Von Blutegeln, Hausspinnen und Teichmuscheln – Die Doktorarbeit Hermann von Helmholtz‘

Hermann von Helmholtz, der Namensgeber der Helmholtz-Gemeinschaft, ist den meisten als Physiker bekannt und wurde auch als der ´Reichskanzler der Physik´ bezeichnet. In Vergessenheit geraten ist die Tatsache, dass er Medizin studiert hat und als Mediziner seine wissenschaftliche Laufbahn begann. 1842 schrieb er als 21-Jähriger seine Promotion über ein neurowissenschaftliches Thema. In dieser Zeit publizierte Christian Ehrenberg, Professor an der Berliner Universität, das erste Bild einer Nervenzelle. Gleichzeitig wurde auch die Zelltheorie von Jacob Henle und Matthias Schleiden in Berlin formuliert. Sie besagt, dass alle Gewebe einschließlich des Gehirns aus Zellen bestehen.

Hermann Helmholtz stellte sich in seiner Doktorarbeit die Frage, wie das Nervensystem von wirbellosen Tieren aufgebaut ist. Sind die Prinzipien ähnlich oder ganz anders als bei Wirbeltieren und dem Menschen? Betreut von dem bekanntesten Physiologen und Anatomen dieser Zeit, Johannes Müller, untersuchte er das Nervensystem von Blutegel, Hausspinne, Schmetterling, Regenwurm, Flusskrebs oder Teichmuschel. Er kam zu der Erkenntnis, dass sich die Nervensysteme dieser Wirbellosen, oder auch Invertebraten genannt, nicht grundsätzlich von den Nervensystemen der Wirbeltiere inklusive des Menschen unterscheiden. Alle Grundelemente wie Zellen und Fortsätze sind identisch, so dass der Aufbau von Nervensystemen nach einem in der Tierwelt einheitlichen Plan erfolgt. Diese neurowissenschaftlichen Erkenntnisse von Helmholtz sind in der ´Neuroscience Community´ in Vergessenheit geraten, denn er schrieb seine Doktorarbeit in Latein. Sie wurde bisher nie in eine andere Sprache übersetzt.

Helmut Kettenmann, Neurowissenschaftler am Max-Delbrück Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, hat nun zusammen mit der Altphilologin Julia Heideklang von der Humboldt-Universität und Joachim Pflüger, Invertebraten-Neurobiologe an der Freien Universität, diese Dissertation sowohl ins Englische als auch ins Deutsche übersetzt. Die Doktorarbeit wird ausführlich eingeführt und kommentiert und zeigt, dass Hermann Helmholtz schon als 21-Jähriger noch heute gültige Erkenntnisse auf neurowissenschaftlichem Gebiet formulierte, die seine herausragenden, teils visionären Fähigkeiten schon früh unter Beweis stellten.

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