Bruttmann, Tal / Hördler, Stefan / Kreutzmüller, Christoph
Die fotografische Inszenierung des Verbrechen
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Das Grauen des Holocaust - eine bahnbrechende Analyse des Lili-Jacob-Albums
Neben Zeitzeugen-Berichten Überlebender, Akten und Dokumenten sind es die Schwarz-Weiß-Fotografien des Auschwitz-Albums, die sich in unser ikonographisches Gedächtnis eingebrannt haben. Die SS-Fotografen Bernhard Walter und Ernst Hofmann haben die Abläufe im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Ankunft an der Rampe, Weiterleitung der Deportierten, Massenraub ihrer letzten Habe dokumentiert.
Zum 75. Jahrestag der Befreiung Auschwitz-Birkenau legen die drei Historiker Tal Bruttmann, Stefan Hördler und Christoph Kreutzmüller mit ihrem Bildband erstmals eine umfangreiche Analyse dieser Fotografien vor.
- Vollständige Ausgabe: alle Bilder des Lili-Jacob-Albums zum ersten Mal in ihrer ursprünglichen Abfolge
- neue Details zu den Hintergründen und Verbrechen der Täter und zu den Abläufen der Deportation und des Massenmords
- umfassende Beschreibung der Fotografien und eine Dokumentation ihrer Entstehung
Was zeigen die Fotografien aus dem Zentrum der Vernichtung?
Die als Auschwitz-Album bezeichneten Fotografien wurden 1945 von Lili Jacob am Ende ihrer Haft im Konzentrationslager Dora-Mittelbau als Zufallsfund entdeckt. 1980 wurden sie dem Archiv der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem übergeben. Sie waren nie als Propaganda-Fotos gedacht, sondern dokumentierten die Abläufe während der Vernichtungsaktion in Auschwitz.
Die drei Autoren setzten in langjährigen Forschungen und arbeitsintensiver Puzzlearbeit die ursprüngliche Reihenfolge der Fotografien zusammen. In ihren Bildanalysen erlangten sie neue bahnbrechende Erkenntnisse über Personen und Vorgänge, die sie nun in ihrem Sachbuch ausführlich darlegen. Zudem klären sie lückenlos die Überlieferungsgeschichte und erläutern, was auf den Bildern en detail zu sehen ist..
Das Buch in den Medien:
Dokumentation "Ein Tag in Auschwitz"
Mit einem Vorwort von Serge Klarsfeld. 2019. 304 S. mit 355 s/w Abb., Bibliogr. und Reg., 26 x 26 cm, geb. mit SU. wbg Academic, Darmstadt.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1022969
- ISBN 978-3-534-27142-9
- Verlag wbg Academic
- Abbildungen 355 SW
- Sprache Deutsch
erhältlich als:
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Zu seinen zahlreichen, teils preisgekrönten Publikationen gehören unter anderem „Ausverkauf. Die Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit in Berlin 1930-1945“ (Metropol: Berlin 2013) sowie (mit Julia Werner) „Fixiert. Fotografische Quellen zur Verfolgung und Ermordung der Juden in Europa. Eine pädagogische Handreichung“, (Bundeszentrale für politische Bildung und Hentrich Verlag: Bonn und Berlin 2016).
Sie reproduzieren die Bilder aus Auschwitz nicht nur, sondern liefern unersetzbare Informationen sowohl zum Hintergrund ihrer Entstehung als auch des jeweiligen Schauplatzes.
literaturkritik.de
Es ist ein bewegendes Buch (…). Ich finde man sollte es Zuhause haben. Man sollte sich (…) klarmachen, was da passiert ist. Denn anhand dieser Bilder wird es wirklich erfahrbar.
Markus Lanz
Es ist erstaunlich, dass auch schon so lange bekannten Aufnahmen noch so viele Detailinformationen abgewonnen werden können.
welt.de, Sven Felix Kellerhoff
Dieses Buch ist eine Offenbarung - eine gelungene Mischung aus akribischer fotografischer Detektivarbeit und fundiertem historischen Wissen. Wer nicht nur die Aufnahmen, sondern auch das Funktionieren der Todesmaschinerie in Birkenau begreifen will, muss dieses Werk beachten.
Peter Hayes, Northwestern University, USA
Das Buch regt dazu an, sich längst bekannte Bilder neu anzusehen. Es liefert sorgfältig recherchierte Hintergründe und Kontexte. Die Autoren reflektieren nicht nur Sehgewohnheiten und "Konjunkturen" der Rezeption, sondern auch die Geschichte der öffentlichen Auseinandersetzung (oder Nichtwahrnehmung) der Bilder. Und schließlich fragen sie danach, wie beim Umgang mit den Fotos die Würde der Opfer, die darauf zur Schau gestellt werden, gewahrt werden kann.
Susanne Heim, Institut für Zeitgeschichte München - Berlin
Dieses sorgfältig recherchierte Buch bringt mehr Licht in das dunkle Schicksal, das die Juden aus Ungarn nach ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau erwartete - darunter auch mein Vater Eugene Black (JENO SCHWARCZ), meine Großeltern und zwei Tanten. Es ist grundlegend für das Verständnis des Holocaust, seiner Opfer und der Täter.
Lilian Black, Vorsitzende der Holocaust Survivors’ Friendship Association, Leeds, England
The Auschwitz Album is among the most significant visual sources of the Holocaust, and this remarkable new edition uncovers its history and meaning. Based on a forensic reconstruction of the SS album, and its meticulous contextualisation, this brilliant study makes us see the agonising photographs in a new light. It reveals crucial insights into the daily practice of genocide, from the force of SS perpetrators to the despair and defiance of Jewish victims on the way to the gas chambers. A heart-breaking and eye-opening book.
Nikolaus Wachsmann, Birkbeck College, University of London
ein unmittelbaren Zugang zum unvorstellbaren Grauen
In diesem Buch arbeiten die Autoren die Überlieferungs- und Entstehungsgeschichte des „Lili-Jacobs-Album“ auf. Sie stellen es in den historischen Zusammenhang, dekonstruieren die Bildsprache und rekonstruieren die ursprüngliche Abfolge der Fotostrecken.
Lilly Zelmanovic, auch Lili Jacob (1926- 1999) hat während der letzten Stunden ihrer Konzentrationslager-Haft und in der Zeit danach dieses außergewöhnliche Dokument zur Shoah entdeckt, aufbewahrt und überliefert. Sie war ab Mai 1944 ein Opfer der NS-Judenverfolgung in Ungarn und überlebte die Haftzeit im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und im Konzentrationslager Mittelbau-Dora.
Die 193 Fotos zeigen fast alle die Ankunft gefangen genommener ungarischer Juden aus der Karpato-Ukraine im Konzentrationslager Auschwitz im Frühsommer 1944. Viele der abgebildeten Personen wurden ebenso wie die Familie Jacob in Zugtransporten aus dem NS-Sammellager in Berehowe/Berehovo deportiert. Dabei wurde der Vorgang des Massenmordes ausgeblendet. Es ist, soweit bis heute bekannt, das einzige fotografische Beweismaterial von der Ankunft eines „Judentransports“ im Zug im NS-Judenvernichtungslager KZ Auschwitz II in der nach der polnischen Niederlage als deutsch annektierten "Provinz Schlesien". Die Fotografien sind von den SS-Fotografen Bernhard Walter und Ernst Hoffmann der Ankunft von drei Zügen erstellt worden. Die Fotos im Album zeigen fast den gesamten Ablauf einer Selektion der ungarischen Gefangenen bis kurz vor ihrer Tötung in den Gaskammern.
Nach einem Vorwort von Serge Klarsfeld gehen die Autoren in einer längeren Einleitung auf grob auf die Hintergründe der fotografischen Inszenierung ein. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Entstehung und der Geschichte des Albums. Dabei werden die historischen Hintergründe von der „Aktion Reinhard“ bis zur Umsetzung der „Umsiedlung der Juden aus Ungarn“ dargestellt. Außerdem gibt es eine kurze Biografie über Lily Jacob, Informationen über die beiden SS-Fotografen und dem Erkennungsdienst in Auschwitz sowie die Anlage des Albums.
Im zweiten Teil wird das Album in dem Zustand, in dem es Lily Jakob 1980 an die Gedenkstätte Yad Vashem übergeben hat, gezeigt.
Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Analyse der Fotos. Die SS hat dabei Fotos beschnitten, in eine bestimmte Folge geklebt und manchmal zusätzlich beschriftet und datiert. Dadurch ist der ursprüngliche Zusammenhang der Fotos verloren gegangen. Die Topoi des Albums werden zunächst skizziert. Der Aufbau des Albums, Informationen über die Baugeschichte des KZ Auschwitz und eine Diskussion, wie Zusammenhänge zwischen einzelnen Fotos hergestellt und wie insbesondere Täter identifiziert und Tatabläufe erschlossen werden können, bilden dabei Schwerpunkte. Danach werden die Serien des Albums im Einzelnen rekonstruiert. Beispielhaft wird untersucht, wie und mit welcher Intention die Fotografen Abläufe und Menschen in den Blick nahmen und was man über den Prozess des Judenmordes lernen kann.
Die Ergebnisse werden in einem kurzen Fazit zusammengetragen: Das Album war als „doppelter Leistungsnachweis“ angelegt. (S. 174). Im Auftrag der SS-Führer unter maßgeblicher Order von Rudolf Heß und als Zeichen seiner Wertschätzung sollte der Leiter des Erkennungsdienstes, Bernhard Walter, die „Leistungen des SS-Standortältesten Auschwitz beim ‚Ungarn-Programm‘ in bestem Licht präsentieren.“ (S. 174). Gleichzeitig sollte das Album die hohe Zahl der Ermordeten rechtfertigen.
Im Anhang findet man noch eine Konkordanz über die Fotos und Kapitel des Albums, ein Abkürzungsverzeichnis, ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Personenregister.
Das Album enthielt Bilder ihrer Familie und Freunde, als diese auf der Rampe ahnungslos ihren Tod erwarteten, eigentlich unvorstellbar. Es stellte eine einzigartige Originalquelle dar, die einen unmittelbaren Zugang zum unvorstellbaren Grauen darstellt. In Zeiten des Anwachsen des Antisemitismus, auch des eliminatorischen, bietet diese gelungene Bearbeitung des Buches einen guten Zugang für schulische und universitäre Institutionen und andere Bildungsträger.
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