Friedrich Nietzsche, die Verwandlungen und die Freiheit

Friedrich Nietzsche zu lesen mag anstrengend sein, mag widersprüchlich sein, mag viele Kontroversen und Debatten mit sich bringen im Austausch mit Anderen, doch die Schönheit der Sprache sowie die glühende Leidenschaft zur Freiheit hin sind meiner Ansicht nach nicht hoch genug zu bewundern. Und in meiner eigenen Auseinandersetzung mit Nietzsche, ein letztes noch mitzunehmendes Wagnis zur alles entscheidenden mündlichen Magisterprüfung irgendwo zwischen Spannung und Verzweiflung, gipfelte in der beinahen Zermürbung des „Absolut kein Funke verstanden“ bis hin zum inneren Jubel des „Jetzt macht alles Sinn“. Das damalige Thema war dies der drei Verwandlungen und dieses mag ich kurz bewundernd benennen.

„Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes; wie der Geist zum Kamele wird, und zum Loewen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Loewe“

So beginnt Nietzsche in „Also sprach Zarathustra“ die erste Rede des Zarathustra und nennt die verschiedenen Stadien des Geistes auf dem Wege zum Übermenschen.

Die erste Verwandlung des Geistes ist die in das Kamel, welches für den „demütigen Geist“ steht und von Werten der Genügsamkeit und Folgsamkeit geprägt sei. Die Metapher bezieht sich auf den Menschen in Gehorsamkeit, in einem Leben unter einem steten, insbesondere vom theologischen Absolutismus ausgehenden, „Du sollst“. Die auferlegte Demut als Moral bezeichnet, hindert das Kamel zunächst die in Form eines „tausendjährigen großen Drachen“ dargestellten Unfreiheit zu überwinden.

Doch nun verwandelt sich das „Du sollst“ in ein „Ich will“ und damit vom Kamel zum Löwen. Freiheit im Sinne von Stärke gegenüber des Drachens, der einen zuvor noch beherrschte. Man begehrt auf und sagt nun das zuvor nicht für möglich gehaltene Wort „Nein“.

„Freiheit sich schaffen und ein heiliges Nein auch vor der Pflicht: dazu, meine Brüder, bedarf es des Löwen.“

Doch auch mit dem Nein ist die Freiheit nicht vollkommen, denn zum Einen wurde jenen Strukturen der Fremdbestimmung und Unterdrückung zwar entgegengetreten, und doch existiert dieses absolutistische System weiterhin. Solange man gegen etwas Nein sagt, heißt es doch auch, dass dieses noch existiert. Das Aufbegehren des „Ich-Will“ konstituiert sich immer noch von dem her, was es verneint: die unterdrückende Moral & Religion. Zum Zweiten ist ein Nein des Löwen gegen die Unterdrückung destruktiver Natur, zum konstruktiven Wirken und zur Neuerschaffung einer freien Welt sei eine dritte Verwandlung nötig und zwar die zum Kinde.

Neubeginn in ursprünglicher Unschuld, ohne von der vorgegebenen Vernunft aus Jahrtausenden zu wissen, ohne das Übel der Vergangenheit zu kennen; der Mensch wird so zum Schaffenden in diesem Stadium des zu sich selbst kommenden und befreiten Geistes.

„Unschuld ist das Kind und Vergessen, ein Neubeginnen, ein Spiel, ein aus sich rollendes Rad, eine erste Bewegung, ein heiliges Ja-sagen.“

Hier nun sieht Nietzsche jenen Übermenschen ohne Abhängigkeiten jenseits von Gut und Böse.

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