Reconstruction so sehr geprägt wie Margaret Mitchells Gone With the Wind.
Vom Wind verweht, die erste Neuübersetzung seit 1937 – zugleich die erste ungekürzte Übersetzung in deutscher Sprache –, folgt dem schnörkellosen, journalistischen Stil von Margaret Mitchell und lässt uns so fast einen anderen Roman lesen. Natürlich ist es immer noch das große Epos des amerikanischen Bürgerkriegs, die tragische Liebesgeschichte und die Geschichte einer jungen Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Doch die Neuübersetzung von Andreas Nohl und Liat Himmelheber vermeidet den romantisierenden Stil, die rassistischen Stereotypen und den teils kitschigen Ton der Übersetzung von 1937 und zeigt uns einen Roman, der moderner und ambivalenter ist als das verklärte Bild, das wir bisher hatten. Diese Neuübersetzung ist nicht nur ein viel größerer Lesegenuss, sie gibt uns auch – endlich – die Möglichkeit, Vom Wind verweht richtig zu lesen: als den epischen amerikanischen Roman, der Konflikte und Brüche beschreibt, die die USA bis heute prägen.
2020. 1400 S., 22.0 x 15.3 cm, geb. mit SU. Kunstmann, München.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1025068
- ISBN 978-3-95614-318-2
- Erscheinungstermin 12.02.2020
erhältlich als:
- Open-Access-Dokument
- Zusätzliche Inhalte
- Weiterführende Links
- Präsentationen
- Buchflyer
‘Vom Wind verweht‘ darf tatsächlich auch als wichtiges Zeugnis des Waffengangs zwischen Südstaaten und Nordstaaten gelten und auch als Sittengemälde der nachfolgenden Zeit der Reconstruction, als sich das heutige Amerika aus seiner von Blut getränkten und nicht zuletzt von der Sklaverei geprägten Geschichte schälte.
Hamburger Abendblatt
Man muss ‚Vom Wind verweht‘ nicht unbedingt mit ‚Krieg und Frieden‘ vergleichen, es ist auch nicht das ‚unterschätzteste Buch der Weltliteratur‘, aber es ist Weltliteratur. Und ein 1300 Seiten langer Schmöker, mit dem man in der neuen, kaum genug zu lobenden Übersetzung wundervolle, beglückende Tage auf der Couch verbringen kann.
BR2 Diwan
Andreas Nohl und Liat Himmelheber schreiben den Klassiker neu. Sie haben Mitchells Stil von seinem deutschen Kitsch, von der aufgezwungenen Sentimentalität befreit, symbolträchtig im fehlenden e des neuen Titels ‚Vom Wind verweht‘. Elegant lesen sich - ohne ins Aktualistische abzudriften - die Neuübersetzung und darin vor allem die um Neutralität immerhin bemühte Erzählstimme. Doch auch abgesehen von jedem kulturwissenschaftlichen Interesse muss die heutige Leserin anerkennen, dass Margret Mitchell einen spannenden und hervorragend erzählten Roman geschrieben hat.
Für die sachlich-spöttische Mitchell finden die Übersetzer eine schlanke und elastische Sprache, sie erhält die enorme Zugänglichkeit des Buches und den rauschhaften Sog der Erzählung, ohne die Brutalität des Krieges und des Geschlechterkampfes zu mildern. Nohl und Himmelheber schaffen schöne neue Ausdrücke.‚Vom Wind verweht‘ demonstriert wunderbar die unterschiedlichen Geschwindigkeiten sozialen Fortschritts, ist modern in der Frauenfrage und archaisch im Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß.
Süddeutsche Zeitung
Was die Übersetzer Liat Himmelheber und Andreas Nohl hier mit bemerkenswertem Mut, ja mit Verwegenheit geleistet haben, zeigt daher vor allem eins: wie produktiv der Akt des Übersetzens ist, wenn er alt und gleichgültig Gewordenes neu erschließt.
FAZ