Jan Hus und die Hussiten

Er stellte sich gegen die katholische Kirche und forderte, sie sollten Abstand vom Materiellen nehmen. Und er predigte, dass die oberste Instanz der Kirche nicht der Papst, sondern allein die Bibel sei. 


Für seine angeblich ketzerischen Predigten wurde Jan Hus am 06. Juli 1415 in Konstanz verbrannt. Die Hinrichtung löste in Böhmen die Hussitenkriege aus. Seine Anhänger:innen mussten sich nach fünfzehn Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen schließlich geschlagen geben. Aber das Erbe des tschechischen Nationalhelden lebte weiter: Die hussitische Kirche hat bis heute Bestand. 


Jan Hus wurde 1376 im böhmischen Husinec geboren. Zum Studium zog der spätere Prediger nach Prag, um an der Karls-Universität Theologie zu studieren. Dort kam er auch das erste Mal mit den Lehren des Oxforder Theologen John Wyclif in Kontakt, der ihn in seinem späteren theologischen Gedankengut sehr prägte. Im Jahr 1402 erlangte Hus schließlich die Priesterweihe und stieg von da an in der Hierarchie der Universität schnell auf, bis er 1409 bis 1410 als Rektor der Universität ihre Leitung inne hatte. 


Daneben arbeitete Hus jedoch auch als aktiver Prediger: Er war der erste, der die Liturgie samt Gebet und Gesängen in der tschechischen Sprache abhielt. Bereits in dieser Zeit fiel Hus immer wieder durch Kritik an der Habsucht des Klerus und dem weltlichen Besitz der Kirche auf. Zudem stellte er die Doktrin der Amtskirche entscheidend infrage: Laut Hus müsse die Bibel die einzige Autorität in Glaubensfragen sein – und stellt sich damit offen gegen das Papsttum.

 
Kurzerhand wurde Hus aufgrund seiner vermeidlichen Häresie zunächst aus dem Amt des Synodalpriesters enthoben und anschließend in Abwesenheit in Rom mit dem Kirchenbann belegt, exkommuniziert und aus Prag verbannt. Wegen seiner Beliebtheit im Volk durfte Hus jedoch einige Zeit unbehelligt unter dem Schutz des böhmischen Königs Sigismund in Prag weiter leben und lehren. Nichtsdestoweniger war Hus, nachdem seine Lehren zu Unruhen in der böhmischen Hauptstadt führten, gezwungen, sich in einer kleinen Festung in Südböhmen zurückzuziehen. Diese Zeit nutzte der Prediger, um die Bibel in die tschechische Sprache zu übersetzen und weitere Pamphlete zu veröffentlichen. Im Anschluss daran zog er als Wanderprediger durch das Land. 


1414 sollte Hus schließlich in Konstanz die Möglichkeit erhalten, sich von dem Vorwurf der Ketzerei lossprechen zu können und folgte wegen des Versprechens auf freies Geleit durch seinen König dem Ruf zum Konzil von Konstanz. Dieses sollte sich im Wesentlichen mit der Problematik der Kirchenspitze auseinandersetzen, da die katholische Kirche zu der Zeit über drei Päpste verfügte. Vermutlich kam Hus diesem Ruf nach, da die Unruhen in Böhmen, ausgelöst durch seine Lehren, immer weiter zunahmen. Zwar wurde sein Kirchenbann vorerst aufgelöst, aber nachdem er in Konstanz einige Wochen gepredigt hatte, wurde Hus inhaftiert. Anstelle seinem einstigen Schützling zu helfen beschloss König Sigismund ihn zu verraten, um den Ruf Böhmens nicht weiter zu beschädigen. 


Die Inhaftierung und Verhöre brachen Hus nicht. Er widerrief seine Lehren nicht. Am 06. Juli 1415 wurde Hus dann zum Tode durch das Feuer verurteilt, zusammen mit seinen Schriften. 


»Das aber erfüllt mich mit Freude, daß sie meine Bücher doch haben lesen müssen, worin ihre Bosheit geoffenbart wird. Ich weiß auch, daß sie meine Schriften fleißiger gelesen haben als die Heilige Schrift, weil sie in ihnen Irrlehren zu finden wünschten,« schrieb er in einem Abschiedsbrief. 

Die Verbrennung des Predigers hatte in seinem Herkunftsland Böhmen weitreichende Folgen. Durch die Hinrichtung kam es zum sog. ersten Prager Fenstersturz, der den Beginn der Hussitenkriege (1419-1434) einläuteten. Fünfzehn Jahre lang bekämpfte die katholische Kirche die Anhänger des Jan Hus. Diese operierten angeführt von Jan Žižka von der von den Hussiten gegründete tschechischen Stadt Tábor aus.

Zwar verloren die Hussiten schlussendlich gegen die Kirche, gleichwohl hat die Tschechoslowakische Hussitische Kirche, auch Neuhussitische Kirche genannt, bis heute Bestand. 

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