Hermann Hesse

Hermann Hesse war Schriftsteller, Dichter und Maler. Mit seinen Texten bot er denjenigen, die nach Spiritualität und Selbsterkenntnis suchten, Zuflucht. Er schrieb unzählige Briefe an Freunde und Bekannte und auch an seine Leserschaft, die sich mit privaten Anliegen an ihn wandten. Trotz seiner Depressionen, die ihn seit seiner Jugend begleiteten, schenkte er anderen Hoffnung. Für seine schriftstellerische Tätigkeit wurde Hesse mehrere Male ausgezeichnet:  1946 wurde er mit dem Literaturnobelpreis geehrt und 1955 erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Zu seinem 60. Todestag möchten wir Hermann Hesse, der so viele von uns zur Literatur führte und mit Werken wie »Der Steppenwolf« und »Siddhartha« bewegte, gedenken. 

Hermann Hesse war das zweite Kind des evangelischen Missionaren Johannes Hesse. Die Eltern und Großeltern Hermann Hesses hatten sich wegen ihrer missionarischen Tätigkeit im Auftrag der »Basler Mission« längere Zeit in Indien aufgehalten. Hermann selbst wurde am 2. Juli 1877 in Calw im heutigen Baden-Württemberg geboren. Dort wuchs er streng evangelisch auf. Aber Hermann rebellierte: Anstatt sich ganz dem Glauben hinzugeben, wurde er gern kreativ. Er war voller fantastischer Ideen – und Temperament. Nachdem die Familie einige Jahre in der Schweiz lebte, wurde Hesse im Alter von 14 Jahren auf eine Klosterschule in Maulbronn geschickt. Zuvor hatte Hesse wegen der Zugehörigkeit der Eltern zu den »Baltendeutschen« die russische Staatsbürgerschaft, nun kaufte der Vater Hermann die Württembergische. Lang hielt er sich nicht dort auf.

Wohl mit dem Ausruf »Entweder ich werde Dichter oder gar nichts!« floh Hermann kurze Zeit später aus der Klosterschule.

Die darauffolgenden Jahre waren geprägt von mehreren Aufenthalten in Kliniken und Internaten. Depressionen quälten den kreativen Geist. Hesse war im Zwiespalt: Bereits früh bot ihm das aufgezwungene Christentum keine Antwort auf seine Fragen. Vielmehr fühlte er sich dem Buddhismus und Taoismus zugehörig, die er wegen der internationalen Mission seiner Eltern und Großeltern kennen lernte. Seine Suche nach einer universellen Mystik und Harmonie verwirklichte Hesse später in seinen Schriften »Siddhartha« und »Das Glasperlenspiel«. Über Religionen schreibt er dann: 


»Ich glaube, eine Religion ist so gut wie die andere. Es gibt keine Religion, in der man nicht weiser werden könnte, und keine, die man nicht auch als dümmsten Götzendienst betreiben könnte.«


Seine Klinikaufenthalte wurden unterbrochen durch einige Versuche, wieder in die Schule zu gehen. Trotz, dass diese scheiterten, begann Hesse nach 1893 eine Ausbildung zum Buchhändler, die er im zweiten Anlauf erfolgreich in Tübingen absolvierte. Dies war der Entstehungszeitraum für seine ersten Werke. Wegen seiner Arbeit als Buchhändlers und seiner fehlenden sozialen Kontakte, blieb dem jungen Mann viel Zeit zum Lesen und Schreiben. 1896 veröffentlichte er schließlich sein erstes Gedicht »Madonna« in einer Wiener Zeitung. Der Erfolg blieb aus, doch trotz alledem fand beschloss der Verleger Eugen Diederichs, Hesse zu fördern, da er an das Talent des Dichters glaubte. 


»Es ist mit dem Lesen wie mit jedem anderen Genusse: er wird stets desto tiefer und nachhaltiger sein, je inniger und liebevoller wir uns ihm hingeben. Man muß seine Bücher als Freunde und Lieblinge behandeln, jedes in seiner Eigenart schätzen und nichts von ihm verlangen, was dieser Eigenart fremd ist.« (H. Hesse, Die Magie des Buches)


Da sich Hesse mit seiner Werken bislang noch nicht selbst finanzieren konnte, arbeitete er ab 1899 in einem Antiquariat in Basel. In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Ehefrau Maria Bernoulli kennen, mit der er einige Zeit durch Italien reiste. 1904 gelang ihm mit dem Buch »Peter Camenzind« schließlich der lang ersehnte Durchbruch. Sein Erfolg ermöglichte es ihm, nun als freier Autor an den Bodensee zu ziehen und dort zu schreiben. 
Als die Ehe mit Bernoulli 1911 zu scheitern drohte, erfüllte sich Hesse einen sehnsüchtigen  Wunsch und reiste auf der Suche nach Spiritualität nach Asien. In Richtung Indien, während Aufenthalten in Ceylon und Indonesien erhoffte er sich Antworten auf die Fragen nach seiner selbst und seinem Glauben zu finden, doch die Suche blieb vergebens. 

Nachdem sich das Ehepaar nun 1913 tatsächlich Scheiden ließ, wurden die gemeinsamen Kinder unter den Eheleuten aufgeteilt. Hesse zog mit seinem Teil der Familie nach Bern. Ein Jahr später lag die Vorfreude auf den Krieg in der Luft und auch Hesse meldete sich freiwillig, um für die Deutschen zu kämpfen. In dieser Zeit richtete sich der Blick der politischen Öffentlichkeit auf ihn, als er in der Neuen Züricher Zeitung einen Aufsatz publizierte, welcher an andere Schriftsteller appellierte, nicht der nationalistischen Polemik zu verfallen.
Doch Hesse wurde für untauglich befunden. Während des Ersten Weltkrieges engagierte er sich stattdessen fünf Jahre lang in der »Bücherzentrale für deutsche Kriegsgefangene«. Die ersten Kriegsjahre änderten die Meinung des Schriftstellers zum Krieg schnell und nun war ihm daran gelegen, auch andere von der Unsinnigkeit des Krieges zu überzeugen: Hesse verfasste unter dem Pseudonym Emil Sinclair einige Texte, die sich an die Jugend richteten, unter anderem »Demian«. Sie sollten zeigen, wie unsinnig Krieg doch sei – und traf damit ganz den Nerv der Zeit.


Private Schicksalsschläge verfolgten den Autor. Deshalb beschloss Hesse, sich in einer psychoanalytischen Klinik wegen der Depressionen Hilfe zu holen. Einige Jahre nach dem Krieg beschloss Hesse, nach Tessin zu ziehen. Ab 1922 lebte, schrieb und malte er dort bis zu seinem Lebensende. In Tessin verfasste er einige seiner bekannteren Werke und versuchte sich an autobiografischen Texten mit teils sehr sarkastischem Unterton. Neun Jahre später zog Hesse in die »Casa Hesse«, ein Haus, welches ein Freund für den Schriftsteller errichten ließ. Dort schrieb er auch sein Opus Magnum »Das Glasperlenspiel«. In dieser Villa, die einen wundervollen Blick auf den Luganersee hatte, empfing Hesse zahlreiche Gäste. Einige dieser Gäste, wie seine engen Freunde Berthold Brecht und Thomas Mann, nutzten seine Villa auch als Zwischenstopp bei ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten ins Exil. 


Den Aufschwung des Nationalsozialismus beobachtete Hesse mit großer Besorgnis. Zunächst nutzte Hesse seinen Raum in den deutschsprachigen Zeitungen, um sich für die Verfolgten stark zu machen, doch bald schon wagte es niemand mehr seine Texte zu veröffentlichen. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft galten Hesses Bücher zwar nicht als verboten, waren aber »unerwünscht«.

Die Jahre bis zu seinem Tod schrieb Hesse vor allem Briefe. Er schrieb Briefe an seine zahlreichen Bekannten, beantwortete jedoch auch seine Leserbriefe mit großer Fürsorge. In den Briefen nahm er sich persönlichen Problemen seiner Leserschaft an. So kamen um die 35.000 Briefe zusammen – so viele, wie von keinem anderen deutschsprachigen Autor. 
Am 9. August 1962 starb Hermann Hesse schließlich an den Langzeitfolgen einer Lungenentzündung an einem Schlaganfall in Montagnola. 

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