Wie sieht ein Praktikum im Community-Team der wbg aus? Lara Hitzmann hat Thorsten Jacob, den Leiter der wbg Community Plattform, drei Monate lang bei seiner Arbeit unterstützt. Eine lohnende Zeit, wie sie im Interview verrät.
Thorsten Jacob: Herzlich willkommen, heute spreche ich mit Lara Hitzmann, die aktuell die Praktikantin bei der wbg ist und hier für die Community und die Marke arbeitet. Wir wollen einfach in einem kurzen Gespräch etwas darüber erfahren, wie eigentlich ein Praktikum bei der wbg bzw. bei der Community in der wbg ausschaut. Lara Hitzmann, erzählen Sie doch mal bitte: Wie sind Sie eigentlich auf die wbg aufmerksam geworden?
Lara Hitzmann: Im Zuge meines Studiums in Göttingen in den Antiken Kulturen habe ich an einem Workshop von Herrn Holger Kieburg teilgenommen, der als Chefredakteur die „Antike Welt“ herausbringt. Aber wenn man mit Geisteswissenschaften zu tun hat, dann kennt man die wbg ja sowieso. Als ich dann auf der Suche nach einem Praktikum war, da habe ich gesehen, dass es bei der wbg immer mal wieder Ausschreibungen gibt. Ja, und da habe ich mich beworben. So bin ich auf Sie aufmerksam geworden.
T.J.: Sie erlangen jetzt Anfang 2023 Ihren Master an der Uni in Göttingen im Fach Antike Kulturen und Ihre Schwerpunkte sind dabei die Alte Geschichte, christliche Archäologie und Ägyptologie und Koptologie. Mögen Sie kurz erzählen, warum Sie das Studium bisher (hoffentlich) begeistert hat und warum Sie diese Fächer anderen empfehlen würden?
L.H.: Gerne. Dazu muss man sagen: In Göttingen kann man die Altertumswissenschaften sozusagen als Kombipaket studieren oder einzelne Fächer, also z.B. die Archäologie oder die Ägyptologie und Koptologie. Als ich mich dafür entschieden habe, Antike Kulturen zu studieren, habe ich mir verschiedene Fachrichtungen angesehen und mich für die Alte Geschichte entschieden. Aber an sich ist das eine ganz interessante Kombination, weil man sich somit nicht nur mit der Alten Geschichte beschäftigt, sondern sich auch in die anderen Fächer reinarbeiten kann und auch die Hilfswissenschaften kennenlernt, weil, wenn ich nicht weiß, wie die Archäologie arbeitet, dann ist es ja auch als Althistoriker:in total schwer, manche Dinge gut nachzuvollziehen. Ja, und ich würde einfach allen, die sich für das Fach interessieren, empfehlen, auch mal in die Nebenfächer reinschauen und möglichst viele Informationen aufzuschnappen und sich dann allerdings auch irgendwann mal auf ein bestimmtes Thema zu spezialisieren, weil wir betrachten den Zeitraum von über 2.000 Jahren und das kann man in fünf Jahren Studium nicht leisten. Wem sage ich das, denn Sie haben ja Geschichte studiert, Sie kennst das Dilemma.
T.J.: Sie haben dann jetzt im Praktikum auch dutzende Beiträge auf der Community Plattform geschrieben. Ich hatte Sie dabei zu Beginn des Praktikums gebeten, nicht über Themen zu schreiben, die Sie so gar nicht interessieren, aber auch mal hier und da Neues zu wagen. War das schwierig für Sie, dass Sie dann andere, Ihnen bisher fremde Bereiche herangezogen haben oder war es dann irgendwann auch interessant, neue Aspekte kennenzulernen?
L.H.: Es war auf jeden Fall von Anfang an interessant, sich mit anderen Themen oder gar fachfremden Themen auseinanderzusetzen. In der Geschichte ist es mir nicht so schwergefallen, einfach, weil ich mich ja generell für das Thema interessiere. Über einiges ist man im Laufe seines Lebens schon einmal gestolpert oder weiß im Zweifel, wie man es recherchieren kann. In der Philosophie hingegen ist es mir anfangs eher schwergefallen, weil ich, abgesehen von den Texten, die wir im Griechischunterricht von Platon übersetzt haben, noch keinen Kontakt mit der Philosophie hatte. Für die Philosophie der Antike war das dann wieder okay, weil ich weiß ja, wie ich diese recherchieren muss, aber soweit es dann an die neuere Philosophie ging, das ist mir dann doch manchmal schwer schwergefallen. Vielleicht hast Du dies auch das ein oder andere Mal beim Lesen gemerkt. Zumal dann schnell konstruktive Kritik von der Community kam. Und als dann diese ersten Hürden gemeistert waren und mir klar war, dass die Community ein Raum ist, in dem man sich sozusagen selbst die Möglichkeit geben kann dazuzulernen, war das dann auch ziemlich interessant.
T.J.: Hatten Sie denn in der Richtung auch negative Erfahrungen gemacht auf der Plattform oder war alles soweit konstruktiv und respektvoll und für Sie dann auch „weiterbringend“ in dem Sinne, worüber Sie schreiben und wie Sie schreiben?
L.H.: Also mit vielen Anmerkungen konnte ich etwas anfangen. Das Problem ist, wenn man Kritik erhält und das dann schriftlich, so musste ich noch am Anfang schauen, dass ich die Kritik nicht falsch verstehe oder gar persönlich nehme. Manchmal musste ich mich quasi selbst maßregeln und dann mir sagen „Hey, das ist doch gar nicht schlimm, das ist hier eine gute Kritik und das bedeutet doch auch, dass die Community Interesse hat die Texte zu lesen, aber gleichermaßen auch mit mir zu diskutieren.“ Gerade wenn andere Meinungen aufgekommen sind, aber man das Thema so sicher recherchiert hat, dass man seinen eigenen Standpunkt vertreten kann, war das dann total cool, einen Austausch auf solch intellektueller Ebene zu führen. Also, das sind dann ja Diskussionen, die in anderen Teilen des Internets niemals so entstehen würden. Davon konnte ich sehr profitieren und hat mir das ein oder andere Mal eine neue Perspektive auf einige Sachverhalte ermöglicht. Und anderen Mitgliedern ging es ähnlich, jetzt nicht unbedingt in den Diskussionen mit mir, aber generell in diesem Austausch. Es ist ja aber auch generell eine sehr positive Stimmung unter den Beiträgen und die Kommentare sind im Normalfall sehr nett, aber dabei trotzdem eben konstruktiv.
T.J.: Könnten Sie erzählen, also auch für mögliche Interessierte, was Sie eigentlich auf der Community Plattform so gemacht hast in den drei Monaten Ihres Praktikums?
L.H.: Ja, also neben dem Schreiben der Beiträge und dem Antworten auf die Kommentare, habe ich als erstes ein wachsames Auge darauf gehabt, was so alles auf der Plattform hochgeladen wird. Wenn es neue Beiträge gab, habe ich darauf geachtet, ob ich den Mitgliedern helfen kann, gerade bei Fragen oder Problemen beim Hochladen, verdrehten Bildern, fehlerhaften Links usw. Dann aber auch war mir der direkte Kontakt mit den Nutzer:innen total wichtig. Außerdem habe ich Veranstaltungen eingestellt, Presseberichte geschrieben, den Podcast ein bisschen mitbetreut und auch die eine oder andere Buchempfehlung geschrieben. Also neben den redaktionellen Beiträgen habe ich auch drauf geachtet, dass alles korrekt ist oder wo man nochmal was tun müsste.
T.J.: Das ist jetzt in doppelter Hinsicht ganz interessant für mich, denn neben der ganzen geplanten Doings hört man von Ihnen jetzt die Punkte, die für Sie schwerpunktmäßig auch besonders einprägsam waren vom Gefühl her, also nicht nur die Dinge, die Sie besonders gern gemacht haben oder ganz doof fanden, sondern eben auch die Dinge, die besonders viel Zeit beansprucht haben. Es ist mir ja auch immer ganz wichtig, also mir als Ihr Betreuer, dass der Charakter des Praktikums beibehalten wird, dass es nicht zur Ausbeutung kommt, dass Sie nicht die dussligen Jobs zugewiesen bekommen und wir anderen behalten uns die spannenden oder leichten Aufgaben vor. Ist das bei Ihnen auch so angekommen oder haben Sie dann manchmal auch diese Momente gehabt und gedacht: Oh Gott, was soll das denn jetzt?!
L.H.: Nein, tatsächlich hatte ich die gar nicht. Also, als Praktikant:in erwartet man ja schon irgendwie, dass man zwischendurch mal Aufgaben bekommt, die nicht so super viel Spaß machen. Aber, wenn ich diese Aufgaben bekommen habe, dann war das immer total auf Augenhöhe, auch gerade bei den ja weniger spannenden Aufgaben. Außerdem müssen Sie diese auch machen, weshalb das für mich nie ein Problem war. Gerade, weil das im Gegensatz zu diesen spannenden Aufgaben nur so einen geringen Teil eingenommen hat, dass das im Prinzip einfach nebenher wegzuarbeiten war und mehr so einen meditativen Faktor als tatsächlich eine Anstrengung war. Wenn man den ganzen Tag recherchiert ist man ja auch ganz froh, dass man mal ein bisschen Ruhe hat.
T.J.: Also, mal abgesehen von der Plattform-Arbeit haben Sie noch in anderen Bereichen gearbeitet. Könnten Sie benennen, was Ihnen dort am meisten Spaß gemacht hat – ohne jetzt eine Rangliste zu erstellen? Könnten Sie für sich benennen, welche Aufgaben Ihnen besonders Spaß gemacht haben?
L.H.: Also zum einen eben diese Beiträge verfassen, das hat mir am meisten Spaß gemacht. Dann hatte ich aber noch von der Abteilung Marke die Aufgabe, Kampagnensteckbriefe zu verfassen. Das war auch unglaublich spannend, es ging darum die Bücher aufzuarbeiten und zu recherchieren, die publiziert werden sollen. Es war total cool, sich damit zu beschäftigen und war auch von der Seite interessant, dass die Texte nicht immer auf Deutsch waren. Es gab auch was auf Französisch und die Themengebiete der Kampagnensteckbriefe waren sehr abwechslungsreich. Außerdem ich fand die Arbeit mit den sozialen Medien total spannend. Wie gelingt es uns, unsere Beiträge in einer möglichst geringen Wortanzahl zu übermitteln, ohne den wbg Charme zu verlieren, denn wir möchten inhaltlich etwas bieten und nicht nur interessante Schlagzeilen liefern.
Das fand ich auch sehr spannend, hat mich aber auch das ein oder andere Mal vor größere Herausforderungen gestellt.
Wovon ich auch profitiert habe, war der Einblick in die verschiedenen Abteilungen des Verlages. Beispielsweise konnte ich einen Tag bei Herrn Kieburg in der Antiken Welt mitlaufen oder auch die Arbeit der Presse kennenlernen. Alle haben sich sehr viel Zeit genommen und all meine Fragen beantwortet. Es war sehr spannend, in die anderen Bereiche hereinzuschauen, hat mir aber auch gezeigt, dass die Community der interessanteste Bereich ist.
T.J.: Das höre ich natürlich sehr gern. Natürlich ist das aber auch mein Job und wenn ich nicht dahinterstehen würde, wäre das auch irgendwie komisch.
Zum Thema Podcast: Sie haben ja sechs Podcasts mit betreut, Sie haben die Ankündigungstexte erarbeitet, Sie haben sie in den Kalender eingetragen und Sie haben sie auch inhaltlich eingesogen. Gab es für Sie eine Folge, die Ihnen am besten gefallen hat und warum?
L.H.: Das kann ich leicht beantworten, das war die Folge mit Frau Hellmayr.
T.J.: Also der erste?
L.H.: Ich glaube, den erste Podcast, den ich im Praktikum gehört habe, war der 2. Dialog.
Das Gespräch mit Frau Hellmayr war sehr spitze. Ich finde Schliemann als Person sehr interessant und Frau Hellmayr hat eine sehr angenehme Art, über diesen exzentrischen Menschen zu sprechen. Sie wirkt wie das komplette Gegenteil und erzählt es ganz ruhig und gelassen. Dieser Podcast hat mich gecatcht und ich habe mir gleich danach die Biografie durchgelesen.
T.J.: Super! Gibt es im Podcast an sich etwas, was Sie anders machen würden?
L.H.: Als angehende Althistorikerin finde ich die philosophischen Themen immer nicht ganz so spannend, aber das liegt eher am Fach. Ich habe dann auch manchmal Probleme, den Inhalt voll und ganz zu verstehen, aber das ist vermutlich ein generelles Problem meines Philosophieverständnisses. Aber ansonsten finde ich den Podcast eigentlich ganz interessant. Ich hätte mir die Folgen auch angehört bzw. angesehen, wenn das nicht eine Aufgabe im Praktikum gewesen wäre.
T. J.: Okay, man muss dazu auch sagen, dass Sie von sich aus auch auf den Audiopodcast auf Spotify und iTunes auf Twitter hingewiesen haben und dieser Podcast hat beide Seiten – Audio und Video. Finden Sie ihn per Video oder Audio besser?
L.H.: Ich schaue mir lieber die Videos an, aber im Alltag habe ich meistens wenig Zeit, mir Videopodcasts tatsächlich in voller Länge anzusehen. Häufig höre ich mir Podcasts beim Sport an. Aber der Vorteil am Videopodcast ist, dass man die Menschen tatsächlich sehen kann: Man weiß, wie sie aussehen und man sieht ihre Reaktionen, anstelle sie nur zu hören.
Von daher ist der Videopodcast eigentlich das angenehmere Medium zum Sehen und Schauen.
T.J.: Frau Hitzmann, sagen Sie mal: Welche anderen Bereiche Ihres Praktikums waren für Sie besonders sinnbringend? Also neben der Community und der Marke? Aus Ihrer eigenen Geschichte heraus, aus dem Studium heraus oder auch mit Blick auf die Zukunft?
L.H.: Ich fand den Blick in die Presseabteilung besonders spannend, weil dies der nächste Schritt von der Marke ist, also wie wird das Buch in der Presse vermarktet. Für mich war aber der Besuch in der Antiken Welt und der Archäologie in Deutschland ein besonderes Highlight. Weil ich diese Magazine schon seit sehr vielen Jahren verfolge, war es besonders spannend, an der Quelle zu sein und die Texte zu sehen, bevor sie publiziert werden. Es ist fast unvorstellbar, dass diese Magazine von drei Personen hergestellt werden – vier, wenn es ein:e Praktikant:in gibt. Dieser Einblicke haben mir verstärkt gezeigt, dass es auch abseits von Museum und Universität Berufsmöglichkeiten für Geisteswissenschaftler:innen gibt. Es gibt viele Geisteswissenschaftler:innen bei der wbg und nicht nur studierte Journalist:innen oder Buchhändler. Es gibt Germanist:innen, Afrikanist:innen, Archäolog:innen und viele weitere verschiedene Fachrichtungen.
T.J.: Wenn Sie jetzt in die Zeit vor Ihrer Bewerbung oder vor den Beginn des Praktikums zurückblicken – haben Sie sich das Praktikum so vorgestellt oder war es ganz anders?
L.H.: Vor dem Praktikum war ich mir sicher, dass ich später im Museum arbeiten möchte, das hat sich geändert. Ich weiß nicht mehr, was genau ich mir vorgestellt habe, aber so war es auf jeden Fall nicht. Ich hatte nicht gewusst, dass die wbg ein Verein ist. Ich hatte nicht erwartet, dass alle so nett sind und dass ich so viel redaktionelle Arbeit leisten konnte und dass ich keine, wie Sie es ausgedrückt haben, „Dödeljobs“ machen musste.
T.J.: Das muss man auch sagen, da stehe ich nicht alleine, wir waren sehr beeindruckt von Ihrer Leistung und von Ihrem Engagement und Ihren Ideen, sodass ich mich von Anfang an auf Sie verlassen konnte. Ich kann ja auch verraten, Sie werden nach Ihrem Praktikum als studentische Minijobberin bei uns bleiben. Das freut mich sehr. Was mich noch interessieren würde: Ist die Wertschätzung, die wir Ihnen vermitteln wollten, angekommen?
L.H.: Ja, gerade wenn man aus der Universität kommt, da gibt es eigentlich nur eine Rückmeldung in Form von Noten und durch Corona hatte man auch keinen Kontakt mehr zu seinen Mitstudierenden. Umso überraschter war ich über den Austausch bei der wbg. Selbst wenn ich Kritik bekommen habe, so war diese immer konstruktiv. Es war schön zu sehen, dass die wbg sich ein Umfeld geschaffen hat, was zwischenmenschlich einfach funktioniert und daher eine Arbeitsatmosphäre geschaffen hat, in der jede und jeder sein Bestes geben kann und möchte.
T.J.: Das würde ich genauso unterschreiben. Um noch mal auf die Wertschätzung zurückzukommen: Ich finde es beeindruckend, dass Sie mit dem, was Sie mitgebracht haben, meine Community – die Community Plattform ist 2019 gegründet worden, als ich gerade angefangen habe bei der wbg- mit Herzblut, Leistung, Feedback, Beiträgen und im Community-Management eingebracht haben, dass Sie mit unseren Nutzer:innen diskutiert haben, Sie keinen Kommentar unkommentiert gelassen haben – also von mir auch noch einmal ein ganz großes Dankeschön!