Lessing, Theodor
Theodor Lessing: Kultur und Nerven
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»Ich warf eine Flaschenpost in das unermessliche Dunkel.« Theodor Lessing wurde 1933 von den Nazis ermordet, endlich wird er wieder entdeckt. In »Kultur und Nerven« findet sich seine legendäre Schrift »Der Lärm« wie eine Satire zu Wagner - wider den bleiernen deutschen Ernst. Die hier versammelten 168 kleinen Schriften des großen deutsch-jüdischen Denkers sind eine Sammlung philosophisch-psychologischer Kostbarkeiten. Zusammengestellt und kommentiert von Ossietzky-Preisträger und Lessing-Biograph Rainer Marwedel. Ein Genuß.
Band 1: Texte Band 2: Kommentar
»Der Mensch ist ein von Natur aus schreiendes Wesen. Auch in der Kunst, auch in der Wissenschaft wird überall nur geschrien.« Theodor Lessings philosophische und psychologische Texte wurden im Kaiserreich und in Weimar in Zeitungen und Zeitschriften gedruckt. Lessings große Gabe, den Wandel der Welt fassbar, begreifbar zu machen, ist einzigartig in der deutschen Philosophie, vergleichbar mit Heine, Schopenhauer und Nietzsche; und mit Heinrich Heine auch Lessings Humor: In Deutschland gehe nichts »in kunstheiterer, freier, fröhlicher, humoristischer und ironischer Form« vor sich, alles werde entsetzlich feierlich genommen, schrieb Theodor Lessing.
Die beiden Bände »Kultur und Nerven. Kleine Schriften 1908-1909« enthalten neben Texten zum Theater und zur Reformpädagogik zwei philosophische Studien sowie eine ästhetische Betrachtung zu Raffaels Madonna Sixtina; weiterhin den unter Zionisten umstrittenen Reisebericht aus dem jüdischen Galizien und eine von Wagnerianern nicht durchweg geschätzte satirische Gralfahrt nach Bayreuth; schließlich die legendäre Schrift »Der Lärm«, und, erstmals in Buchfassung vorliegend und durchgehend kommentiert: alle seine Beiträge zu der von ihm gegründeten Zeitschrift »Der Antirüpel«. Monatsblätter zum Kampf gegen Lärm, Roheit und Unkultur im deutschen Wirtschafts-, Handels- und Verkehrsleben.« Die hier versammelten 168 Texte sind ein Beleg dafür, wie ein deutscher Jude versuchte, die deutsche Kultur von ihrer steifen Ernsthaftigkeit zu befreien.
»Kein Tier schreit so unaufhörlich, nachdem es den Mutterleib verlassen hat. Nur der Mensch ist ein von Natur aus schreiendes Wesen. Und er bleibt seiner Wesensart konsequent getreu, bis zu einem immer noch allzu späten Tode ... Auch in der Kunst, auch in der Wissenschaft wird überall nur geschrien. Man schreit in in Zeitschriften, Zeitungen, Journalen, denn diese sind nichts anders als fortgesetztes, unaufhörliches öffentliches Betten- und Teppichklopfen ... Nichts fällt den Menschen schwerer als schweigend zu sterben ... Eine tiefe Weisheit liegt darin, daß bei Homer die Trojaner mit großem Schlachtgeschrei in den Todeskampf ziehen, während die Griechen ohne einen Laut sich in den letzten Kampf begeben.« aus Theodor Lessing, Der Lärm in »Kultur und Nerven. Kleine Schriften 1908-1909«
Inhaltsverzeichnis zu den aufgeführten Schriften unter »Weitere Informationen«
Bitte beachten Sie auch Lessings »Nachtkritiken. Kleine Schriften 1906-1907«: 1029663
2021. 2 Bd. Zus. 1928 S. 13 x 23 cm. Ln. mit SU im Schuber. Wallstein, Göttingen. Herausgegeben von Ossietzky-Preisträger Rainer Marwedel.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Leinen mit Schutzumschlag
- Bestellnummer 1029574
- ISBN 978-3-835-33611-7
erhältlich als:
- Open-Access-Dokument
- Zusätzliche Inhalte
- Weiterführende Links
- Präsentationen
- Buchflyer
Rainer Marwedel beschäftigt sich seit über 35 Jahren mit Leben und Werk Theodor Lessings. 1990 erhielt er für seine Biographie »Theodor Lessing 1872-1933« sowie für die von ihm herausgegebenen Werke Lessings den Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg. Die Lessing-Sammlung »Kultur und Nerven. Kleine Schriften 1908-1909« wird von Rainer Malwedel herausgegeben und kommentiert.
Theodor Lessing war einer der schillerndsten Intellektuellen im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts...Er war ein Tausendsassa: Philosoph, Dichter, Frühfeminist, ökologischer Warner, Volkshochschulgründer und Streiter für liberale, humane Werte, gehasst von Nationalisten und Antisemiten. Neben den Lärmschriften enthält dieser Band zudem Reflexionen über Kant und Darwin, Theaterkritiken, zahlreiche Gedichte,Reisebeschreibungen, pädagogische Plaudereien, ästhetische Betrachtungen sowie die Grundlegung einer Ethik. Die Hauptforderung Lessings aber ist: das „Recht auf Stille“
. SWR2
Nein, die brülldeutschen Zeitläufte konnte Theodor Lessing nicht ändern. Den Nationalismus, den er ›seiner Barbarei wegen, seiner sadistischen Orgie und Kulturwidrigkeit wegen, seiner Beleidigung des deutschen Geists wegen‹ bekämpfte, wie Arnold Zweig schrieb, konnte er nicht aufhalten. Und doch: Es ist schon etwas, anderen Mut gemacht zu haben im Kampf gegen den Hass, der ihn am Ende umbrachte.
Martin Hecht, Mainz in DIE ZEIT
Sowenig Theodor Lessing mit seinem Denken in die Weimarer Republik gepaßt hat, sowenig paßte er in die deutschen Nachfolgestaaten. Er war, mit einem aktuellen Klischee gesagt: ein Querdenker. Und er war, was ihm Feindschaft bis weit übers Grab hinaus eintrug, ein prophetischer Aufklärer, ein unkorrumpierbarer Mahner, ein Satiriker von hohen Gnaden, eine Gestalt, die, dank ihrer Vorahnungen und Weitsicht, der eigenen Epoche unerhört weit vorausgewesen ist.
Günter Kunert, DIE ZEIT
Prophet war Lessing auch in einem kulturkritischen Sinn, wenn er Amerika als Motor einer Globalisierung und die Konvergenz mit einem Sozialismus vorhersah, die beide im Zeichen des Fortschritts die Weltgesellschaft in eine alles „vernutzende“ (so ein Lieblingswort Lessings) Maschine verwandeln würden. Prophet war er aber auch im unmittelbaren Sinn, wenn er 1925 vor der Wahl Hindenburgs warnte, der 1933 Hitler zum Kanzler ernannte, ja wenn er gar den eigenen Tod durch Nazimörder vorhersah, die ihn 1933 im tschechischen Marienbad erschossen.
Hannes Schwenger, Tagesspiegel
Mit prophetischer Gabe beschrieb Lessing die graue Zukunft, die für ihn auf der gnadenlosen Ausbeutung der Natur beruhte. Die ungeheure Bedrohung durch den Fortschrittsglauben und der verlogene Umgang mit der Geschichte endete für Lessing im Welttod und das erregte bei seinen Zeitgenossen Aggressionen. Seine Kampfschrift gegen den Lärm und sein Aufruf gegen den Krieg wurde belächelt. Den Zustand der Welt versuchte er auch an dem Fall des Knabenmörders Haarman zu erklären oder an Hindenburg, der für ihn nur ein „Zero“ war, hinter dem aber ein Nero lauert. Lessing sah die Folgen des Ungeistes prophetisch voraus. Die antisemitische Hetze gegen ihn brachte ihn zu Fall. Aus Hannover vertrieben musste er 1933 nach Marienbad fliehen und wurde heimtückisch von Nazis erschossen.
Ria Endres über das Leben von Theodor Lessing, DLF
Der Philosoph und Feuilletonist Theodor Lessing (1871-1933) war seiner Zeit weit voraus. Er gründete schon 1908 einen Antilärm-Verein, protestierte wenig später gegen die Abholzung der Regenwälder und verurteilte den Krieg, der auch durch den Einsatz von Giftgas unendliches Leid hervorgerufen hat. „Seine Texte aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs sind hochaktuell“, betont Elke-Vera Kotowski vom Moses Mendelsohn Zentrum an der Universität Potsdam.
dpa
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