebieten). So wird das Thema unter Bezugnahme auf aktuelle Forschungsergebnisse ausführlich erörtert. Zudem machen die zahlreichen Abbildungen, die die Fachbeiträge begleiten, entweder Lust auf einen Besuch der Ausstellung oder bieten einen wunderbaren Rückblick auf eine durch und durch gelungene und ansprechende Ausstellung.
3. Wem es nun nach der Ausstellung genug sein sollte mit der Geschichte Roms (ich gehörte schließlich dazu), dem bietet sich im Untergeschoss der Landesausstellung in Trier eine großartige Ausstellung zu den Ursprüngen der Menschheit dar.
Titelbild: GDKE, Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer
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Zu den Beteiligten
Thorsten Jacob studierte Philosophie & Geschichte in Köln und Journalismus per Fernstudium und ist seit Oktober 2019 bei der wbg als Community Manager tätig. Er kümmert sich um den Austausch mit Mitgliedern, Autor:innen wie Inhalten und ist zuständig für den wbg-Podcast, den wbg-YouTube-Kanal, Social Media (Twitter, Instagram & Facebook) und betreut zudem die Praktikant:innen der wbg-Community & -Marke.
Eine schöne Ausstellung mit anschaulichem Sammelband!
Vielen herzlichen Dank für den schönen Text! Die Thematik ist traurig wie faszinierend zugleich; der Untergang einer Weltmacht, die sich über Jahrhunderte den Weg an die Spitze erkämpft hat, wobei die Historiker und Dichter, die sie dabei hervorgebracht hat, uns noch heute beschäftigen und vor allem prägen. Ebenso wie Herr Jacob kann ich den Besuch der Ausstellung einem jeden wärmstens ans Herz legen. Überdies hat Trier abseits des Museums noch mehr zu bieten, so dass ein Besuch lohnenswert wäre.
Und falls der Besuch nicht möglich sein sollte, wird man mit dem prächtigen Band auch sehr schöne Eindrücke erhalten: Nicht nur die vielen Bilder sorgen für Staunen, sondern auch die vielen Essays von den renommierten Wissenschaftlern: Neuste Erkenntnisse und Forschungen werden ebenso zur Debatte gestellt wie Einführungen, sodass dieser Band auch für Laien eine Anschaffung wert wäre!
Antwort von Ihrem wbg-Team:
Haben Sie vielen Dank für Ihr Feedback / Kommentar, Sie bestätigen exakt meine / unsere Eindrücke. Herzlich. Ihr Thorsten Jacob