»Meine Eltern hatten mich der Gemeinschaft der Patres anvertraut, weil mich dort das Beste, das selbst sie mir nicht geben konnten, erwarten würde. Ich habe sie heimlich oft verflucht, weil sie mich nicht darauf vorbereitet hatten, was dieses Beste sei …« Als Zehnjähriger wurde Josef Haslinger Schüler des Sängerknabenkonvikts Stift Zwettl. Er war religiös, sogar davon überzeugt, Priester werden zu wollen, er liebte die Kirche. Seine Liebe wurde von den Patres erwidert. Erst von einem, dann von anderen.
Ende Februar 2019 tritt Haslinger vor die Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Dreimal muss er seine Geschichte vor unterschiedlich besetzten Gremien erzählen. Bis der Protokollant ihn schließlich auffordert, die Geschichte doch bitte selbst aufzuschreiben.
2020. 144 S., 20.7 x 13.2 cm, geb. mit SU. S. Fischer, Frankfurt.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1025197
- ISBN 978-3-10-030058-4
- Erscheinungstermin 02.03.2020
erhältlich als:
- Open-Access-Dokument
- Zusätzliche Inhalte
- Weiterführende Links
- Präsentationen
- Buchflyer
Das Buch ist schmal und in sachlichem Ton gehalten. Daraus bezieht es seine schmerzliche Wucht.
›Mein Fall‹ ist die aufrichtige und selbstreflexive Auseinandersetzung Josef Haslingers [...] eine ebenso aufwühlende wie erhellende Lektüre.
Haslinger ist vorsichtig und reflektiert, versucht zu verstehen, wie er sich als Kind verhalten hat, dann als Erwachsener.
›Mein Fall‹ ist ein Lehrstück in Sachen Täter- und-Opfer-Beziehung, das nicht nur unter Betroffenen viele Diskussionen anregen dürfte.
ein bemerkenswertes Buch [...]. Gegen seine inneren Widerstände hat Haslinger eine eigene, schlüssige Form [...] gefunden.
Kritisch sich selbst gegenüber, im Urteil über andere ausgewogen – in diesem Ton schreibt Haslinger.
Er klärt und erklärt sein Verhalten, die Umstände, den Zusammenhang. Die Unfähigkeit, sich zur Wehr zu setzen.
Ein verstörendes, ein im Zorn geschriebenes, aber im Urteil trotzdem klares, ein unbedingt empfehlenswertes Buch.
Dieses Buch ist kein Roman, sondern ein Dokument. Und das reicht auch völlig. Denn was Josef Haslinger dokumentiert, ist ungeheuerlich.
Es ist ein Buch, das Zwischentöne kennt, das in der Suchbewegung nach der Wahrheit bleibt.
Besser ein Buch darüber schreiben. Besser dieses Buch. Am besten dieses Buch.