Jeden dritten Donnerstag im November wird der Welttag der Philosophie zelebriert, um dieser wundervollen Kunst wieder eine Stimme zu geben. Ziel des seit 2005 gefeierten Aktionstages ist es, „der Philosophie zu größerer Anerkennung [zu] verhelfen und ihr und der philosophischen Lehre Auftrieb [zu] verleihen.“
Wir nehmen diesen Tag zum Anlass, um fünf wichtige Figuren der Philosophie vorzustellen.
Platon
„Wenn zwei Knaben jeder einen Apfel haben und sie diese Äpfel tauschen, hat am Ende auch nur jeder einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und diese tauschen, hat am Ende jeder zwei neue Gedanken.“
Der griechische Philosoph Platon gilt als der berühmteste Schüler von Sokrates, dessen Lehren er in seinen Schriften hinterließ, aber auch eigene wichtige Erkenntnisse über die Welt und die Menschheit entwickelte.
Bis heute gilt Platon als einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Philosophie. Im Besonderen beschäftigte sich der antike Denker mit der Metaphysik, Erkenntnistheorie, Ethik, Anthropologie, Staatstheorie, Kosmologie, Kunsttheorie und Sprachphilosophie.
Platons Höhlengleichnis wird von Kunstschaffenden jeglicher Epochen, aber auch von der modernen Popkultur immer wieder aufgenommen: Sokrates, so Platon, beschreibt eine Art Höhle, die an der Decke einen Lichtschacht aufweist. In dieser Höhle sind Menschen gefangen, die dort schon ihr ganzes Leben verbringen mussten. Da sie festgebunden sind, können sie nur auf die Höhlenwand blicken und sehen den Schacht an der Decke nicht. Ein Feuer brennt in ihrer Höhle, sie sehen das Licht, nicht aber die Quelle. Zwischen den Gefangenen und dem Feuer ist eine niedrige Mauer, hinter der Menschen Gegenstände hin- und her tragen und projizieren so Schatten an die Felswand. Dadurch erhalten die Gefangenen den Eindruck, als bewegen und sprächen diese Teils anthropomorphen Schatten miteinander. Nun fragt Sokrates seinen Gesprächspartner Glaukon, was passieren würde, wenn einige dieser Menschen losgebunden würden und gezwungen seien die Höhle zu verlassen. Sie wären erst geblendet und dann überfordert von dem, was sie sähen. Wenn sie im Anschluss daran wieder in die Höhle kämen, wären ihre Augen der Dunkelheit entwöhnt und sie würden die Schatten, die an den Wänden tanzten, nicht zu deuten wissen. Das Höhlengleichnis ist auf verschiedene Arten zu verstehen. Meist wird es so verstanden, dass der Aufstieg ans Tageslicht dem Aufstieg der Seele in eine intelligible Welt darstellt. Damit sind Platons unwandelbare Ideen, der Ur- und Vorbilder der materiellen Phänomene im Sinne seiner Ideenlehre gemeint. In diesem Höhlengleichnis entspräche das Gute der Sonne.
Hypatia von Alexandria
„Verteidige dein Recht zu denken. Denken und sich zu irren ist besser, als nicht zu denken.“
Trotz der patriarischen Strukturen der griechischen Gesellschaft schaffte es eine Philosophin und Mathematikerin aus Alexandria, für die Nachwelt unvergesslich zu werden. Hypatia lebte im 4. und 5. Jh. n. Chr. im spätantiken Alexandria. Da von ihren Schriften nichts erhalten geblieben ist, vermutet man wegen der Texte anderer spätantiker Autor:innen, dass sich Hypatia mit dem kynischen Gedankengut und Neuplatonismus beschäftigte. Sicher ist jedoch, dass sie sich in einer immer christlicheren Welt an der paganen Philosophie hielt. Bekannt ist Hyptia heute noch, weil sie im Zuge von Machtkämpfen in Alexandria durch einen wütenden Mob von Laienbrüdern und Mönchen umgebracht wurde, die von dem Kirchenlehrer Kyrill von Alexandria angestachelt wurden.
Den einen ist Hypatia ein Beispiel dafür, dass sich die Kirche bereits früh begann, Wissenschaft kleinzuhalten, andere sehen in der Philosophin einen Beleg dafür, dass auch Frauen in der Antiken Gesellschaft eine hohe Stellung einnehmen konnten.
Konfuzius
„Es spielt keine Rolle, wie langsam Sie gehen, solange Sie nicht aufhören.“
Vermutlich wurde Konfuzius 551 v. Chr. als Kong Qiu (sein Name wurde später latinisiert) im Staat Lu, im Kernland Chinas, während der Zhou–Zeit geboren. Der spätere Philosoph arbeitete zunächst als Politiker und erlangte durch seine gerechte, mitfühlende und menschliche Tätigkeit als idealer Politiker überregionale Beliebtheit. Für Konfuzius standen immer die Menschen im Vordergrund. Aber wegen der Machtgier, Korruption und Bösartigkeit seiner Mitstreiter wurde Konfuzius fortwährend enttäuscht. Sein größtes Bestreben war es, eine optimale Regierung zu schaffen. Deshalb reiste er in die verschiedensten Fürstentümer, um als Berater die politischen Führungen zu verbessern. Schlussendlich legte Konfuzius, inzwischen Justizminister, sein Amt jedoch nieder. Grund dafür war eine Falle, die gegnerische Fürsten seinem Staatsoberhaupt gestellt haben, indem sie ihn mit Hilfe von jungen Frauen von den Regierungsgeschäften ablenkten. Anstelle sich seiner Enttäuschung hinzugeben und sich von den Mitmenschen abzuwenden, beschloss Konfuzius seine Lehren an diejenigen weiterzugeben, die wirklich Interesse an ihnen hatten. Schnell versammelte sich eine begeisterte Schar an Schülern um den Denker. Konfuzius glaubte daran, dass alle Menschen gut und böse sein können und dies selbst in ihrer Hand haben. Durch Bildung und Erfahrung können sie ihre Fähigkeiten immer weiter optimieren, um edle Menschen zu werden.
Von Natur aus sind die Menschen einander ähnlich. Durch die Erziehung entfernen sie sich voneinander. – Konfuzius Er erstellte eine Anleitung zum idealen Leben, die später von seinen Schülern in den sog. „Lehrgesprächen“ gesammelt wurden. Bestandteile dieser Geisteshaltung waren Gerechtigkeit, Gemeinsinn, kindliche Pietät, Riten, Liebe und Respekt vor den Eltern bzw. vor dem Herrscher. Dummheit ist nicht „Wenig zu wissen“, auch nicht „wenig wissen zu wollen“, sondern Dummheit ist „glauben, genug zu wissen“. - Konfuzius
Konfuzius und seine Schüler begründeten eine Lehr- und Weisheitstradition, die bis heute einer der Grundpfeiler der chinesischen Denkart sind. Der Konfuzianismus begegnet den Chines:innen im Alltag, in der Schule, vor allem aber in der Ausbildung jedweder Führungspositionen. Aber auch in der europäischen Gesellschaft begegnen wir Konfuzius' Lehren immer wieder. Bekannte konfuzianische Zitate sind beispielsweise "Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer“ oder auch "Der Weg ist das Ziel.“
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
„Aus Lügen, die wir ständig wiederholen, werden Wahrheiten, die unser tägliches Leben bestimmen.“
Der deutsche Idealismus wurde von keinem anderen so geprägt wie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 - 1831). Noch heute gelten seine philosophischen Ideen als die wirkmächtigsten der neueren Philosophiegeschichte.
In seinen philosophischen Theorien beschäftigte sich Hegel mit der gesamten Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen und der zusammenhängenden geschichtlichen Entwicklung. Hegel dachte über Logik, Naturphilosophie und der Philosophie des Geistes nach – und setzte damit den Ausgangspunkt für die Wissenschaftstheorie, Soziologie, Historie, Theologie, Politik, Jurisprudenz und Kunsttheorie.
Auch nach seinem Tod hatte Hegel noch Einfluss auf wichtige Philosophen, wie Karl Marx und Søren Kierkegaard und Jean-Paul Sartre. Die Existenzphilosophie und Hegels Methode, einen Gegenstand dadurch zu begreifen, dass alle seine Ansichten zur Darstellung gebracht werden, finden immer noch großen Anklang.
Hannah Arendt
„Die traurige Wahrheit ist, dass das meiste Böse von Menschen gemacht wird, die sich zwischen Böse und Gute nicht entschieden haben.“
Hannah Arendt gilt als eine der bedeutendsten weiblichen Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Im Zuge des Nationalsozialismus floh Arendt in die USA und arbeitete dort als politische Theoretikerin und Publizistin. Trotz ihrer Leistungen für die Philosophie lehnte Arendt es immer ab, als Philosophin bezeichnet zu werden, vielmehr sah sie ihre Arbeitsweise im Bereich der Historie.
Arendts Erfahrungen mit der Verfolgung und Inhaftierung durch die Nationalsozialisten verarbeitete sie in zahlreichen Texten und Ausarbeitungen. Im Zentrum ihrer Überlegungen stand die Frage, wie Menschen zu solch grausamen Taten fähig sein können. Dazu erstellte sie die Theorie der totalen Herrschaft im Bereich der Existenzphilosophie.
Im Zuge des öffentlichen Diskurses mit dem Umgang derjenigen, die sich ab 1933 Adolf Hitler zuwandten, stellte sie sich mit Verachtung gegen seine Anhänger und Sympathisanten. Gerade während des Eichmann-Prozesses zeigte Arendt Unnachgiebigkeit, die bewundernswert ist.