Marcins´s Betrachtungen: Thales und der Begriff der Arché

Der Vorsokratiker Thales sagte, Wasser sei der Ursprung aller Dinge. Alle Elemente hätten sich aus Wasser gebildet und seien im Grunde stets Wasser.
Dieses bezeichnete er als Arché.

Dadurch ging er einen gewaltigen Schritt über das vorherrschende mysthische Weltbild hinaus: der Anfang des Weltprozesses verlegte er nicht mehr in einen Willensakt einer mit menschlichen Zügen ausgestatteten Gottheit, sondern in ein unpersönliches Prinzip.

Die Interpreten seiner Deutung schlossen daraus, dass die Erde aus dem Wasser in ähnlicher Weise auftaucht, wie die Nil-Landschaft nach der jährlichen Überschwemmung.

Somit war Thales mit diesem zugegeben tastenden, primitiven Versuch ein Wegbereiter der Naturwissenschaft und Mathematik.

Seine „naturphilosophische“ Konzeption war eine Leistung der formalen Rationalisierung mythischer Vorstellungen, sozusagen deren Verkleidung mittels abstrakter Begriffe.

Außerstande einen natürlichen Kausalzusammenhang einzusehen suchten Menschen bisher Zuflucht zu mythischen Deutungen, während Thales sich bemühte, Naturtatsachen durch Annahme von Kausalbeziehungen zu erklären, auch da, wo der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht offen zutage trat.

Thales nahm auch an, dass die Welt als Gesamtheit der Dinge in ständiger Veränderung begriffen sei, und daß dieser Prozeß einen Anfang gehabt habe.
Damit nahm man ihn als Begründer der naturphilosophischen Denkweise wahr.

Mit seiner Frage nach dem Ursprung bzw. Grund der Wirklichkeit überhaupt, nicht seine Antwortversuche, laßen ihn als der ersten Philosophen erscheinen.

Die Philosophie verdankt ihm vier Implikationen:

1. Den Gedanken der Einheit in der Vielheit der Dinge.
2. Den Gedanken, daß Werden als Veränderung eines beharrlichen Substrats aufzufassen ist.
3. Den Gedanken vom Wesen und Erscheinung
4. Den Gedanken eines ersten Grundes

Die Annahme eines unwandelbaren Grundes für die Wirklichkeit eröffnete die Entwicklung der europäischen Philosophie.  
Thales postulierte mit seinen Einsichten einen bleibenden Grund, der nicht nur der Ursprung alles Werdens ist, sondern in den auch alles Werden wieder zurückführt. Und diesen fand er in seinem Begriff der Arché.


Herr Marcin Lupa, wbg Mitglied aus Bayern, schreibt regelmäßig philosophische Artikel unter dem Titel „Marcin´s Betrachtungen“ mit dem Ziel, die gesamte Geschichte der Philosophie durch seine Recherchen der Community näherzubringen. 

 

 

 


 

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