Amlinger / Nachtwey
Gekränkte Freiheit
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Journalisten, die sich als Rebellen gegen angebliche Sprechverbote inszenieren, Künstlerinnen, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse infrage stellen: Der libertäre Autoritäre hat Einzug gehalten in den politischen Diskurs. Er sehnt sich nicht nach einer verklärten Vergangenheit oder der starken Hand des Staates, sondern streitet lautstark für individuelle Freiheiten. Etwa frei zu sein von Rücksichtnahme, von gesellschaftlichen Zwängen - und frei von gesellschaftlicher Solidarität.
Der libertäre Autoritarismus, so Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in ihrem Buch »Gekränkte Freiheit«, ist eine Folge der Freiheitsversprechen der Spätmoderne: Mündig soll er sein, der Einzelne, dazu noch authentisch und hochgradig eigenverantwortlich. Gleichzeitig erlebt er sich als zunehmend macht- und einflusslos gegenüber einer komplexer werdenden Welt. Das wird als Kränkung erfahren und äußert sich in Ressentiment und Demokratiefeindlichkeit. Amlinger und Nachtwey erläutern auf der Grundlage von Fallstudien die sozialen Gründe, die zu einem Wandel des autoritären Charakters führten, wie ihn noch die Kritische Theorie sich dachte.
Die Spätmoderne bringt einen Protesttypus hervor, dessen Ruf nach individueller Souveränität eine Bedrohung ist für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen: die Verleugnung einer geteilten Realität.
»Berechtigte Kritik an politischen Missständen versus Haltungen und Praktiken, die Mensch und Demokratie gefährden - die lesenswerte Studie von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey hilft dabei, das eine sehr genau vom anderen zu unterscheiden.« Anne-Kathrin Weber, DLF
»Gekränkte Freiheit«:Ein wichtiger und hochaktueller Beitrag zur Debatte über den Zustand unserer Demokratie.
»In heutigen Freiheitskonflikten kulminiert eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahrzehnten angedeutet hat. Sichtbar wird sie mit der Rückkehr des intervenierenden Staates, der das individuelle Handeln einschneidend limitiert. Anders als klassische Rechte wollen die Menschen, die nun auf die Straße gehen, keinen starken, sondern einen schwachen, geradezu abwesenden Staat. Ihre zuweilen frivole Subversion und die rabiate Ablehnung anderer Ansichten zeugen jedoch zugleich von autoritären Einstellungen. Sie verneinen die Solidarität mit vulnerablen Gruppen, sind verbal martialisch und hoch aggressiv gegen jene, die sie als die Verursacher von Einschränkungen ihrer Freiheit identifizieren. Sie tragen rechte Verschwörungstheorien vor, aber den Vorwurf, rechts zu sein, weisen sie entschieden von sich. Dieser Autoritarismus, der auf der unbedingten Autonomie des Individuums beharrt, ist ein Symptom dafür, dass die etablierten politischen Koordinaten in Unordnung geraten sind. Was steckt hinter diesem Wandel? Waren solche Menschen schon immer autoritär, und war uns das nur nicht bewusst? Oder haben sie eine plötzliche biografische Wende vollzogen?« Aus der Einleitung des Buches »Gekränkte Freiheit« von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey
LESEPROBE UNTER "WEITERE INFORMATIONEN"
INHALTSÜBERBLICK
Einleitung
1. Aporien der Aufklärung: Kritische Theorie der Freiheit
2. Freiheit in Abhängigkeit: Dialektik der Individualisierung
3. Ordnung der Unordnung: Gesellschaftlicher Wandel und regressive Modernisierung
4. Soziale Kränkung: Zum sozialen Charakter aversiver Gefühle
5. Libertärer Autoritarismus: Eine Bewegung der verdinglichten Freiheit
6. Sturz der Wahrheitssuchenden: Gefallene Intellektuelle
7. Wiederverzauberung der Welt: Coronaproteste
8. Subversion als destruktives Prinzip: Regressive Rebellen
Schluss
Anmerkungen
Literatur
Dank
Sachregister
3. Aufl. 2022. 480 S. 14 x 22 cm, geb. mit SU. Suhrkamp Verlag, Berlin.
- Artikelart Buch
- Ausstattung Hardcover
- Bestellnummer 1031547
- ISBN 978-3-518-43071-2
- Verlag Suhrkamp, Berlin
- Seitenzahl 480
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Oliver Nachtwey, geboren 1975, ist Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel.
Berechtigte Kritik an politischen Missständen versus Haltungen und Praktiken, die Mensch und Demokratie gefährden – die lesenswerte Studie von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey hilft dabei, das eine sehr genau vom anderen zu unterscheiden.
Anne-Kathrin Weber, DLF
Die Stärke des Buches liegt dort, wo die Autoren, gestützt auf ihre Interviews, diese neuen Charaktere des Autoritären nachzeichnen, ihrer Herkunft aus Milieus der spätmodernen Gesellschaft nachgehen und die beiden Haupttypen charakterisieren.
Herfried Münkler, Berlin in der FAZ
Theoretisch originell und empirisch gehaltvoll ...
Christian Marty, NZZ
Die Originalität und große aktuelle Relevanz von Amlingers und Nachtweys Buch liegen nicht nur darin, dass sie die Logik und Dynamik eines neuen Protests greifbar werden lassen. Sie legen nuanciert und umsichtig dar, wie das, was sie als libertären Autoritarismus beschreiben, keine individuelle Pathologie und kein Syndrom bloß versprengter Einzelpersonen ist, sondern eine Diagnose der Gegenwart.
Novina Göhlsdorf, FAZ
Erhellende Bücher wie Gekränkte Freiheit sind ein Beitrag im andauernden Gespräch einer aufgeklärten Gesellschaft mit sich selbst.
Arno Frank, DER SPIEGEL
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