Zum 110. Todestag von Karl May

»Soll ein Buch seinen Zweck erreichen, so muß es eine Seele haben, nämlich die Seele des Verfassers. Ist es bei zugeknöpftem Rock geschrieben, so mag ich es nicht lesen.« Karl May, Old Surehand 3 (1896) 342.


Karls Mays Abenteuerromane haben uns bereits von Kindestagen an begleitet. Sie haben unsere Fantasie entfacht und uns einen Zugang zu einer neuen Welt ermöglicht. Am 30. März, seinem 110. Todestag, möchten wir einem Mann gedenken, dessen Geschichten in uns den Ruf nach dem Abenteuer auslösten. 


Am 25. Februar 1842 wurde Karl May als Sohn einer verarmten Weberfamilie in Ernstthal geboren. Neben der Volksschule musste May zuhause viel lernen und gar ganze Bücher abschreiben – sein Vater erhoffte sich für seinen einzigen noch lebenden Sohn eine glanzvollere Zukunft als die eigene. 1856 kam May zum Studium ins Lehrerseminar nach Waldenburg, fiel dort aber wegen mehrerer Verstöße und kleinerer Diebstähle auf und beendete sein Studium deshalb am Lehrerseminar in Plauen. Nach seinem Abschluss arbeitete May an mehreren Stationen als Hilfslehrer, geriet aber immer wieder wegen kleinerer Gaunereien in den Fokus der Polizei. Als diese ihm seinen Beruf kosteten, beschloss May, straffrei zu bleiben. Legal konnte er als Privatlehrer aber kaum seinen Lebensunterhalt bestreiten, was dazu führte, dass er kurze Zeit aufgrund seiner Kleinkriminalität später steckbrieflich gesucht wurde.  Mehrere Aufenthalte in Zuchthäusern und Gefängnissen hielten May nicht davon ab, seine Kleinkriminalität fortzusetzen.


Erst 1875, als May wieder bei seinen Eltern einzog, nahm er sich die Zeit zu schreiben und veröffentlichte seine erste Erzählung namens „Die Rose von Ernstthal“. Schließlich wand May den Heimatgeschichten den Rücken zu und verfasste Abenteuerromane. Im Zuge des Aufschwungs der Zeitschriftenbranche und wegen seiner spannenden Texte stellte ihn der Verleger Heinrich Gotthold Münchmeyer bald als Redakteur ein. Kurze Zeit später kündigte May jedoch und zog mit seiner damaligen Freundin nach Dresden. Zwar konnte er sich eine Weile als freier Schriftsteller finanzieren, jedoch fiel er straffällig wieder auf. 


Seit 1889 arbeitete May wieder regelmäßig für verschiedene Zeitungen, ergaunerte sich zum Teil aber doppeltes Gehalt, indem er seine Geschichten unter Pseudonymen bei verschiedenen Zeitschriften vorstellte. 1892 erhielt May schließlich das Angebot, seine Geschichten in als gebundene Jugendbücher zu publizieren. Bald kannte jeder die Geschichten von Winnetou und Old Shatterhand. Das Problem: May behauptete bald, selbst Old Shatterhand zu sein und all jenes erlebt zu haben. Vom Verlag wurde dies aus Marketinggründen gestützt.

Auch in den Illustrationen spiegelt sich dies wider: Auf Mays Wunsch sahen die Zeichnungen von Old Shatterhand ihm ähnlich, wie hier in der Darstellung vom sog. Knieschuss von Claus Bergen 1908. May lebte seine Geschichte – er ließ sich die legendären Gewähre anfertigen und behauptete, ein Nachfahre Winnetous zu sein. 

 


Ab 1899 ging May schließlich auf Reisen und erkundete den sog. Orient. Während dieser Zeit wurden jedoch auch Stimmen laut, die May wegen seiner Selbstdarstellung diskreditieren versuchten. Einige Jahre nach seiner Orientreise erkundete May Amerika und begutachtete nun endlich die Schauplätze seiner Reisegeschichten. 


In den letzten Jahren seines Lebens wandte sich May eher dem allegorischen Schreibstil zu und beschäftigte sich mit dem Pazifismus und der Philosophie.
Am 30. März 1912 verstarb Karl May, die Todesursache ist nicht bekannt, aber neuere Untersuchungen an seinem Leichnam lassen eine Bleivergiftung vermuten.


»Ich sehe alles rosenrot,« sollen Mays letzte Worte gewesen sein.


May ließ seine Geschichten im Wilden Westen und im Vorderen Orient spielen. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen vertrat May eine sehr offene Haltung gegenüber nicht-weißen Menschen. Nichtsdestoweniger war May ein Kind seiner Zeit, in der auch Deutschland die Menschen in Afrika ausbeutete und der Nationalsozialismus immer mehr Aufschwung erhielt. Deshalb lassen sich bei May auch viele teils rassistische Aussagen wiederfinden. Gleichermaßen war er im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen menschenfreundlich.
Trotz, dass sich May mehrmals (zuletzt 1906) für die Gleichberechtigung verschiedener Völker äußerte, wurde ihm aufgrund der Vorliebe, die Adolf Hitler für seine Abenteuerromane empfand, gemeinsames Gedankengut mit dem Nationalsozialismus unterstellt. Die These, dass May dem Nationalsozialismus zugewandt gewesen sei, ist nicht schlüssig: Immerhin leben einige der bedeutendsten Romane von May, die in über 33 Sprachen übersetzt wurden, von der Freundschaft des Indigen Amerikaners Winnetou und des weißen Old Shatterhands. Außerdem weisen zahlreiche seiner Zitate darauf hin, dass er die Verbrechen der Weißen an den Ureinwohnern Amerikas verurteilte.


»Ein jedes Volk hat das Recht, sich selbst zu regieren.« Karl May, Waldröschen (1884) 1670.


Oder auch: 


»Auch der In*ianer ist Mensch und steht im Besitze seiner Menschenrechte; es ist eine schwere Sünde, ihm das Recht, zu existieren, abzusprechen und die Mittel der Existenz nach und nach zu entziehen.« Karl May, Ein Ölbrand, in: Das Neue Universum (1882) 3.

 

Der Mescalero-Apache Häuptling Winnetou steht in den Geschichten für einen tapferen und edlen Mann, der mit seinem Freund Old Shatterhand Abenteuer erlebt. Es ist eine Geschichte der Freiheit, der Freundschaft und dem Kampf für Gerechtigkeit. Seine romantischen Geschichten stellen sich gegen die Sklaverei und setzten sich für die Schwachen ein. Seine Aussagen trafen im fremdenfeindlichen Deutschland teilweise auf scharfe Kritik, die ihn bis zum Rest seines Lebens verfolgen sollte.

 

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