Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen

Sind Sie schon mal auf einer Kanonenkugel geritten? Oder auf einem Seepferdchen? Nein?


Wir auch nicht, aber der Baron von Münchhausen hat dies und noch viel mehr erlebt! Um das gleich vorweg zunehmen: Der sog. Lügenbaron von Münchhausen hat existiert, weshalb wir seinen 302. Geburtstag zum Anlass genommen haben, Ihnen Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, auch bekannt als der Lügenbaron, vorzustellen. 


Am 11. Mai 1720 wurde Hieronymus in Bodenwerder im Landkreis Holzminden als eines von acht Kindern geboren mitten im sog. Nordischen Krieg geboren. Damals befand sich dieses Gebiet im Kurfürstentum Braunschweig – Lüneburg, welches in dem Krieg involviert war, da verschiedene Parteien im nordischen Krieg versuchten, den Nordseezugang zu erlangen. Es war die Zeit des Braunschweiger Kongresses, in dem unter anderem Russland und Schweden als Kriegsparteien verhandelten. Für den weiteren Verlauf von Hieronymus Leben war dieser Krieg insofern relevant, dass er die Bedeutung des Kurfürstentums, sowie seine militärische Macht unterstreicht. 


Hieronymus wurde als Sohn der schwarzen Linie des Adelsgeschlechtes von Münchhausen geboren – er war also keinesfalls der Repräsentant des Adelshauses. Sein Vater, Georg Otto von Münchhausen, der vier Jahre nach der Geburt Hieronymus‘ starb, war Oberstleutnant der Kavallerie und so entschloss sich auch der spätere Lügenbaron nach seiner schulischen Ausbildung eine militärische Karriere anzustreben. Ganz nach dem adeligen Brauch zog der Junge im Alter von nur 13 Jahren von zuhause weg in das nahegelegene Wolfenbüttel, um dort am braunschweigischen Hof zu leben und zu lernen. Dieser Umstand ermöglichte es ihm im Alter von 17 Jahren der Page von Herzog Anton Ulrich von Wolfenbüttel zu werden. Ja, es handelt sich hierbei um den Herzog Anton Ulrich, nach welchem das braunschweigische Kunstmuseum benannt wurde. Im Zuge seiner Arbeit reiste Hieronymus seinem Herzog nach St. Petersburg nach, da sich der Welfe wegen der geplanten Hochzeit mit der russischen Thronfolgerin Anna Leopoldowna in der Oberschicht Russlands bewähren musste. 


Russland befand sich in dieser Zeit im Krieg mit den Osmanen, in dem der Herzog und auch sein treuer Page Hieronymus zum Schwert griffen. Diese Erfahrungen sollen Hieronymus im Wesentlichen zu seinen späteren Geschichten inspiriert haben. 
Sie kennen sicher die Szene in der Münchhausenverfilmung von 1943, in der Hans Albers auf dem Rücken einer Kanonenkugel über die feindlichen Linien fliegt, um zu prüfen, was der Feind noch für ein Ass im Ärmel hat. Nachdem er dies gesichtet hat, springt er auf eine andere fliegende Kanonenkugel, die ihn wieder zurück zu seinen Verbündeten bringt um diesen im Anschluss zu berichten, dass die Feinde langsam am Ende ihrer Kräfte angelangt sind. 

Als Inspiration dieser Geschichte diente die Belagerung der osmanischen Krim-Festung Otschakow, die durch den russischen Oberbefehlshaber von Münnich durchgeführt wurde. 


Den nächsten Abschnitt seines Lebens verbrachte Hieronymus in Riga, da er nach seiner Beförderung zum Fähnrich der russischen „Braunschweig – Kürassiere“ durch die Zarin Anna Iwanowna seinem Regimentschef Anton Ulrich in den Schwedischen Krieg (1741-1743) folgte.


Nach Hieronymus‘ Beförderung zum Leutnant eine kurze Zeit später erhoffte sich dieser vermutlich eine glänzende Karriere, denn der Sohn seines Herren hatte reelle Chancen auf den russischen Thron. Aber nachdem sich Elisabeth I., die Tochter von Peter dem Großen, gewaltsam als russische Zarin einsetzte und der Herzog und seine Familie inhaftiert wurden, kam Hieronymus‘ Karriere nur noch mühsam voran. 
Die kommenden Jahre, die er in Finnland verbrachte, waren gezeichnet von seiner Beziehung zu einer jungen Adeligen namens Jacobine von Dunten, die er schließlich 1744 heiratete. Spätestens zu dieser Zeit erlangte Hieronymus auch den Ruf als herausragender Geschichtenerzähler und so wurde er ein gern gesehener Gast der finnischen Oberschicht.


Sechs Jahre später zog Hieronymus auf sein Land nach Bodenwerder zurück und lebte dort mit seiner Frau noch vierzig Jahre. Hieronymus verbrachte seine Zeit mit der Pflege seiner Ländereien, ging jagen und lebte ein geselliges Leben. Viele Menschen nahmen durchaus lange Wege auf sich, um seinen Geschichten zu lauschen. Dabei war jedoch klar: Es handelte sich hierbei um fabelhafte Geschichten und nicht um eine schillernde Selbstdarstellung oder gar Fake News. 


Zwei seiner Gäste, Graf Rochus Friedrich zu Lynar und Rudolf Erich Rapse, der zu dem Zeitpunkt das Museum in Kassel leitete, publizierten Hieronymus‘ Geschichten teils aus eigener Geldnot, auch im englischsprachigen Raum. 


Hieronymus, der nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau erneut heiratete und sich schnell wieder Scheiden ließ, stand wegen letzterem selbst nun an der Schwelle des finanziellen Ruins. Sein Lebensabend war zudem nun von Spott wegen dieser Publikationen gezeichnet. 

Und so wurde Hieronymus berühmt – als der Lügenbaron von Münchhausen, der auf Seepferdchen und Kanonenkugeln geritten haben soll. Dabei hatte er dies nie mit Überzeugung von sich behauptet und ein Baron war er schon gar nicht gewesen. 
Aber von Münchhausen war im Gespräch – und ist es bis heute noch. Neben zahlreichen Verfilmungen lebt sein Name in der Bezeichnung zweier psychischer Krankheiten, dem „Münchhausen-Syndrom“ und dem „Münchhausen – by proxy“ weiter.

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