Müchler, Günter
Napoleons Sohn
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2017. 366 S. mit 19 s/w Abb., Bibliogr. und Register, 14,5 x 21,7 cm, geb. mit SU. Theiss, Darmstadt.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1018037
- ISBN 978-3-8062-3487-9
- Verlag wbg Theiss
- Seitenzahl 365
- Abbildungen 19 Illustrationen, schwarz-weiß
- Sprache Deutsch
erhältlich als:
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Ein Kind als Spielball europäischer Großmächte: Sehr gut recherchiert erzählt Müchler, wie Napoleons einziger Sohn in Wien umerzogen wurde, wie permante Angst vor dem Alleingelassenwerden das Leben des intelligenten Jungen bestimmten, wie er nur als Sohn des großen Napoleon gesehen wurde und sich nie selbst finden konnte – ein menschliches Trauerspiel und ein Politikthriller
börsenblatt
Ein lesenswerter Politthriller aus dem Europa zwischen Revolution und Restauration.
Badische Neueste Nachrichten
Günter Müchlers Biografie geht weit über das
ungelebte Leben
des
Aiglon
hinaus. Vorzüglich geschrieben, führt sie uns vielmehr die mit diesem Leben verflochtenen Personen und politischen Ereignisse mit großer Lebendigkeit vor Augen. Quellengesättigt, mit zahllosen wunderbaren Zitaten und Illustrationen versehen, erhellt das Buch Macht, Mythos und Nimbus Napoleons und seines Namens.
NZZ am Sonntag
Heiß ersehnt und vielgeliebt, für politische Spielchen missbraucht und beinahe vergessen
Heiß ersehnt und vielgeliebt, für politische Spielchen missbraucht und beinahe vergessen
Günter Müchler hat sich mit dieser Biografie an eine Person gewagt, die beinahe im Dunkel der Geschichte verschwindet:
Napoléon François Joseph Charles Bonaparte (1811-1832), geboren als „König von Rom“ in Paris und gestorben als „Franz, Herzog von Reichstatt“ in Wien. Dazwischen liegt ein kurzes Leben als Spielball der Politik voll Einsamkeit und emotionaler Vernachlässigung.
Seine Eltern sind Napoleon Bonaparte und Marie-Louise von Habsburg. Damit hätte er alle Voraussetzungen für ein Leben als Nachfolger Napoleons und Herrscher eines Riesenreiches. Doch die Niederlage Frankreichs bei der Völkerschlacht von Leipzig macht diesem Traum ein Ende. Während sein Vater vorerst nach Elba verbannt wird, werden der Dreijährige und seine Mutter nach Wien, an den Hof von Kaiser Franz I. gebracht. Wie in der Geschichte bereits mehrfach gehandhabt, ist der Kaiser-Enkel mehr oder weniger eine Geisel. Man sperrt ihn zwar nicht in ein Verlies (wie z.B. den kleinen Dauphin), kleidet und nährt ihn den Gepflogenheiten am Wiener Hof. Allerdings bemüht man sich mitunter auch mit rabiaten Methoden, ihn seine französische Herkunft vergessen zu lassen.
Letztendlich weiß der junge Mann, den alle Welt nunmehr „Franzi“ nennt, nicht mehr wohin er gehört. Er ist ein Entwurzelter und ein Gefangener seiner Eltern, auch wenn er keine sichtbaren Ketten trägt. Seine Herkunft ist Gefängnis genug. Ohne richtige Aufgabe dümpelt er am Wiener Hof so dahin. Dabei scheint er den Berichten nach ein intelligenter, wenn auch aufbrausender, junger Mann zu sein. Er wird leider nicht in dem Maße gefördert, wie es seinen Anlagen entsprochen hätte. Er widmet sich dem Militär, weil ihn das von klein auf begeistert.
Seine Mutter Marie Louise hat sich längst anderwärtig umgesehen. Als Herzogin von Parma und Piacenza sowie Guastalla hat sie nun andere Interessen und will die Ehe mit Napoleon und ihren Sohn einfach nur vergessen.
Als Franzi mit nur 21 Jahren stirbt, kocht sofort die Gerüchteküche. Wurde er vergiftet?
Meine Meinung:
Das Buch beginnt sehr unüblich mit dem Epilog:
1940 wurde der Sarkophag mit dem Leichnam des Herzogs von Reichstadt auf Adolf Hitlers Befehl aus der Wiener Kaisergruft entfernt und per Eisenbahn nach Paris überführt. Diese Aktion, die genau 100 Jahre nachdem man die sterblichen Überreste seines Vater Napoleon von St. Helena in den Invalidendom umgebettet hatte, ist eine Geste der deutschen Propaganda an die Franzosen. Aufgrund der für die Habsburger üblichen „getrennten Bestattung“, blieben das Herz des Herzogs und seine Eingeweide im Wiener Stephansdom Wien bestattet.
Günter Müchler hat sich mit Napoleons Sohn gründlich auseinandergesetzt. Dazu muss er im Umfeld des Herzogs von Reichstadt ein wenig ausholen. Der Werdegang seines Vaters wird ebenso dargestellt wie die politische Situation rund um die Heirat seiner Eltern.
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln erfährt der interessierte Leser einiges über die handelnden Personen. Beginnend mit Napoleon, Marie Louise, Kaiser Franz II./I., Zar Alexander I., Talleyrand und natürlich Fürst Metternich.
Metternich, dem österreichischen Kanzler kommt in dem Drama rund um den Kaiserenkel eine gewichtige und teilweise unrühmliche Rolle zu.
Mit vielen Zitaten aus unterschiedlichsten Quellen versucht Müchler alle Seiten des politischen Umfelds zu beleuchten. Das Gespenst der Revolution, das mit dem Namen Napoleon auf ewig verbunden ist, muss in jedem Fall hintan gehalten werden. Das ist das erklärte Ziel der Monarchen des 19. Jahrhunderts. Daher darf Napoleons Sohn nicht einmal seinen Taufnamen behalten. In allen Dokumenten fehlt der erste Vorname.
Der frühe Tod des jungen Mannes gab und gibt Anlass zu Spekulationen, ob da nicht nachgeholfen wurde. Auch diesen Aspekt untersucht der Autor. Man kann davon ausgehen, dass die ärztliche Hilfe unzureichend war, weil lange Zeit eine falsche Diagnose gestellt worden ist. Tuberkulose ist zu jener Zeit nicht heilbar. Eine Linderung oder Verbesserung des Zustands hätte vermutlich eine Reise in wärmere Gegenden gebracht. Doch das konnte Kaiser Franz in Hinblick auf die politischen Wirrnisse in Italien nicht zulassen. Die oberitalienischen Aufrührer hätten Napoleons Sohn vermutlich als Regenten eingesetzt, um dem Hause Habsburg eins auszuwischen. Dies galt es, unter allen Umständen zu verhindern.
Das Buch enthält eine reichhaltige Sammlung von Fußnoten, Verweise und Abbildungen. Ein Personen- und Literaturverzeichnis lädt ein, sich mit dieser Zeit näher zu beschäftigen.
Fazit:
Eine eindrucksvolle Biografie eines ursprünglich heiß ersehnten und vielgeliebten Sohnes, der zum Spielball der Politik und beinahe vergessen wurde. Gern gebe ich hierfür 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
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