Ullrich, Volker
Ullrich: Acht Tage im Mai
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Die alliierten Streitkräfte rücken unaufhaltsam voran. Hitler ist tot, aber der Krieg noch nicht zu Ende. Alles scheint zum Stillstand zu kommen, und doch ist alles in atemloser Bewegung. Raketenforscher Wernher von Braun wird festgenommen, Konzentrationslager werden befreit. All das gehört zu jener «Lücke zwischen dem Nichtmehr und dem Nochnicht», die Erich Kästner am 7. Mai 1945 in seinem Tagebuch vermerkt. Volker Ullrich, der große Journalist und Hitler-Biograph, erzählt «Acht Tage im Mai» , die sich fesselnder lesen als mancher Thriller.
Inhalt
Vorwort
Prolog, 30. April 1945
Hitlers Ende im Bunker - Sturm auf den Reichstag - Besetzung Münchens- Die «Freiheitsaktion Bayern» - Befreiung des Konzentrationslagers Dachau - Ernennung von Großadmiral Dönitz zu Hitlers Nachfolger
1. Mai 1945
Das Scheitern des Versuchs einer Separatverständigung mit Stalin - Programm und erste Maßnahmen der Regierung Dönitz - Bekanntgabe von Hitlers Tod - Selbstmord der Familie Goebbels - Ausbruch aus der
Reichskanzlei - Selbstmordepidemie: Der Fall Demmin - «Gruppe Ulbricht» in Berlin - Willy Brandt und Astrid Lindgren in Stockholm
2. Mai 1945
Reaktionen auf Hitlers Tod - Kapitulation Berlins - Plünderungen - Die Tätigkeit der «Gruppe Ulbricht» - Suche nach Hitlers Leichnam - Sowjetisches Verwirrspiel um Hitlers Tod - Teilkapitulation der Heeresgruppe
C in Italien - Die militärische Lage Deutschlands - Verlegung des Hauptquartiers der Regierung Dönitz nach Flensburg - Festnahme der Raketenforscher um Wernher von Braun - Victor Klemperer in Unterbernbach: Erste Begegnung mit den Amerikanern
3. Mai 1945
Generalaussprache in Flensburg mit den Befehlshabern der besetzten Gebiete - Kampfl ose Übergabe Hamburgs - Tragödie in der Lübecker Bucht: Der Untergang der «Cap Arcona» - Das Tagebuch der «Anonyma »: Massenvergewaltigungen in Berlin - Verhandlungen mit Feldmarschall Montgomery über eine Teilkapitulation in Nordwestdeutschland
4. Mai 1945
Unterzeichnung der Teilkapitulation in Nordwestdeutschland, Dänemark und den Niederlanden - Weitere Teilkapitulationen von Heeresgruppen und Armeen - Die Besetzung des Obersalzbergs - Auf Hitlers
Berghof: Lee Miller und Klaus Mann - Ernennung Adenauers zum Oberbürgermeister von Köln - Alltag in den Trümmern - Helmut Schmidt in Kriegsgefangenschaft - Die «Rheinwiesenlager» - Verhaftung Hans Franks - Die Befreiung der «Sonderhäftlinge» von Dachau
5. Mai 1945
Die Bildung der «Geschäftsführenden Reichsregierung» - Aufstand in Prag - Beginn der «wilden Vertreibungen» - Aufruf Eisenhowers an die «Displaced Persons» (DPs) - Das Schicksal der Zwangsarbeiter - Repatriierungder DPs - Die jüdischen DPs - Befreiung des KZ Mauthausen: Simon Wiesenthal
6. Mai 1945
Die Verhandlungen von Friedeburgs und Jodls in Reims - Entlassung Heinrich Himmlers - Der Todesmarsch von Helmbrechts - Todesmärsche am Ende des «Dritten Reiches» - Die Kapitulation der Festung Breslau - Vertreibung der Deutschen aus Breslau - Die Wiedergründug der SPD in Hannover: Kurt Schumacher - Einrücken polnischer Panzertruppen in Jever
7. Mai 1945
Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation in Reims - Marlene Dietrich in Bergen-Belsen - Die ungleichen Schwestern Dietrich - Das letzte Massaker in Amsterdam - Deutsche Besatzungsherrschaft in den
Niederlanden - Das Schicksal der Familie Frank
8. Mai 1945
Die Wiederholung der bedingungslosen Kapitulation in Berlin-Karlshorst - Rücktritt der Regierung Dönitz? - Einstellung des letzten deutschen Widerstands - Die Geburtsstunde der Legende von der «sauberen Wehrmacht» - Sicherung der Raubkunstbestände im Salzbergwerk Altaussee -...
6. Aufl. 2020. 317 S. mit 21 Abb. und 1 Karte, geb. mit SU. C.H.Beck, München.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1024972
- ISBN 978-3-406-74985-8
- Erscheinungstermin 08.04.2022
erhältlich als:
- Open-Access-Dokument
- Zusätzliche Inhalte
- Weiterführende Links
- Präsentationen
- Buchflyer
Die letzten Tage der NS-Diktatur
Historiker Volker Ullrich nimmt seine Leser auf eine fesselnde Zeitreise in das Deutschland zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1945 mit. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende, dabei aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung.
Erich Kästner vermerkt am 7. Mai 1945 in seinem Tagebuch, „Leute laufen betreten durch die Straßen. Die kurze Pause im Geschichtsunterricht macht sie nervös. Die Lücke zwischen dem Nichtmehr und Nochnicht irritiert sie sehr.“ (S.11)
Genau von diesem Vakuum zwischen alter und neuer Ordnung handelt dieses Buch.
Im Prolog entzieht sich Adolf Hitler gemeinsam mit Eva Braun im Führerbunker seiner Verantwortung für die Gräuel des NS-Staates durch Selbstmord. Damit ist der Zweite Weltkrieg noch nicht zu Ende. Einige Weggefährten Hitlers rechnen sich im Rennen um dessen Nachfolge Chancen aus. Doch „Erbe“ wird Großadmiral Karl von Dönitz, der mit seiner Regierung für eine knappe Woche die Geschicke des Deutschen Reiches von Flensburg aus lenkt. Es wird noch acht Tage dauern, bis die Regierung Dönitz und damit Nazi-Deutschland endlich die bedingungslose Kapitulation unterschreibt.
Volker Ullrich beschreibt diese langen „Acht Tage im Mai" aus verschiedensten Perspektiven.
Alles ist in Bewegung, alles fließt „panta rei“. Auf der einen Seite rücken die westliche Alliierten unaufhaltsam vor und die Sowjetarmee liefert sich mit den letzten Einheit der Wehrmacht einen Kampf Haus um Haus in Berlin. Nach wie vor leisten Teile der Wehrmacht erbitterten und dennoch sinnlosen Widerstand.
In diesen acht Tagen verüben die Schergen Hitlers noch zahlreiche Gräueltaten, die nicht mehr vom Diktator selbst angeordnet worden sind, sondern auf völlige Verrohung der Beteiligten schließen lassen:
„Der Mord an den KZ-Häftlingen in der Phase der Todesmärsche war nicht von oben angeordnet und zentral gesteuert, vielmehr entwickelte er sich in einem unkoordinierten, dynamischen Prozess von unten, … ein schlagender Beleg dafür, in welchem Ausmaß der Virus entfesselter Gewalt von Teilen der deutschen Gesellschaft Besitz ergriffen hatte.“
Es kommen berühmte Zeitzeugen wie Erich Kästner, Mitglieder der Familie Mann, Simon Wiesenthal oder Marlene Dietrich zu Wort. Doch auch wenig prominente Überlebende, wie untergetauchte Juden oder Regimekritiker werden zitiert.
Diese Seitenblicke auf „normalen“ Bürger, die die Bombennächte in Bunkern und Kellern überlebten, finde ich sehr interessant. Daneben erfahren wir auch einiges über Menschen, die später in beiden Deutschlands (BRD und DDR) eine Rolle spielen werden: Willy Brandt, Konrad Adenauer, Hannah Ahrendt, Walter Ulbricht und Erich Honecker. Es ist aber auch von Personen, wie unter anderem von Wernher von Braun und/oder der Familie Quandt die eine ambivalente, wenn nicht zwielichtige Roller während der NS-Zeit gespielt haben, die Rede.
Dem Autor gelingt es, ein umfassendes Bild der damaligen Situation zu entwerfen, indem auch das wehleidige Getue der ehemaligen Machthaber bzw. der deutschen Bevölkerung nicht fehlen darf. Ein großer Teil fühlt sich als „Opfer“ der fremden Armeen und „war eh niemals in der Partei“. Diese Einstellung herrscht sehr, sehr lange vor, manchmal noch bis heute. Auch die unmenschliche Behandlung der Kriegsgefangenen durch die Amerikaner (Stichwort „Rheinwiesenlager“) sowie die Plünderungen und Massenvergewaltigungen (hauptsächlich) durch Angehörige der Sowjetarmee ergänzen das Szenario dieser acht Tage im Mai.
Die letzten drei Sätze im Epilog dieses Buches muss ich, in Anbetracht so mancher „blinder Flecken“ und dem seltsamen Geschichtsverständnis mancher Personen und/oder politischer Gruppen, hier zitieren:
"Neben all der Zerstörung, der Selbstgerechtigkeit und der Unfähigkeit zu trauern, zeigten sich so schon erste zarte Knospen des Neuanfanges. Doch es sollte noch dauern, bis die Demokratie, die unter Anleitung von Amerikanern, Briten und Franzosen reimplantiert wurde, in der Bevölkerung der Westzone Wurzeln schlug. Man muss sich das Ausmaß der Verheerungen, der materiellen wie moralischen, vor Augen halten, um zu begreifen, wie unwahrscheinlich dies am 8. Mai 1945 erscheinen musste und welche Errungenschaft es bedeutet, heute in einem stabilen, freiheitlichen und friedlichen Land leben zu können. Vielleicht ist es an der Zeit, daran zu erinnern." (S.253) Dem ist wenig hinzuzufügen.
Obwohl ein Sachbuch, liest sich das Werk eingängig. Der Schreibstil ist mitreißend und dennoch kann sich der Leser den Schilderungen der Gräuel nicht entziehen. Zahlreiche Fotos ergänzen das Buch und die Anmerkungen bzw. Quellenangaben umfassen rund 40 Seiten. Also eine Fundgrube für die, die sich weiter in diese Materie einlesen wollen.
Fazit:
Volker Ullrich gibt in diesem Buch aufschlussreiche Einblicke in den letzten des Deutschen Reiches, wobei er unzählige zeitgleich stattfindende, aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung vereint. Gerne gebe ich für dieses Buch 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.
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