Fiedler, Lutz
Faustkeile
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Anhand von Faustkeilen macht er deutlich, wie unsere Umwelt von Beginn an in einem hierarchischen System von Symbolen unserem Bewusstsein verfügbar gemacht wurde und welche geistige Haltung die Menschen zu einem versöhnlichen Verhältnis zur Natur bewegte.
Und nicht zuletzt führt der reich bebilderte Band vor Augen, welche ästhetische Entwicklung von groben Anfängen bis hin zu perfekten Formgebungen diese Werkzeuge im Verlauf der Menschheitsgeschichte durchliefen.
2022. 360 S. mit 165 farb. und 217 s/w Abb., 21 x 29,7 cm, geb. wbg Academic, Darmstadt.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover
- Bestellnummer 1026816
- ISBN 978-3-534-27499-4
- Erscheinungstermin 04.02.2022
- Verlag wbg Academic
- Abbildungen 165 Illustrationen, farbig;217 Illustrationen, schwarz-weiß
- Sprache Deutsch
erhältlich als:
- Open-Access-Dokument
- Zusätzliche Inhalte
- Weiterführende Links
- Präsentationen
- Buchflyer
Er war bis zu seiner Emeritierung Leiter der Archäologischen Abteilung des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen in Marburg sowie zunächst Lehrbeauftragter, dann Honorarprofessor für die Archäologie der Steinzeit an der Philipps-Universität Marburg.
Ein imposantes Standardwerk
Der Titel von Fiedlers imposantem Werk könnte vermuten lassen, es handle sich um eine reine Auflistung und Beschreibung von Faustkeilen – jener symmetrischen, ovalen bis tropfenförmigen Steinwerkzeuge, die in großen Teilen der Alten Welt für die älteste Steinzeit vor 2 Millionen bis 50 000 Jahren charakteristisch waren. Doch obwohl der opulente Band mit seinen mehr als 220 Zeichnungen und über 160 Farbfotos (einschließlich ausführlicher Detailbeschreibungen) einen eindrucksvollen und umfassenden Überblick über die Formenvielfalt und Unterschiedlichkeit der Faustkeile gibt und insofern zweifellos auch die Funktion eines fachwissenschaftlichen Standardwerkes bravourös erfüllt, besteht Fiedlers Anliegen doch in weit mehr.
Dem früheren leitenden Denkmalpfleger und Archäologieprofessor an der Universität Marburg geht es in seinem Buch – wie schon dessen Untertitel „vom Ursprung der Kultur“ andeutet -, maßgeblich auch darum, „anhand von Faustkeilen dem Entstehen und Wesen von Kultur, den intelligenten und ästhetischen Leistungen unserer Vorfahren“ nachzuspüren und „Einblicke in ihre gedanklichen Konzepte und geistigen Fähigkeiten“ zu gewinnen (S.11). Fiedler nimmt den Leser daher nach der Klärung der wesentlichen Grundbegriffe und einem systematischen Überblick über die Herstellungstechnik, Chronologie und Verbreitung der Faustkeile sowie der sie nutzenden Frühmenschenformen im fast zwei Drittel des Buchumfangs ausmachenden allgemeinen Teil des Buches mit auf eine Entdeckungsreise in die Lebenswelt der paläolithischen Faustkeilhersteller, ihr Denken und ihre Kultur. Er beleuchtet dabei sehr viel weitergehende und elementarere Fragen wie etwa nach der sozialen und ideellen Bedeutung der Faustkeile für ihre Hersteller, nach den geistigen und kulturellen Voraussetzungen für ihre Anfertigung und nach den Gründen für die kontinuierliche Herstellung und Verwendung dieser kunstvoll hergestellten Steingeräte über nahezu zwei Millionen Jahren hinweg.
Diese für uns unvorstellbar lange Verwendungszeit und ihre immer weiter fortschreitende Vervollkommnung und ästhetische Verfeinerung bis hin zu regelrechten ‚Steinkunstwerken‘ seien nur erklärbar, so Fiedler, wenn die Faustkeile über ihren praktischen Nutzen hinaus auch eine weitergehende Bedeutung für die Frühmenschen als Zeichen und Ausdruck ihrer Gruppenidentität, ihrer sozialen Normen und Traditionen hatten und auf diese Weise gewissermaßen ihr „allgemeines Weltverständnis“ zum Ausdruck brachten (S.123). Ohne auch solche Aspekte zu berücksichtigen und zu verstehen, bestehe die Gefahr, die Fähigkeiten und Leistungen der Frühmenschen grundlegend unterzubewerten und zu unterschätzen - „die Illusion eines mit Fellfetzen bedeckten Halbmenschen ist nicht selten das traurige Ergebnis“, so der Urgeschichtsforscher (S.93), wofür er in seinem Buch zahlreiche Beispiele gibt.
Insgesamt liefert Fiedlers opulentes Werk trotz seiner scheinbar nur begrenzten und ausschnitthaften Thematik dank seines weiten, fachübergreifenden Blickwinkels mehr an Einsichten und Erkenntnissen über die Welt und das Leben der paläolithischen Faustkeilhersteller und über die Frühgeschichte der Menschheit als manch anderer Band, der diesen Anspruch explizit und plakativ im Titel trägt. In einem stellenweise bewußt unkonventionellen und hin und wieder auch subjektiv und autobiographisch gefärbten Stil eröffnet Fiedlers Buch dem interessierten Leser völlig neue Sichtweisen auf die für uns so unvorstellbar weit ins Dunkel der Vorgeschichte entrückte Welt der frühesten Menschen und Entstehungszeit der Menschheit. Unterm Strich ein in jeder Hinsicht eindrucksvolles Standardwerk, das sowohl als fachwissenschaftliches Übersichts- und Nachschlagewerk wertvoll als auch als Leitfaden und Ideengeber für das Verständnis der Menschwerdung erhellend, ja im Grunde fast unentbehrlich ist.
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