In sparsamer, eindringlicher Sprache und in unvergesslichen Bildern beschreibt Tarjei Vesaas das Innenleben des Sonderlings Mattis und seinen Blick auf die Welt, und dabei auch sein Unvermögen, sich auszudrücken, sich mit anderen Menschen zu verständigen. Das Ungesagte zwischen den Zeilen, das im Grunde Unsagbare fügt Vesaas in einzigartiger, unverwechselbarer Weise ins feine Netz der Erzählung und erzeugt damit poetische Spannung und ein unbedingtes Mitgefühl für Mattis. Hinrich Schmidt-Henkel versteht es auf fast magische Weise, die Zwischentöne, Auslassungen und die Verknappung in der deutschen Übersetzung nachzubilden und uns die Geschichte mit ihrer ganz eigenen Melodie so nahezubringen, dass uns gar nichts übrig bleibt, als den Roman und seine Hauptfigur Mattis tief ins Herz zu schließen.
2020. 260 S. 12.4 x 19.5 cm, Lesebänd., geb. mit SU. Guggolz, Berlin.
- Artikelart Buch
- Bestellnummer 1026639
- ISBN 978-3-945370-28-5
- Erscheinungstermin 23.11.2020
- Verlag Guggolz
- Seitenzahl 260
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Tarjei Vesaas (1897-1970) war der älteste Sohn eines Bauern in Vinje/Telemark, dessen Familie seit 300 Jahren im selben Haus lebte. Vesaas wusste früh, dass er Schriftsteller werden wollte, verweigerte die traditionsgemäße Übernahme des Hofes und bereiste in den 20er und 30er Jahren Europa. 1934 heiratete er die Lyrikerin Halldis Moren und ließ sich bis zu seinem Tod 1970 in der Heimatgemeinde Vinje auf dem nahe gelegenen Hof Midtbø nieder. Vesaas verfasste Gedichte, Dramen, Kurzprosa und Romane, die ihm internationalen Ruhm einbrachten. Er schrieb seine Romane auf Nynorsk, der norwegischen Sprache, die - anders als Bokmål, das »Buch-Norwegisch« - auf westnorwegischen Dialekten basiert. Abseits der Großstädte schuf Vesaas ein dennoch hochmodernes, lyrisch-präzise verknapptes Werk mit rätselhaft-symbolistischen Zügen, für das er mehrmals für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde. Als seine größten Meisterwerke gelten das »Das Eis-Schloss«, für das er 1964 den Preis des Nordischen Rats erhielt, und »Die Vögel«, das Karl-Ove Knausgård als »besten norwegischen Roman, der je geschrieben wurde« bezeichnete.
Schmidt-Henkel, Hinrich
Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959 in Berlin, übersetzt aus dem Französischen, Norwegischen und Italienischen u. a. Werke von Henrik Ibsen, Kjell Askildsen, Jon Fosse, Tomas Espedal, Louis-Ferdinand Céline, Édouard Louis und Tarjei Vesaas. Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. (gemeinsam mit Frank Heibert) mit dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW und zuletzt 2018 mit dem Königlich Norwegischen Verdienstorden.
Hermann, Judith
Judith Hermann, 1970 in Berlin geboren, erhielt nach einer journalistischen Ausbildung 1997 das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste. 1998 erschien ihr erstes Buch »Sommerhaus, später«, für das sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Judith Hermann lebt in Berlin.
Es ist eine zeitlos-schöne Prosa, die Schmidt-Henkel einfühlsam ins Deutsche gebracht hat: Erzählt wird sparsam, in einfacher, karger Sprache, und doch führt uns diese Sprache in die komplexe Gefühlswelt des in seiner Adoleszenz erstarrten Mattis. (…) Es gibt keine Psychologisierungen bei Vesaas, aber doch finden sich bei ihm alle Schattierungen menschlicher Sehnsüchte, Abgründe und Verlorenheiten.
Ulrich Rüdenauer, mdr Kultur
Was für eine Wiederentdeckung: (…) Man versinkt in diesem eigentümlich wilden Buch – glänzend übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel –, wird so eingesponnen in Mattis’ feinnervig konfuse Welt, dass man ein wenig betäubt in die Wirklichkeit schaut, wenn man auftaucht aus der Lektüre.
Gabriele von Arnim, Deutschlandfunk Kultur