Trepp, Gunda
Der letzte Rabbiner
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Seine Autobiographie blieb unvollendet - und so trägt seine Frau, die Autorin Gunda Trepp, die Erinnerungen zusammen, ergänzt, kommentiert und erzählt mit Liebe und Wärme von diesem tief religiösen und doch so un-orthodoxen deutsch-jüdischen Leben.
2018. 284 S. mit 29 s/w Abb., Bibliogr. und Glossar, 14,5 x 21,7 cm, geb. mit SU und Lesebänd. wbg Theiss, Darmstadt.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1020828
- ISBN 978-3-8062-3818-1
- Verlag wbg Theiss
- Seitenzahl 284
- Abbildungen 29 SW
- Sprache Deutsch
erhältlich als:
- Open-Access-Dokument
- Zusätzliche Inhalte
- Weiterführende Links
- Präsentationen
- Buchflyer
… Ein zeitgeschichtliches Vermächtnis.
Allgemeine Zeitung
Eine große Persönlichkeit und ein herber Verlust für den Kampf gegen antisemitischen Revisionismus.
Leo Trepp war der letzte noch lebende Rabbiner, der bereits in der NS-Zeit amtiert hatte. Nach dem Tod seiner ersten Frau Miriam am 15. Dezember 1999 lebte Trepp ab dem Jahr 2000 mit der Gunda Wöbken-Ekert zusammen, die später seine zweite Ehefrau wurde. In seinen letzten Lebensjahren begann er, seine vielfältigen Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Vor seinem Tod am 2.9.2010 konnte er dies nicht mehr beenden. Er hinterließ die fertig geschriebenen Seiten seiner Autobiografie, besprochene Tonträger und Aufzeichnungen, die er für Vorlesungen, Vorträge oder Bücher angefertigt hatte, und aufgenommene Gespräche über sein Leben und seine Einstellungen. Gunda Trepp fasst die Erinnerungen ihres Mannes zusammen und kommentiert sie an einigen Stellen aus ihrer Wahrnehmung. Sie beschreibt ihn vor allem mit den Eigenschaften der Liebe und Disziplin, die elementar für die jüdische Lehre sind. Ein großer Teil dieses Buches widmet sich seinem Leben im postfaschistischen Deutschland, seinen Begegnungen mit Christen, Juden und Muslimen und auch mit ewigen Antisemiten.
Leo Trepp legte 1931 sein Abitur am Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss Mainz ab, mit seiner Heimatstadt blieb er zeitlebens verbunden. Er studierte anschließend Philosophie und Philologie an der Universität Frankfurt und der Universität Berlin und promovierte 1935 an der Universität Würzburg als letzter jüdischer Student unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Die gleichzeitige rabbinische Ausbildung an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu Berlin führte 1936 zu seiner Ordination zum Rabbiner. Am 22. November 1936 wurde er einstimmig durch den jüdischen Landesgemeinderat in Oldenburg zum Landesrabbiner gewählt. Er hatte diese Stelle bis kurz nach den Novemberpogromen 1938 inne.
Danach begann seine Verfolgung durch das NS-Regime. Er wurde zusammen mit seinen männlichen Gemeindemitgliedern in Oldenburg in „Schutzhaft“ genommen und an der noch brennenden Synagoge vorbei durch die Innenstadt geführt. Danach wurde er für zwei Wochen im KZ Sachsenhausen deportiert. Nur dank des Einspruchs des damaligen britischen Rabbi Joseph Hertz wurde er aus dem KZ entlassen. Um weiterer Verfolgung zu entgehen, emigrierte er am 18. Dezember 1938 zunächst nach England. Von dort aus ging er später in die USA, studierte an der Harvard University und der University of California, Berkeley, und amtierte als Rabbiner in verschiedenen Gemeinden. 1951 wurde er an das Napa College in Kalifornien berufen und blieb dort bis zu seiner Emeritierung 1983.
Trotz seiner Verfolgung und der Shoa fühlte er sich seinem Heimatland verbunden und begann sich dort für Versöhnung und Verständigung zu engagieren.
In seinem Vorwort schreibt Johannes Gerster: „Leo Trepp war ein Brückenbauer. Bereits in den fünfziger Jahren organisierte er studentische Exkursionen in die Bundesrepublik Deutschland. Seine Verfolgung und Vertreibung durch den NS-Staat hatten bei ihm nicht Hass und Verbitterung gegen die Deutschen begründet, sondern einen unwiderstehlichen Drang zur Versöhnung und Aussöhnung ausgelöst. In den folgenden Jahren hat er in Kirchen, Schulen, Vereinigungen und Universitäten gesprochen. Neben Mainz hielt er Vorlesungen und Seminare an zahlreichen Universitäten und Hochschulen, darunter Tübingen, Münster, Reutlingen, Wuppertal, Oldenburg und Hamburg.“ (S. 9)
Seit 1983 lehrte er beinahe jährlich als Professor für Judaistik im Fachbereich Evangelische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und war dort seit 1988 dort Honorarprofessor. Er engagierte sich weiterhin für die Lehre der jüdischen Kultur an Mainzer Gymnasien. Am 27. Mai 1996 entzündete er das Ner Tamid zur Neueinweihung der Synagoge in Mainz-Weisenau. Gunda Trapp schreibt: „Er stellt sich dem Schmerz der Vergangenheit, indem er in die Zukunft schaut. Vor Hass gegen die Deutschen hat er sich ein ganzes Leben lang zu schützen versucht.“ (S. 231)
Leo Trepp verstarb am 2.9 2010 in San Francisco. Im Anhang findet man noch ein Glossar der wichtigsten Fachbegriffe und eine Bibliografie.
Dies ist eine seltene Mischung aus Autobiografie und die Bearbeitung durch den Menschen, der Leo Trepp am nächsten stand: seine Frau. Auch nach dem Zivilisationsbruch der Shoa ging er ins Land der Täter zurück und versuchte zur Versöhnung beizutragen. Dieser ethische Kraftakt war möglich, weil er sich als deutscher Jude fühlte und Liebe statt Hass für Menschen empfand. Eine große Persönlichkeit und ein herber Verlust für den Kampf gegen antisemitischen Revisionismus.
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