Zum Geburtstag von Clara Schumann

Die Pianistin, Komponistin und Herausgeberin Clara Schumann wird häufig nur in Verbindung mit ihrem Mann Robert Schumann genannt. Dabei stellt Clara eine der bedeutendsten Frauen der Musikgeschichte dar und revolutionierte das Wesen des Konzertgeschehen.

Das einstige Wunderkind rebellierte gegen ihren Vater, der sie jahrelang für seine Zwecke missbrauchte, machte sich als junge Frau mit ihrer Musik selbstständig und entschied sich trotz der problematischen Beziehung zum Klavier immer wieder für die Musik. Und sie heiratete die Liebe ihres Lebens, ohne sich von den Hindernissen, die ihr eifersüchtiger Vater ihr in den Weg legte, abzuhalten.

 

Clara, das Wunderkind

Clara Wieck wurde am 13. September 1819 als Tochter des Pianistenehepaares Friedrich Wieck und Mariane Wieck geb. Tromlitz in Leipzig geboren. Friedrich Wieck war leidenschaftlicher Musiker, aber nie so gut, dass er mit den großen Musikern seiner Zeit hätte mithalten können. Deshalb steckte er all seine Energie in seine Tochter Clara, die er unter seinen Kindern als das talentierteste erwählte. Um aus Clara eine ausgezeichnete Musikerin zu machen, zwang er seine Tochter immer und immer wieder zu üben. Statt zu spielen oder Schulunterricht zu nehmen saß Clara vor dem Klavier. Friedrich Wieck war erfolgreich: Bald schon machte er seine Tochter als Wunderkind groß. Clara war nicht nur weit über die Grenzen Deutschlands als Konzertpianistin bekannt, sondern veröffentlichte bereits im Alter von zehn oder elf Jahren die Quatre Polonaises op. 1.

Als Clara noch jung war, trennten sich die Eltern, aber Friedrich heiratete bald erneut und seine neue Frau Clementine unterstützte die ambitionierten Bestrebungen ihres Ehemannes. Da Friedrich weiterhin als Klavierlehrer arbeitete, gingen später bekannte Pianisten in seinem Haus ein und aus, unter ihnen auch Robert Schumann.

Die Jahre verstrichen und Clara war bald aus der Rolle des Wunderkindes herausgewachsen. Friedrich Wieck sorgte dafür, dass Clara jedoch weiter an das Klavier – und an ihn gefesselt war. Er redete ihr ein, dass wenn sie heiraten würde, nie wieder spielen könnte. Und sie liebte das Klavier spielen. Gleichzeitig behielt der Vater auch all das Geld, welches sie bei ihrer Arbeit verdiente, ein und verhinderte den Kontakt zu jungen Männern, welche Interesse an der Pianistin äußerten.

Doch Robert Schumann, der Clara bereits seit Kindestagen kannte, ließ nicht locker: Die beiden jungen Menschen verband eine innige Liebe, welche sie über Briefe austauschen. Bei Konzerten sendeten sie sich heimliche Zeichen der innigen Zuneigung. Clara und Robert spielten Roberts Carnaval op. 9 mit dem Titel Chiarina, um ihre Liebe zu bezeugen, die Friedrich Wieck zu unterbinden versuchte.

1839 gelang der jungen Frau der erste Schritt in die Unabhängigkeit: Clara überredete ihren Vater, sie allein nach Paris zu lassen. Dort würde sie sich eigenständig als Impressario um ihre Auftritte, Garderobe und Unterkunft kümmern. Damals war es üblich, dass sich die Musiker bemühten auftreten zu können – erst auf privaten Abendveranstaltungen und wenn sie dort auf Interesse stießen, auf den großen Konzertbühnen. Dabei mussten die Musiker alles selbst bezahlen und erhielten ihr Geld allein aus den Eintritten. Es bestand also das Risiko, dass die Musiker bei den Auftritten enorme Verluste einfuhren. Zudem mussten sie alles andere, was zu einem solchen Auftritt gehörte, selbst organisieren. Diese Aufgaben hatte bislang Friedrich Wieck für Clara übernommen. Aber Clara meisterte die Aufgaben ganz zum Erstaunen ihres Vaters mit Bravour und sammelte viele langanhaltende Kontakte in der französischen Hauptstadt.

 

Clara und Robert Schumann

Die beiden Liebenden konnten es kaum erwarten den Bund der Ehe einzugehen. Am 12. September 1840 heirateten Clara und Robert schlussendlich. Doch zuvor hatten sie einiges durchzustehen: Friedrich Wieck verweigerte Clara und Robert seinen Segen, obwohl dieser für die Eheschließung zwingend notwendig war. Friedrich Wieck erhoffte sich so seine Tochter weiterhin zu kontrollieren. Wieck forderte von Clara und Robert Unsummen, so habe er doch sein ganzes Leben dafür geopfert, Clara zu einem Star zu machen. Zudem verlangte er das Ehepaar solle Leipzig verlassen – wohl wissend, dass Robert dann seiner Arbeit als Verleger der Neuen Zeitschrift für Musik nicht mehr nachgehen könne. Doch schließlich konnte sich das Paar vor Gericht durchsetzen.

Trotz anfangs gegenteiliger Versprechen verlangte Robert nun von Clara, dass sie ihre Karriere zumindest erst einmal für ein Jahr niederlegte um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. In dieser Zeit entstanden auf Wunsch Roberts einige gemeinsame Kompositionen, die Clara jedoch nicht ernst genug waren.

Gemeinsam studierte das Ehepaar auch Stücke von Brahms und Beethoven. Nach der Geburt ihrer zwei Töchter Marie (1841–1929) und Elise (1843–1928) kam es zu der Versöhnung mit dem Vater. Doch trotz der privaten Erfolge schien Clara die Ehe nicht so glücklich, wie sie sich diese erträumt hatte – bis sie schließlich wieder auf die Bühne konnte um den Lebenshalt ihrer Familie zu sichern. So sehr es Robert missfiel, dass seine Frau als Konzertpianistin erfolgreich war, so sehr sah er sie als gleichberechtigte Komponistin an.

»Du vervollständigst mich als Componisten, wie ich Dich. Jeder Deiner Gedanken kommt aus meiner Seele, wie ich ja meine ganze Musik Dir zu verdanken habe.« Robert Schumann

Dennoch hatte Clara immer Zweifel an ihrem Talent als Komponistin – trotz des Lobes der Kritiker und ihres Mannes. Gleichzeitig fiel ihr der Spagat zwischen ihren Kindern, dem Ehemann und der Verfolgung ihrer Leidenschaft schwer.

 

Clara Schumanns Leistungen für die Musik

Clara Schumann galt seit der Arbeit mit Robert Schumann als Vertreterin der »Romantischen Schule«. Dies zeigt sich auch an ihrem Konzertrepertoires, mit dem sie den Grundstein der Konzerte des 19. und 20. Jahrhunderts legte: Neben eigenen Stücken und jenen von ihrem Mann spielte sie gern Frédéric Chopin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach, Franz Schubert und Johannes Brahms.

Eine entscheidende Innovation, welche sie in das Konzertgeschehen einbrachte, war das Spielen aus dem Gedächtnis. Anstelle die Stücke vom Blatt zu spielen, lernte Clara Schumann sie zuvor auswendig und beeindruckte so ihr Publikum.

 

Späte Jahre und Tod

Im Jahr 1853 lernte das Ehepaar Schumann Johannes Brams kennen. Die Eheleute waren sehr angetan von ihm. Robert bemühte sich Brams zu Beginn seiner Karriere zu unterstützen, da er von dem Talent des jungen Mannes überzeugt war.

Nachdem Robert sich 1854 versuchte das Leben zu nehmen, verbrachte er zwei Jahre in einer Nervenheilanstalt, in der er auch verschied.

Zwischen Brams und Clara entwickelte sich ein inniges Verhältnis. Ob die beiden eine Beziehung führten, ist unbekannt. Brams zumindest, so geht es aus Briefwechseln hervor, war in Clara verliebt.

Die kommenden Jahre waren für Clara gezeichnet von Auftritten, Liebschaften, komponieren und lehren. Aber sie machte sich auch als Herausgeberin einen Namen: Seit ihrer Eheschließung war Clara an der verlegerischen Arbeit ihres Mannes beteiligt und kannte somit das Handwerk. Claras erste Veröffentlichung waren 1873/4 Werke von ihrem Mann. Wenige Jahre später bemühte sich Clara, nicht zuletzt wegen ihrer Arbeit als Klavierprofessorin, die Stücke ihres Mannes in einer besonders spielbaren Lesart zu veröffentlichen. Später publizierte Clara auch die Briefe ihres Mannes um ihn all jenen, welche ihn als Künstler verehrten, näher zu bringen.

Doch allmählich holte das Alter Clara ein: Starke Kopfschmerzen führten langsam zur Schwerhörigkeit. Im Mai 1896 erlitt Clara schließlich einen Schlaganfall, an dessen Folgen sie im Alter von 76 Jahren verschied.

 

Tags: Geschichte, Musik
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  • Anmerkungen

    Sehr schön, dass inzwischen derart ausführlich an Clara Schumanns Geburtstag gedacht wird! Einige Details sind nicht ganz korrekt in diesem Text erfasst, in Hinblick u.a. auf die Paris-Reise 1839 sowie auf die Umstände des ersten Ehejahres von Clara und Robert Schumann bzw. die gemeinsamen Kompositionen. Eine kleine Korrektur: Es heißt Impresario (von Impresa = Unternehmen), hat nichts mit dem lateinischen impressare/imprimere zu tun.