Kittstein, Ulrich
Gottfried Keller
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2019. 512 S. mit Bibliogr, Reg. und Zeittafel, 14,5 x 21,7 cm, geb. mit SU, wbg Academic, Darmstadt.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1021550
- ISBN 978-3-534-27072-9
- Verlag wbg Academic
- Sprache Deutsch
erhältlich als:
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Der Band bietet damit ein beeindruckendes Portrait Gottfried Kellers, dessen Erzählkunst und dessen psychologische Sichtweise bis heute seine Leser fasziniert. / Es bleibt zu wünschen, dass das vorliegende Werk nicht nur als Sekundärliteratur eine möglichst breite Wirkung erzielt, sondern auch dazu anregt, Kellers Werke selbst wieder einmal zu lesen.
(Der Niederrhein 86)
Faktensatte Darstellung- leicht und flüssig zu lesen.
(Acher und Bühler Bote)
quellennahe Interpretation der Werke und Briefe des Schriftstellers
Mit seinen Romanen und Novellen gehört Gottfried Keller zu den bedeutendsten Autoren des deutschen Realismus. Doch nicht war nicht nur Literat: Er wollte Maler und später Dramatiker werden, gewann als Lyriker erste Anerkennung, mischte sich in die Politik ein, schrieb Kunstkritiken und unterhielt ausgedehnte Korrespondenzen.
Zum Jubiläumsjahr 2019 erscheint ein opulentes Werk des Germanisten Ulrich Kittstein über Kellers Leben und Werk.
Am Anfang geht Kittstein auf die Rezeption der Ideen und Schriften Ludwig Feuerbachs ein:
Feuerbach schuf die geistigen Voraussetzungen für den literarischen deutschen Realismus, auch für Keller: Feuerbachs religionskritische Projektionstheorie ist ein Klassiker des Atheismus. Demnach ist Gott nur die Summe aller Wünsche (nach Unsterblichkeit, Vollkommenheit, Glückseligkeit, Gleichberechtigung) jedes Menschen, die dieser aber nicht als Wünsche anerkennt, sondern in einer von sich selbst gebildeten Gottheit projiziert. Der Mensch ist endlich, sündhaft, unvollkommen und ohnmächtig. Der Mensch stellt sich seinen Gott dann mit seinen Wünschen vor, so wie er sein will: unendlich, ewig, vollkommen, mächtig und vor allem heilig. Dieser Gott wird benutzt, um den Mitmenschen eine Macht überzuordnen, mit der Autorität Gesetze zu erlassen, die von allen Mitgliedern der Gesellschaft beachtet werden. Feuerbach kommt zu der Forderung, der Mensch muss für den Menschen das höchste Wesen werden.
Im Folgenden schildert er Kellers Persönlichkeit und Werdegang, seine weltanschauliche und politische Haltung und seine Poetik. Dabei werden seine Werke »Der grüne Heinrich«, »Martin Salander« und »Die Leute von Seldwyla« ausführlich behandelt.
Im deutschen Realismus wurde vor allem das Leben des Bürgertums behandelt. Es sollte keine Kritik an der Gesellschaft bzw. am Milieu sein, sondern eine realistische und gleichwohl ästhetische Darstellung. Dies setzte Keller nicht durchgängig um, für Kittstein war er ein „bürgerlicher Außenseiter“: „Zwar vertraute er im Prinzip darauf, dass die bürgerlichen Werte ein volles Lebensglück im harmonischen Einklang von individueller Erfüllung und gesellschaftlicher Nützlichkeit möglich machten, doch seine Schriften sind trotzdem keineswegs kein schlichter Tugendspiegel des Bürgertums im Gewand einer phantasievollen Poesie gewesen. (…) Diesen Schattenblick verdankte er nicht zuletzt seinem Werdegang als bürgerlicher Außenseiter, der ihm zwar unbequemen, aber auch überaus erkenntnisfördernden Standpunkt anwies. (S. 487)
Damit hat Kittstein Recht. Keller selbst war zwar durch und durch dem bürgerlichen Ideal und Ethos verpflichtet, zeigte sich aber auch sozialkritisch und beweist in seinen Werken auch Emotionalität und Phantasie. Für einen Vertreter der Bürgerlichkeit war er auch ausgesprochen revolutionär und bereit für seine Ideale zu kämpfen: Keller war Teilnehmer am schweizerischen Sonderbundskrieg: Auf Grund einer fortwährenden Polarisierung zwischen liberalen (mehrheitlich städtisch-reformierten) und den konservativen (mehrheitlich ländlich-katholischen) Kantonen nach den Freischarenzügen schlossen sich die katholischen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis 1845 zu einem Sonderbund zusammen, um ihre Interessen zu wahren. Als Folge entschied sich die liberale Mehrheit der Tagsatzung für eine gewaltsame Auflösung des Sonderbundes, was noch im November 1847 unter General Henri Dufour geschah. Der nur vom 3. bis zum 28. November 1847 dauernde Sonderbundskrieg war der letzte bewaffnete Konflikt auf dem Gebiet der Schweiz. Nach offiziellen Angaben hat der Sonderbundskrieg 150 Menschen das Leben gekostet und rund 400 Verletzte gefordert. Er veränderte die Verfassungsstruktur des Landes ganz wesentlich
Durch den Sieg der liberalen Kantone im Sonderbundskrieg von 1847 wurde der Weg frei für eine Zentralisierung und Liberalisierung des bisherigen lockeren Staatenbundes mehr oder minder demokratischer Einzelkantone zu einem einheitlicheren und strafferen parlamentarischen Bundesstaat mit föderalistischer Grundstruktur. Die neue schweizerische Bundesverfassung trat im September 1848 in Kraft. Diese Station in Kellers Leben und die Wirkungen seines Engagements hätten vom Autor deutlicher herausgearbeitet werden können.
Den großen Erfolg Kellers in der Nachwirkung seiner Werke erklärt Kittstein unter anderem damit, dass seine Texte und Werke publikumsorientiert und auf eine breite Wirkung angelegt waren. Zu Recht gilt Keller damit als einer der Pioniere, die das Aufkommen von Bildung auch für die unteren Schichten mit seiner Erzählweise quasi mitgestaltete. Dieses insgesamt ansprechende Werk ist als Einführung in Kellers Leben und Werk zu verstehen, das sich durch die quellennahe Interpretation der Werke und Briefe des Schriftstellers positiv hervorhebt.
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