Reiseblog von wbg-Autor Bernd-Jürgen Seitz. Teil 7: Tansania – Sansibar

Ursprünglich hatte ich vor, die Reise auf dem Landweg fortzusetzen und über Sambia mit Bus und Zug nach Tansania zu reisen. Dies war aber wegen Covid-19 nicht ohne Weiteres möglich bzw. hätte sehr lange gedauert, so dass ich mich entschloss, von Victoria Falls (Zimbabwe) nach Sansibar (Tansania) zu fliegen.

Sansibar besteht aus den beiden Inseln Unguja (früher Sansibar genannt) und Pemba, von Touristen wird meist nur Unguja mit der Hauptstadt Sansibar (Zanzibar Town) besucht. Sansibar spielte in der Vergangenheit eine große Rolle für den Handel im Indischen Ozean – für Waren wie Gold und Elfenbein, aber auch für den Sklavenhandel. Die Bevölkerung ist von vielfältigen kulturellen Einflüssen geprägt, vor allem aus dem persischen und arabischen Raum. Diese kulturelle Vielfalt kann man vor allem in den engen Gassen von Stone Town erleben, dem ältesten Stadtteil von Sansibar und seit dem Jahr 2000 Unesco-Weltkulturerbe.

Das Binnendelta ist Lebensraum zahlreicher Tierarten, auch für Nilpferde.

 

 Durch die lange und relativ dichte Besiedlung der Insel ist von der ursprünglichen Natur wenig übriggeblieben. Immerhin konnte von dem bereits für ausgestorben gehaltenen Sansibar-Leoparden 2018 ein Bild mit einer Kamerafalle gemacht werden. Der einzige Nationalpark Sansibars ist der rund 50 km² große Jozani-Chwaka Bay-Nationalpark (auch Biosphärenreservat), der vor allem für den nur auf Sansibar vorkommenden Sansibar-Stummelaffen (engl. Red Colobus) bekannt ist.

Sansibar-Stummelaffe mit Nachwuchs 

 

Mein Hauptziel auf Sansibar war jedoch eine winzige Koralleninsel etwa 13 km südlich von Stone Town – Chumbe Island. Der Chumbe Island Coral Park ist das erste private Meeresschutzgebiet der Welt! Neben der einzigartigen Unterwasserwelt – ein Professor der Meeresbiologie bezeichnete das Riff als „The world’s best shallow-water coral reef, containing 90% of all coral species ever recorded in East Africa“ – ist auch die etwa 1 km lange Insel als Naturreservat deklariert. Die Deutsche Sibylle Riedmüller entdeckte Anfang der 1990er-Jahre auf einem Schnorcheltrip die faszinierenden Korallengärten von Chumbe und entschloss sich, ein Schutzprojekt ins Leben zu rufen. 

Die Mittel für das Projekt stammen überwiegend aus der Chumbe Island Lodge mit sieben aus Naturmaterialien gebauten Bungalows – Strom und Warmwasser werden mit Sonnenenergie gewonnen, die Abwasser-und Fäkalienentsorgung geschieht ohne Belastung des Ökosystems. Die weit ausladenden Dächer der Bungalows können große Mengen Regenwasser sammeln, das dann in unterirdischen Tanks gespeichert wird. Chumbe unterhält ein für Tansania einmaliges Umweltbildungsprogramm, tausende sansibarischer Schulkinder und ihre Lehrer haben die Insel bereits kostenlos besucht und Wissenswertes über Korallenriffe, Naturschutz, Ökotechnologien und nachhaltigen Tourismus erfahren (Text teilweise übernommen aus Gabriel, Tansanias Nationalparks, Reise Know How).

Bungalows der Chumbe Island Lodge

 

Bei meinem Besuch der Insel ist nur ein weiterer Deutscher dabei, wir treffen dort aber zufällig die Managerin des Projekts mit ihrer Familie und können uns mit ihr austauschen. Zum Tagesprogramm gehört natürlich das Schnorcheln am Korallenriff, aber auch ein Waldspaziergang und eine Nachtexkursion, bei der es vor allem um den Palmendieb (engl. Coconut Crab) geht, eine bis 40 cm lange und 4 kg schwere Krabbe, die sich allerdings nicht nur von Kokosnüssen ernährt, sondern vieles andere frisst.

Chumbe Island ist berühmt für seine Korallenriffe

… Sonnenuntergänge gleichermaßen gut beobachten.

 

Ein eintägiger Aufenthalt auf der Insel mit Übernachtung ist zwar relativ teuer (derzeit 340 $), lohnt sich aber wegen der Naturerlebnisse und zur Unterstützung des Projekts unbedingt. Dies wurde für mich umso deutlicher bei einer überall auf Sansibar angebotenen Delfintour, die von vielen Inselbesuchern gebucht wird. Die Delfine werden von zahlreichen dieselbetriebenen Booten regelrecht gejagt, viele Touristen springen bei einer Sichtung ins Wasser, um zu schnorcheln. Manchmal stoßen die Boote fast zusammen, für die Schnorchler besteht auch die Gefahr, unter ein Boot zu geraten, aber die Bootsführer sind offenbar geübt darin, das zu vermeiden. Ich bleibe mit einem unguten Gefühl im Boot und sage dem Bootsführer nach etwas über einer halben Stunde, dass es mir jetzt reicht. Die Frage, um welche Delfinart es sich handelt, kann er nicht beantworten (bzw. er versteht sie gar nicht, Delfine sind eben Delfine).

Zweifelhafte Delfintouren wie diese werden überall auf Sansibar angeboten.

 

Zum Abschluss meines fünftägigen Aufenthalts auf Sansibar besuche ich noch eine Gewürzfarm, auf der ich etliche bekannte, aber auch unbekannte Gewürzpflanzen und Früchte kennenlerne: Nelken, Zimt, Ingwer, Kardamom, Kurkuma, Muskatnuss, Vanille, aber z.B. auch den „Lippenstiftstrauch“ (Annattostruch, Bixa orellana), dessen Früchte unter anderem zum Färben von Körper und Lebensmitteln verwendet werden. 

Früchte des „Lippenstiftstrauchs“

Tags: Reise, Europa, Welt
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