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Alejchem, Scholem
Eisenbahngeschichten
Schriften eines Handelsreisenden
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"Seinetwegen wurde ich Schriftsteller", schrieb David Grossmann. Er meinte Scholem Alejchem, den Erfinder von Milchmann Tewje in Anatevka. Die Eisenbahngeschichten von Scholem Alejchem zählten zu den ersten Texten, die nach der Shoa auf Jiddisch gedruckt wurden. 20 wunderbare Kurzgeschichten über die Reisenden eines Zuges, der durch die... mehr
Beschreibung
"Seinetwegen wurde ich Schriftsteller", schrieb David Grossmann. Er meinte Scholem Alejchem, den Erfinder von Milchmann Tewje in Anatevka. Die Eisenbahngeschichten von Scholem Alejchem zählten zu den ersten Texten, die nach der Shoa auf Jiddisch gedruckt wurden. 20 wunderbare Kurzgeschichten über die Reisenden eines Zuges, der durch die russische Landschaft rast und das jiddische Schtettl zurückläßt.. Voller hintergründigem Humor. „Elf Monate im Jahr bin ich unterwegs. Meistens mit der Bahn und in der Regel dritter Klasse, und, wie kann es anders sein, immer durch jüdische Städte und Schtetl.“ Nun jiddisch-deutsch in einer "kongenialen Übersetzung" (FAZ) von Efrat Gal-Ed und Simon Neuberg.
Auszug aus der zweiten Geschichte:
Der glücklichste Mensch in ganz Kodno
Die beste Zeit zum Bahnfahren, wisst Ihr, wann das ist? Im Herbst, kurz nach Sukkot! Es ist weder heiß noch kalt, Ihr musst nicht zum verweinten Himmel hinaufschauen und auch nicht auf die dunkle und traurige Erde hinunter. Regentropfen klatschen an die Fenster, tropfen wie Tranen an der angelaufenen Scheibe herunter. Ihr aber sitzt wie ein Gutsherr in Eurem Waggon dritter Klasse, zusammen mit noch einer Reihe solcher Vornehmer wie Ihr. Ihr werft einen Blick nach draußen, da seht Ihr von weitem, wie sich ein Wägelchen dahinschleppt und langsam durch den Schmutz kriecht. Auf dem Wagen sitzt, ganz in sich gekrümmt, ein Geschöpf Gottes. Der Mann hat sich mit einem Sack bedeckt und lasst seine schlechte Laune am armen Pferdchen aus, das doch auch Gottes Kreatur ist. Und Ihr dankt Gott, dass Ihr ein Dach über dem Kopf habt und unter Menschen seid. Ich weiß ja nicht, wie Ihr darüber denkt, aber ich habe es gerne, zur Herbstzeit, kurz nach Sukkot, mit der Bahn zu fahren.
Das Wichtigste ist für mich ein Sitzplatz, ein guter Platz. Habe ich einen Sitzplatz ergattert und vielleicht noch am Fenster, dann fühle ich mich wie der Zar selbst! Man nimmt den Tabaksbeutel raus, schmaucht ein Zigarettchen nach dem anderen, schaut umher, wer die Mitreisenden sind und mit wem man ein bisschen über Geschäfte sprechen kann. Nun, Fahrgaste sind da. Der Waggon ist angefüllt mit ihnen. Man kann ’s nicht anders sagen, wie ein Fass voller Heringe. Uberall Bärte, Nasen, Hüte, Bäuche, Leiber. Aber richtige Menschen? - nicht ein einziger! Doch, still, da sitzt ja in der Ecke eine komische Figur, ganz für sich allein und wirklich einzigartig. Ich habe ein gutes Auge für solche Sachen, einen außergewöhnlichen Menschen kann ich Euch unter Hunderten ausmachen.
Das heißt, auf den ersten Blick sieht er ja aus wie ein ganz durchschnittlicher Mensch, ein Mann wie jeder Jude, ein Durchschnittstyp oder, wie man bei uns sagt:"ein Mensch wie du und ich". Aber er ist so seltsam gekleidet! Etwas zwischen Kaftan und Schlafrock tragt er, auf dem Kopf ein Mittelding zwischen Hut und Jarmulke. Und was er in der Hand halt: auch wieder halb Schirm, halb Besen. Komische Kleidung!
Mehr daraus im Buch.
2019, 444 S., geb,. 17 x 24 cm, jiddisch-deutsch. De Gruyter / düsseldorf university press, Düsseldorf.
Auszug aus der zweiten Geschichte:
Der glücklichste Mensch in ganz Kodno
Die beste Zeit zum Bahnfahren, wisst Ihr, wann das ist? Im Herbst, kurz nach Sukkot! Es ist weder heiß noch kalt, Ihr musst nicht zum verweinten Himmel hinaufschauen und auch nicht auf die dunkle und traurige Erde hinunter. Regentropfen klatschen an die Fenster, tropfen wie Tranen an der angelaufenen Scheibe herunter. Ihr aber sitzt wie ein Gutsherr in Eurem Waggon dritter Klasse, zusammen mit noch einer Reihe solcher Vornehmer wie Ihr. Ihr werft einen Blick nach draußen, da seht Ihr von weitem, wie sich ein Wägelchen dahinschleppt und langsam durch den Schmutz kriecht. Auf dem Wagen sitzt, ganz in sich gekrümmt, ein Geschöpf Gottes. Der Mann hat sich mit einem Sack bedeckt und lasst seine schlechte Laune am armen Pferdchen aus, das doch auch Gottes Kreatur ist. Und Ihr dankt Gott, dass Ihr ein Dach über dem Kopf habt und unter Menschen seid. Ich weiß ja nicht, wie Ihr darüber denkt, aber ich habe es gerne, zur Herbstzeit, kurz nach Sukkot, mit der Bahn zu fahren.
Das Wichtigste ist für mich ein Sitzplatz, ein guter Platz. Habe ich einen Sitzplatz ergattert und vielleicht noch am Fenster, dann fühle ich mich wie der Zar selbst! Man nimmt den Tabaksbeutel raus, schmaucht ein Zigarettchen nach dem anderen, schaut umher, wer die Mitreisenden sind und mit wem man ein bisschen über Geschäfte sprechen kann. Nun, Fahrgaste sind da. Der Waggon ist angefüllt mit ihnen. Man kann ’s nicht anders sagen, wie ein Fass voller Heringe. Uberall Bärte, Nasen, Hüte, Bäuche, Leiber. Aber richtige Menschen? - nicht ein einziger! Doch, still, da sitzt ja in der Ecke eine komische Figur, ganz für sich allein und wirklich einzigartig. Ich habe ein gutes Auge für solche Sachen, einen außergewöhnlichen Menschen kann ich Euch unter Hunderten ausmachen.
Das heißt, auf den ersten Blick sieht er ja aus wie ein ganz durchschnittlicher Mensch, ein Mann wie jeder Jude, ein Durchschnittstyp oder, wie man bei uns sagt:"ein Mensch wie du und ich". Aber er ist so seltsam gekleidet! Etwas zwischen Kaftan und Schlafrock tragt er, auf dem Kopf ein Mittelding zwischen Hut und Jarmulke. Und was er in der Hand halt: auch wieder halb Schirm, halb Besen. Komische Kleidung!
Mehr daraus im Buch.
2019, 444 S., geb,. 17 x 24 cm, jiddisch-deutsch. De Gruyter / düsseldorf university press, Düsseldorf.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover
- Bestellnummer 1026285
- ISBN 978-3-11-065300-7
erhältlich als:
Buch
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- Präsentationen
- Buchflyer
Autorenporträt
Autorenporträt
Scholem Alejchem (1859-1916), eigentlich Schalom Rabinowitsch, wanderte 1905 in die Schweiz und dann nach Amerika aus. Bereits mit einundzwanzig Jahren Rabbiner, begründete er mit lebensnahen Erzählungen seinen Ruf als größter Humorist der jiddischen Literatur. Seine Eisenbahngeschichten über die Juden Russlands in Zeiten des Aufbruchs und der Verfolgung brachte Alejechem während einer Lungenkur im Schwarzwald zu Papier.
Efrat Gal-Ed, geboren 1956 in Tiberias, Israel, studierte Judaistik, Germanistik und Komparatistik sowie Malerei und promovierte in Jiddistik. Sie lebt als Malerin und Autorin in Köln und lehrt jiddische Literatur und Kultur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Simon Neuberg, geboren 1961 in Casablanca, ist seit 2002 Professor für Jiddistik an der Universität Trier. Er gibt mehrere Jiddisch-Wörterbücher heraus. Zusammen mit Marion Aptroot leitet er "Das Symposium für jiddische Studien in Deutschland", das die Jiddistik-Lehrstühle der Universitäten Trier und Düsseldorf jährlich im Wechsel veranstalten.
Efrat Gal-Ed, geboren 1956 in Tiberias, Israel, studierte Judaistik, Germanistik und Komparatistik sowie Malerei und promovierte in Jiddistik. Sie lebt als Malerin und Autorin in Köln und lehrt jiddische Literatur und Kultur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Simon Neuberg, geboren 1961 in Casablanca, ist seit 2002 Professor für Jiddistik an der Universität Trier. Er gibt mehrere Jiddisch-Wörterbücher heraus. Zusammen mit Marion Aptroot leitet er "Das Symposium für jiddische Studien in Deutschland", das die Jiddistik-Lehrstühle der Universitäten Trier und Düsseldorf jährlich im Wechsel veranstalten.
"Die Chance zur Entdeckung eines bewegenden Werkes der Weltliteratur im Original." Susanne Klingenstein. FAZ "Eines der wichtigsten Werke des jiddischen Schriftstellers Scholem Alejchem. Wie frühere Werke des Autors beschwören diese Geschichten die Welt der jüdischen Schtetl, aber sie zeigen sie verunsichert, erschüttert. Eine Welt, die ihre...
Pressestimmen
"Die Chance zur Entdeckung eines bewegenden Werkes der Weltliteratur im Original." Susanne Klingenstein. FAZ
"Eines der wichtigsten Werke des jiddischen Schriftstellers Scholem Alejchem. Wie frühere Werke des Autors beschwören diese Geschichten die Welt der jüdischen Schtetl, aber sie zeigen sie verunsichert, erschüttert. Eine Welt, die ihre Gewissheiten verloren hat." Thomas Schmid, DIE WELT
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