Die Welt ist im Wandel. Entgrenzt durch die Technik formt der Mensch aus ihr eine globale Maschine, in der alles nach scheinbar objektiven Kriterien vermessen und vereinnahmt ist. Der Mensch selbst wird dabei zur Ressource und ist von sich stetig wandelnden Sinnbezügen in medialen Systemen umgeben. Im Akt der permanenten Transformation scheinbarer Komplexität verschwinden so Erkenntnispotentiale in einer zunehmend künstlichen Umgebung.
Erfahren Sie mehr von Gerhard Martin Burs, Autor des Buches "Outópos", im Interview mit Thorsten Jacob.
Zu den Beteiligten
Dr. Gerhard Martin Burs ist freischaffender Architekt und Digital Artist. Er forscht, entwirft und lehrt an den Schnittstellen von objektivierter Gestaltung und subjektiver Erfassung.
Thorsten Jacob ist studierter Philosoph, Historiker und Journalist und ist bei der wbg seit 2019 als leitender Content- und Community-Manager tätig.
outopos passt gut zu dem Motto „weiter denken“
Das Interview von Thorsten Jacob mit M. Burs zeigt auf gelungene Weise, wie Denken im Dialog und als gemeinsames Fortschreiten in der Verständigung möglich ist.
Die inhaltlichen Erschließungsfragen von Herrn Jacob verzichteten sachdienlich auf Profilierung der eigenen Person. Der Interviewte spulte nicht routiniert Satzformeln herunter, sondern entwickelte sein Denken als Entfaltung von subjektiver Sicht auf die Gegebenheiten der Dinge-Welt und wie Subjekte dazu kommen, aus mehreren Perspektiven ihre „Sicht“ anderen mitzuteilen.
Erfreulich ist, dass der Autor M. Burs kein abgeschlossenes System von Kategorien und Begriffen ausbreitet, sondern mit solchen Versuchen zur Erkenntnis operiert. Leider bleiben seine „Beispiele“ eher abstrakt und allgemein formuliert, statt konkret und anschaulich Analogien zu vermitteln.
Glücklicherweise gipfelt seine Sicht nicht in der Feststellung einer „besten“ denkbaren und zu fordernden Ordnung, dogmatisch und endgültig, sondern mündet in einen „relativen und mitteilbaren“ Befund der Objektewelt (die er als fragmentarische Konstrukte und subjektive An-Sichten der gestalteten Dinge-Welt vorläufig stehen lässt).
Dass „Freiheit“ zu different aufgefasst und schwammig definiert werde, liegt dabei meines Erachtens eher an der zu geringen Zeit und mangelnden Sorgfalt, mit der Zeitgenossen an Themen in diesem Zusammenhang gehen.
„Ich“ und „Sein“ als Pole und Rahmen unserer Erkenntnisfähigkeit kann man auch als vorläufige Arbeits-Kategorien gelten lassen und sich über alles „dazwischen“ und darin verständigen.
Ob man allerdings (den | die) Menschen so einfach von ihren Projektionen lösen und in die „Natur“ schicken kann – welche Natur ist denn hier gemeint? – und es zur Verschmelzung von Subjekt und Objekt kommen wird, wage ich zu bezweifeln.
Dass zur Darstellung des ou-topos diskursiver Text, poetische Verse (wenn ich das richtig vernommen habe) und zeichenhaft-symbolische Grafik vom Autor herangezogen werden, ist ästhetisch für einen „Entwurf“ vermutlich gut passend und anregend.
Für mich hat sich schon dieses Gespräch gelohnt.
J. Germann
Antwort von Ihrem wbg-Team:
Lieber Herr Germann, haben Sie vielen lieben Dank für Ihre Einschätzung, gerne können wir dazu uns beizeiten (wie gewohnt) telefonisch austauschen? Herzliche Grüße. Ihr Thorsten Jacob