Bereits sein Vater hatte vergeblich nach der Königskrone gestrebt, blieb jedoch ohne Erfolg – erst Friedrich Barbarossa wurde der erste deutsche staufische König und Kaiser. Bis heute ist er einer der bekanntesten deutschen Könige und Kaiser des Mittelalters, nicht zuletzt wegen der romantischen Verklärung des 19. Jahrhunderts. Hier erinnert die wbg anlässlich seines 900. Jubiläums an den berühmten Staufer.
Zwar ist sein genaues Geburtsdatum nicht bekannt, aber man weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass er vor genau 900 Jahren zur Welt kam. Friedrich war der einzige Sohn des schwäbischen Herzogs Friedrich II. und seiner bayrischen Frau Judith. Als Spross der großen Adelshäuser der Staufer und Welfen versuchte er zeitlebens zwischen seinen streitenden Verwandten zu vermitteln.
Friedrich II. sah sich wahrscheinlich aufgrund seiner Verwandtschaft mit König Heinrich V. als geeigneten Kandidaten für die Monarchie an und ließ sich am 24. August 1125 bei der Versammlung in Mainz zur Wahl als König stellen. Die Fürsten entschieden sich jedoch für Lothar III., Herzog von Sachsen. Am 9. März 1152 wurde Barbarossa selbst schließlich in Aachen zum deutschen König gekrönt. Dabei war außergewöhnlich, dass beide Söhne seines Vorgängers und Onkels Konrad III. in der Erbfolge übergangen wurden. Zwar war sein Sohn Friedrich erst sieben Jahre alt, doch waren minderjährige Könige keineswegs eine Seltenheit: Konrad III. war bei seiner Thronbesteigung selbst erst 13 Jahre alt. Der Unterschied dabei war, dass in diesen Fällen die Wahl noch zu Lebzeiten des Vaters des neuen Königs stattfand.
Zwar hatte Friedrich bereits 1147 seine Frau Adela von Vohburg geheiratet, doch ließ er sich 1153 wieder vom Papst annullieren, weil die Ehe kinderlos geblieben war, dies wurde jedoch offiziell mit ihrer zu nahen Verwandtschaft miteinander begründet. 1156 heiratete er Beatrix von Burgund, die verwaiste Tochter des Pfalzgrafen von Burgund. Dass sie im gleichen Grad mit ihm verwandt war wie seine erste Frau, schien dabei keine Rolle zu spielen. Seit der Regierungszeit des Saliers Otto I. regierte der deutsche König auch über Ober- und Mittelitalien. Da die dortigen Städte stark auf ihrer Unabhängigkeit beharrten, hatte er zunächst Schwierigkeiten seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen. Den Erfolg beim Italienzug, den er deswegen 1154/55 antrat, hatte er auch der militärischen Hilfe seines Vetters Heinrichs des Löwen zu verdanken. Dieser wurde für seine Dienste mit dem Herzogtum Bayern belohnt. Wegen seiner neu dazugewonnenen Macht glaubte er sich jedoch mit Barbarossa ebenbürtig, was dieser als Anmaßung auffasste. So verweigerte Heinrich seinem Vetter 1176 auch militärische Hilfe in Italien, weil Barbarossa ihm nicht die Kaiserpfalz Goslar mit ihren einträglichen Silberminen überlassen wollte. Da andere Fürsten durch seinen Machtausbau zurückstecken mussten, wurde er auf ihr Betreiben geächtet. Weil er bei den Reichstagen, auf denen diese Angelegenheit geregelt werden sollte, nicht erschien, wurden ihm auch die Herzogtümer aberkannt. 1181 ergab sich Heinrich in einem Prozess der als „Kniefall von Chiavenna“ in die Geschichte einging.
1155 wurde Friedrich von Papst Hadrian IV. auch zum Kaiser gekrönt, wie es für die deutsch-italienischen Könige üblich war. Allerdings kam es im Zuge dessen fast zu einem diplomatischen Eklat, als Friedrichs Kanzler Rainald von Dassel beneficium in der päpstlichen Urkunde statt mit Wohltat als Lehen übersetzte. Damit wurde ein bereits seit Jahrhunderten schwelender Konflikt zwischen Kaiser und Papst fortgesetzt, bei dem es um die Frage ging, ob der Kaiser seine Macht direkt von Gott oder durch den Papst erhalten hat. Somit war die Frage vor allem ob Kaiser und Papst gleichberechtigt sind oder ob ein Machtgefälle vorherrschte. Dieser Konflikt kann auch als eine der vielen Ursachen für das Schisma von 1159-1177 gesehen werden.
Da durch Barbarossas Italienzug seine Herrschaftsrechte im nördlichen Italien wieder gefestigt wurden, hatte das auch Auswirkungen auf die Macht des Papstes in diesen Gebieten. Dies führte zu einem neuen Streit, der jedoch nicht juristisch beigelegt werden konnte und der dazu führte, dass sich der Vatikan zunehmend einem Bündnis mit den im Süden Italiens regierenden Normannen zuwandte. Als Papst Hadrian IV. schließlich kurz davor war, den Kaiser zu exkommunizieren, verstarb er. Bei der Wahl des neuen Kirchenoberhauptes waren die Kardinäle zwischen einer Aussöhnung mit dem Kaiser und dem Bestehen auf dem Normannenbündnis gespalten. Infolgedessen wurden Viktor IV. und Alexander III. zum Papst gewählt. Victor IV. positionierte sich auf der Seite Barbarossas, dagegen wurde er von Alexander III. exkommuniziert. Barbarossas Versuche, Victor IV. auch außerhalb des Deutschen Reiches zu stärken waren erfolglos – Alexander III. hatte mit den Normannen Süditaliens, verschiedenen europäischen Herrscherhäusern und Friedrichs alten Gegnern, den oberitalienischen Städten, mächtige Verbündete. Als Victor IV. nach nur fünf Jahren im Amt verstarb, folgten Paschalis III. und Calixt III. Ihre kurzen Amtszeiten wurde von den Anhängern Alexanders III. als göttliches Zeichen zu seinen Gunsten gewertet und bestärkte ihre Position. Nach langen Verhandlungen wurde 1177 schließlich Frieden zwischen den Konfliktparteien beschlossen.
Der Aufruf zum dritten Kreuzzug durch Papst Gregor VIII. erreichte Barbarossa wahrscheinlich gegen Jahresende 1187: Sultan Saladin hatte Jerusalem eingenommen. 1188 kam der Kaiser dem Kreuzzugsaufruf mit seinen notwendigen Vorbereitungen nach. Die Strecke durch das byzantinische Reich war von vielen Raubüberfällen auf den Tross geprägt, was die Vorräte des Heers stark verringerte. Das gegenseitig misstrauische Verhältnis zwischen dem byzantinischen Herrscher und Kreuzfahrern war dabei nicht zuträglich. Dies sorgte schließlich auch dafür, dass das Heer Barbarossas bei Philippopel und Adrianopel festsaßen weil die Überfahrt über den Bosporus verweigert wurde. Erst als das Heer plünderte und verwüstete und der Kaiser drohte, Konstantinopel anzugreifen, wurde eingelenkt. Doch auch danach blieb die Weiterfahrt strapaziös. Am 10. Juni 1190 ertrank der Kaiser im Fluss Saleph nach der Überquerung des armenischen Hochlandes.
Doch mit seinem Tod war sein Einfluss noch lange nicht beendet: durch die Begründung der Geschichte als eigene Wissenschaft und das zunehmende Interesse an Nationalstaaten am Ausgang des 18. Jahrhunderts wandten sich vermehrt auch Dichter und Künstler Friedrich Barbarossa als Idealtypus eines Königs zu. Die Grundlage dafür war bereits vorhanden, galt seine Regierungszeit doch als eine Art „goldenes Zeitalter“. In diesem gesellschaftlichen Klima verfasste Friedrich Rückert sein Gedicht 1817 „Der alte Barbarossa“:
»Er ist niemals gestorben; er lebt darin noch jetzt. er hat im Schloß verborgen zum Schlaf sich hingesetzt. Er hat hinabgenommen des Reiches Herrlichkeit und wird einst wiederkommen mit ihr zu seiner Zeit. «
Rückerts Gedicht war nur eines der vielen Werke die zur Barbarossasaga im 19. Jahrhundert beitrugen. Da laut den meisten Versionen der Sage Barbarossa im Kyffhäuserberg in Thüringen für seinen Jahrhundertschlaf ruhte, wurde der Berg bald zu einer sehr beliebten Touristenattraktion. 1896 wurde auf dem Berg das Barbarossa-Denkmal errichtet, das bis heute besichtigt werden kann.