Nieradka-Steiner, Magali
Exil unter Palmen
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Flucht vor Hitler: Das Leben der Exil-Autoren an der Côte d’Azur
In den 1930er Jahren trafen sich ins Sanary-sur-Mer Ernst Toller und Bertolt Brecht am Hafen. Lion Feuchtwanger besaß hier ein Haus am Meer. Thomas Mann besuchte mit seiner Frau die Kirmes, während ihr Sohn Klaus Mann am ›Mephisto‹ schrieb. Doch die Idylle war trügerisch, denn bald würden die Folgen des Nazi-Terrors auch den Süden Frankreichs erreichen.
Magali Nieradka-Steiner sprach mit den letzten Zeitzeugen und nutzte bisher nicht bekannte Dokumente, um das Schicksal deutscher Schriftsteller im Exil nachzuerzählen.
- Wie ein Dorf in Südfrankreich zur »Hauptstadt der deutschen Literatur« wurde
- Thomas Mann im Exil: Weshalb dem Nobelpreisträger viele Schriftsteller folgten
- Vom Schreiben leben? Wie die Autoren ihren Lebensunterhalt bestritten
- Vom Rückzugsort zur Mausefalle: Der Kriegsbeginn verändert alles
- Der Erfolgstitel jetzt als Taschenbuch in der Reihe wbg paperback
Der Krieg kommt näher: Wie es nach der Flucht ans Mittelmeer weiterging
Der Aufstieg des Nationalsozialismus und die »Machtergreifung« Hitlers bedeuteten für viele deutsche Philosophen, Schriftsteller, Journalisten und Maler, dass ihr Heimatland kein sicherer Aufenthaltsort mehr war. Das zwischen Marseille und Toulon gelegene Sanary-sur-Mer wirkte zunächst wie ein geeigneter Zufluchtsort. Hier lebten bereits Künstler aus Paris und dem Ausland, die auf der Suche nach einer ruhigen Arbeitsatmosphäre den südfranzösischen Ort für sich entdeckt hatten. Doch bei Kriegsbeginn erklärte Frankreich die Deutschen zu feindlichen Ausländern. Wer nicht rechtzeitig nach Übersee emigrieren konnte, wurde interniert, deportiert und ermordet.
Die Deutsch-Französin Magali Nieradka-Steiner erzählt eindringlich, wie sich universale Katastrophe und individuelles Schicksal in Sanary kreuzten.
2., durchges. Aufl. (1. Aufl. 2018). 2022. 272 S. mit 32 s/w Abb., Bibliogr. und Reg., 14,5 x 21,5 cm, kart. wbg Paperback, Darmstadt.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Broschur
- Bestellnummer 1027681
- ISBN 978-3-534-27395-9
- Verlag wbg Paperback
- Abbildungen 32 Illustrationen, schwarz-weiß
- Sprache Deutsch
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Hier ist man eben Kurgast und nicht Emigrant.
Marta Feuchtwanger an Arnold Zweig, 10. April 1934
Unbedingt lesenswert!
SWR Lesenswert
Die deutsch-französische Autorin Magali Nieradka-Steiner […] lässt in ihrem Buch […] diese außergewöhnliche Zeit lebendig werden, in der Sanary-sur-Mer unversehens zur Hauptstadt der deutschen Literatur avancierte.
Lesart
Eine ausgesprochen gut dokumentierte Arbeit
Frankreich erleben
Anregend und […] unterhaltsam zu lesende Studie
ekz Bibliotheksservice
Eine wunderbar dichte und atmosphärische Beschreibung der Lebensumstände im französischen Exil
kulturbuchtipps.de
Ein fesselndes Buch
Als ich den Mephisto von Klaus Mann noch einmal gelesen hatte, hat mich interessiert, unter welchen Umständen dieses Buch entstanden ist. Die Schicksale vieler im Exil lebender Künstler werden im Buch eindrucksvoll beleuchtet. Mich hat der Kontrast zwischen der idyllischen Kulisse der Côte d'Azur und den teils tragischen Lebenswegen, die hier beschrieben werden, erschreckt und fasziniert zugleich.
Ein Exil für die deutsche Literatur
Während wir heute die Côte d’Azur mit Urlaub in Verbindung bringen, hatten die Reisenden Anfang des 20. Jahrhunderts zumeist andere Beweggründe. Einerseits wollten sie natürlich die Sonne genießen, hatten zum Teil gesundheitliche Probleme, ein Aufenthalt in wärmeren Gebieten wurde zur Therapie. Doch rasch entwickelte sich der „letzte Zipfel Europas“ zu einem Zufluchtsort, vereinte gestrandete Weltenbummler, Maler, Schriftsteller u.a. Der kleine Ort Sanary-sur-Mer wurde zum Rettungsanker bekannter Namen, wie Franz Werfel, die Familie Mann, Marta und Lion Feuchtwanger, Stefan Zweig, die Huxleys und vieler anderer.
Spätestens seit Hitlers Machtübernahme und dem darauf folgenden Umbruch wurden diese Menschen nicht mehr als Künstler gehandelt, sondern wurden zu Staatsfeinden degradiert, Bücherverbrennungen, Vertreibungen, Konfiszieren des Vermögens – es wurde mit harten Bandagen gekämpft. Durch verschiedene Kontakte und Vernetzungen konnten sie zum Glück den Nazis entkommen und sich ihr „Exil unter Palmen“ aufbauen. Niemand wusste wie lange sie sich diese Auszeit nehmen mussten.
Die Autorin Magali Nieradka-Steiner ist akademische Mitarbeiterin an der Universität Heidelberg und Lehrbeauftragte an der Uni Mannheim. Sie beschäftigt sich mit Themen wie Exilforschung und Migration, kann hier auf ein enormes Wissen bauen. Sie versucht dieser Vielzahl an Namen Struktur zu geben, zeigt Verbindungen zwischen den Menschen auf, beschreibt die einzelnen Domizile der Vertriebenen.
Die Deutschen und Österreicher waren zunächst willkommen in Frankreich (zumindest bis Deutschland den Franzosen den Krieg erklärte), sie blieben unter sich und wurden von den Einwohnern des Ortes toleriert. Doch letztendlich wurden auch hier die Menschen vom System eingeholt und in diverse Internierungslager gebracht. Nur mit großer Hartnäckigkeit oder viel Glück konnten sie ihrem Schicksal entkommen. Z.B. konnte Lion Feuchtwanger mit Unterstützung von Miles Standish flüchten, indem Feuchtwanger mit Mantel und Kopftuch verkleidet als Standishs Schwiegermutter fungierte. Viele solcher Geschichten und Anekdoten finden sich in diesem Buch und machen dieses lesenswert.
Es dauerte einige Zeit, bis sich Sanary-sur-Mer seiner Vergangenheit stellte. Heute gibt es eine Gedenktafel, die an die vielen Menschen erinnert, die hier Zuflucht suchten und letztendlich doch auch diesen Rettungsanker aufgeben mussten. Über sechzig Namen finden sich auf dieser Erinnerungstafel – Menschen, die Angst und Terror hinter sich lassen konnten und nach Amerika emigrierten und Menschen, die den Ort nur als Zwischenstation nutzten, um den Krieg zu überstehen und danach wieder in ihre Heimat zurückkehrten. Zumindest werden diese Menschen nicht vergessen, wird ihr Andenken hochgehalten, seit Jahren werden verschiedenste Ausstellungen oder auch Tagungen organisiert, die das Exil ins Bewusstsein bringen.
Ein interessantes Buch über Einzelschicksale prominenter Schriftsteller und deren Zufluchtsort am Mittelmeer. Gerne vergebe ich vier Sterne.
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