Schreiber, Juliane Marie
Ich möchte lieber nicht
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Warum positives Denken uns nicht weiterbringt, Schimpfen aber schon
Dieses Buch ist ein Aufruf zum Widerstand gegen die Ideologie unserer Zeit: den Zwang des Glücks.
Ratgeber und Duschbäder fordern uns auf, positiv zu sein. Wir sollen Scheitern als Chance begreifen und ständig unser Selbst entfalten. Doch der Terror des Positiven nervt, belastet jeden von uns und schwächt den Zusammenhalt: Wir betrachten Glück als Prestige und verstehen politische Probleme als persönliches Versagen. Das zeigt nicht nur die psychologische Forschung, sondern auch die Geschichte.
Dagegen hilft nur Rebellion: Schimpfen ist Ausdruck gelebter Freiheit, ohne Schmerz gibt es keine Kunst, und Wut ist der Motor des Fortschritts. Denn die Welt wurde nicht von den Glücklichen verändert, sondern von den Unzufriedenen.
»Die Wahrheit tut weh, darum wird Schreibers Buch Sie nicht glücklich machen. Aber es wird Sie zum Denken bringen, und das ist das Einzige, was heute zählt.« Slavoj Zizek
»Beschissen drauf sein endlich wieder salonfähig machen! Das Wort 'negativ' endlich wieder positiv besetzen!« Shahak Shapira
- Artikelart Buch
- Ausstattung Broschur
- Bestellnummer 1030321
- ISBN 978-3-492-06284-8
- Verlag Piper, München
- Seitenzahl 208, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
erhältlich als:
- Open-Access-Dokument
- Zusätzliche Inhalte
- Weiterführende Links
- Präsentationen
- Buchflyer
In ihrem aktuellen Buch „Ich möchte lieber nicht. Eine Rebellion gegen den Terror des Positiven“ von 2022 behandelt die Politologin und freie Journalistin Juliane Marie Schreiber ein entscheidendes Problem unserer Zeit: den Zwang des Glückes.
Juliane Marie Schreiber: Ich möchte lieber nicht
Schreiber kritisiert vor allem den Kapitalismus und den Neoliberalismus, der diesen Zwang der Positiven durch den Konsum potenziert. Es geht hierbei keinesfalls um eine natürliche glückliche oder hoffnungsvolle Stimmung, sondern den durch Wirtschaft und Politik herbeigeführten und forcierten Zwang, den wir durch unsere soziologische Prägung schon sehr verinnerlicht haben. Das Resultat ist Stress und Unzufriedenheit, den wir durch mehr Konsum versuchen auszublenden.
Schreiber beginnt den ersten Teil ihres Buches damit aufzuzeigen, dass dieses zwanghafte Positive seit einiger Zeit vermehrt in unserem Alltag zu finden ist. Dabei macht Schreiber der Leserschaft deutlich, was für eine Industrie hinter dem erzwungenen Glück steckt. Ein Millionengeschäft.
Und es geht noch weiter: Bei Instagram verkaufen Influenzer:innen vielversprechende Glückspillen, Beauty- und Entspannungsroutinen, die Coachingbranche boomt und das eigene Selbst ist zur Marke mutiert.
Denn ideal ist, wer schön, glücklich und in ständiger Selbstoptimierung ist. Dieser Wahn geht beispielsweise so weit, dass Menschen sich pseudowissenschaftlichen Überlebensberater:innen hingeben, obwohl mit ihnen alles in Ordnung ist, einfach „weil sie es sich wert sind“. Es hat sich übrigens herausgestellt, dass nur gut 30 % der "Coaches" (hierbei handelt es sich nicht um einen geschützten Begriff) seriös sind.
Dieser Zwang des Glückes führt jedoch eher dazu, dass man innerlich ausbrennt anstelle tatsächliches Glück zu finden. Ein weiteres Symptom dieser Manie ist zudem, dass es Knigge ist Negatives zu verschweigen und so wird dieser Prozess noch zusätzlich befeuert.
Dies zeigt sich im Phänomen der "Positiven Psychologie". Diese führt nicht nur zu leichteren Brieftaschen, sondern birgt eine echte Gefahr in sich. Die Positive Psychologie verspricht Heilung durch eine positive Grundeinstellung, frei nach dem Motto: Wer nur fest an sich glaubt, der kann alles erreichen. In der Praxis hat sich allerdings gezeigt, dass positive Affirmationen weder gegen Krebs noch gegen Depressionen oder den natürlichen Alterungsprozess helfen. Die Krankheit geht nicht weg? Dann nutzen Sie Ihre Krankheit als Chance! Solche fest verankerten Einstellungen führen dazu, dass sich Kranke und Alte mehr und mehr als Last fühlen und sich im schlimmsten Fall nicht mehr trauen, um Hilfe zu bitten.
Und die Gesellschaft spiegelt dieses Bild sich bloß nicht mit Negativem zu beschäftigen wieder. Für Schreiber ist hier sehr beschreibend, dass wir den Tod ausgelagert haben. Anstatt Menschen in ihrem geliebten Zuhause abtreten zu lassen ist es heute üblich, sie in Hospize zu bringen. Aus den Augen, aus dem Sinn?
Du kannst alles schaffen, wenn Du fest genug daran glaubst. Durch dieses Mantra werden Menschen sukzessiv benachteiligt. Kinder, die in Armut aufwachsen, haben nicht dadurch ein leichteres Leben, dass sie „nur-genug-wollen“. Dabei ist aktuell jedes 5. Kind von Armut bedroht. Der Zwang zum Positiven versperrt allerdings die Sicht auf dieses Problem – keines der inneren Einstellung, sondern ein politisches.
Der zweite Teil des Buches behandelt im Wesentlichen die positiven Seiten des Negativen. Hierzu erläutert Schreiber zunächst, weshalb ständiges Glück weder gesund noch wünschenswert ist. Ihre Argumentation stützt sich zunächst auf die psychische Erkrankung der Manie und im Anschluss daran an den Glückszustand bei dem Konsum diverser Drogen, die im Krieg Anwendung fanden um die Soldaten zu beflügeln und ihnen die Angst vor dem Töten zu nehmen. Schreiber zeigt auf: Ständiges Glück ist ein wahnsinniger Stress für den Körper und macht uns zugleich dumm und unaufmerksam.
Ab und zu mal mit einer negativen oder realistischen Grundeinstellung durchs Leben zu gehen macht uns laut Schreiber dagegen deutlich sensibler und empathischer für unsere Mitmenschen. Außerdem leben pessimistische Menschen länger, so Schreiber. Dies liegt daran, dass sie meist vorsichtiger und besonnener leben. Außerdem lassen diejenigen, die fluchen, eher ihre Gefühle raus. Ein Beispiel: Was fühlt sich besser an als eine Autofahrt, in der man bei geschlossenen Fenstern munter seine Mitmenschen beschimpfen konnte? Zuletzt dürfen wir auch nicht vergessen, dass unzufriedene Menschen meist diejenigen sind, die Veränderungen auslösen. Denn Veränderung entsteht nur durch Unzufriedenheit. Zudem versuchen die Menschen, die unzufrieden sind, dieses individuell zu lösen, beispielsweise durch eine Therapie. Auch hier pocht Schreiber darauf: Es handelt sich um ein politisches Problem.
Manches Mal bedient sich Schreiber an etwas zu überspitzten Witzen, die nicht notwendig gewesen wären (aber über Humor lässt sich bekanntlich nicht streiten). Nichtsdestoweniger punktet Schreibers Darstellung nicht nur durch ihren höchst amüsanten Schreibstil, der ab und an ins polemische rutscht, sondern auch dadurch, dass sie ihre Thesen und Argumente immer durch Aussagen bedeutender Wissenschaftler:innen oder mit Studien belegt. Zudem geht sie dieses Thema nicht nur persönlich, sondern auch soziologisch, politisch und philosophisch an, wodurch das Buch sehr abwechslungsreich gestaltet ist.
Und lassen Sie sich nicht von diesem nichtssagenden, wenngleich schönen Cover abschrecken: Schreiber schreibt knallhart und so nichtssagend das Cover ist, so punktiert, schlau und schlagfertig ist "Ich möchte lieber nicht".
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